Nach der Bekanntgabe der neuen Bestimmungen erhoben Handels- und Industrieverbände Einwände beim Ministerpräsidenten. Sie äußerten Besorgnis über die zusätzlichen Kosten, die durch diese Vorschriften entstehen, und die Auswirkungen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die Behörden begründeten die Maßnahme als Möglichkeit zur Importkontrolle, die nach Beobachtung von Credendo zunehmend in den Focus rückt. Zudem soll lokale Produktion gefördert werden. Unklar ist, ob weitere Änderungen an der Verordnung vorgenommen werden.
Der Kreditversicherer sieht Ägypten unter Leistungsbilanzdruck. Als Öl- und Lebensmittelimporteur (Ägypten ist der weltgrößte Weizenimporteur) reagiert das Land besonders sensibel auf den aktuellen Anstieg der Rohstoffpreise und den Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Die Importrechnung Ägyptens war im dritten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahresquartal um 34 % gestiegen, das Leistungsbilanzdefizit wurde ausgeweitet. Es wird für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 18,4 Mrd. USD geschätzt.
Credendo stuft jedoch die kurzfristigen Liquiditätsrisiken als moderat ein. Die erfolgreiche Umsetzung eines IWF-Programms (2016 bis 2019) ermöglichte es dem Land, seine makroökonomischen Grundlagen zu stärken. Derzeit verfügt Ägypten über ausreichende Devisenreserven, um etwa 5 Monate Importe abzudecken. Auch die erwartete Erholung des Tourismussektors dürfte die Devisenreserven stützen. Vor diesem Hintergrund belässt Credendo das kurzfristige politische Risikorating in der mittleren Kategorie 4/7.
Mit Blick auf die Zukunft sieht der Kreditversicherer jedoch einige Schwachstellen. Die Abhängigkeit von ausländischen Kapitalzuflüssen und die schwachen öffentlichen Finanzen machen das Land anfällig für Kapitalabflüsse im Falle einer Verschärfung der globalen Finanzbedingungen (unter anderem aufgrund einer Straffung der US-Geldpolitik).