Somit stellt Taiwan keine Ausnahme mehr dar in Form einer offenen Wirtschaft ohne pandemiebedingte Einschränkungen. Der Kreditversicherer Credendo erinnert aber daran, dass die Zahl der Todesfälle nach wie vor zu den weltweit niedrigsten gehört und auch die Infektionszahlen deutlich unterdurchschnittlich sind. Dennoch steigen diese seit Mai an. Impfungen scheinen der einzige Weg zurück zu normalem Leben und normaler Geschäftstätigkeit zu sein. Ein höheres Impftempo erscheint daher unerlässlich und erklärt die Forderungen der taiwanesischen Behörden an die engsten Partner, Impfstoffe zu liefern. Die von der DPP geführte Regierung und Präsidentin Tsai Ing-wen stehen unter großem Druck der Bevölkerung.
Die Länderanalysten von Credendo sehen die innenpolitischen Risiken dennoch als begrenzt an und verweisen auf die starke Mehrheit der Regierung und den nächsten Wahltermin erst in 2024. Das kurzfristige Ziel der Regierung ist es, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzumildern, insbesondere auf den Tourismus und den privaten Konsum. Die Wirtschaft, die vor allem durch IT-Exporte angekurbelt wurde, wird neben der Pandemie auch von einer schlimmen Dürre getroffen, die die Halbleiterproduktion beeinträchtigt. In dieser Branche ist Taiwan weltweit führend. Credendo erwartet, dass die starken Wachstumsprognosen des realen BIP von 4,7 Prozent für 2021 (nach soliden 3,1 Prozent 2020) nach unten korrigiert werden müssen. Dennoch sollten die Exporte robust bleiben und von der weltweiten Nachfrage nach Technologieprodukten und -komponenten profitieren. Die Dynamik spiegelt sich auch in der positiven Entwicklung des Taiwan-Dollar wider.
Daher wird das Geschäftsumfeldrisiko von Credendo weiterhin stabil in der starken Klasse B/G gesehen. Ebenso positiv wird das kurzfristige politische Risiko gesehen, es bewegt sich in der besten Kategorie 1/7. Hintergrund ist die hervorragende Devisenausstattung.