Damit begegnet Indien der vorausgegangen Rekordrezession, die bei etwa 8 % lag. Die Erhöhung der öffentlichen Ausgaben ist ein Paradigmenwechsel. Die Regierung Modi war hier bislang sehr zurückhalten, um das Investment-Grade-Rating des Landes nicht zu gefährden. Deutlich zurückgefahren werden Ausgaben zur Bewältigung der Coronakrise wie Nahrungsmittelsubventionen und Beschäftigungsfonds für ländliche Gebiete. Nachdem die Landwirte bereits gegen Liberalisierungspläne Modis demonstriert haben, könnte dies nach Ansicht der Credendo-Länderanalysten zu weiterer Instabilität führen. Auf der Einnahmenseite hofft die Regierung auf einen Anstieg durch wirtschatliche Erholung und die Privatisierungen.
Ein großes Augenmerk wird weiterhin auf dem Bankensektor liegen. Nach einer teilweisen Rekapitalisierung wurden 2019 27 Staatsbanken zu zwölf zusammengeführt. Nun sollen einige davon privatisiert werden. Noch dringlicher ist, die National Asset Reconstruction Company (ARC), die bereits seit sieben Jahren als "Bad Bank" bezeichnet wird, endlich tätig werden zu lassen, um den Berg fauler Kredite zu verringern und das Vertrauen in die angeschlagene Finanzindustrie wiederherzustellen. Der schwache Bankensektor hat das Wachstum jahrelang gehemmt.
Die geplanten Maßnahmen sollten die im vierten Quartal 2020 begonnene wirtschaftliche Erholung stützen. "Wir glauben, dass Indien in diesem Jahr um 11,5 % wachsen kann - so stark wie keine andere hoch entwickelte Volkswirtschaft auf der Welt", sagte Credendo-Deutschlandchef Karsten Koch. "Wegen der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Coronapandemie sind die Voraussagen aber schwierig."