Sustainable Finance ist eine zentrale Herausforderung, der sich der Bankensektor in den kommenden Jahren stellen muss. Allein die Erreichung der Klimaziele ist nur zu bewältigen, wenn die Finanzierung der hierfür erforderlichen massiven Investitionen durch den Bankensektor intensiv unterstützt werden.
Einige Banken haben ihre Verantwortung in diesem Prozess erkannt und unternehmen konkrete Schritte. Beispielsweise hat die DZ Bank ihr 64 Mrd. Euro Kreditportfolio anhand der 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung analysiert und den Forderungen Positiv- und Negativwerte zugeordnet (Quelle: https://www.dzbank.de/content/dzbank_de/de/home/unser_profil/presse/themenspecials/marktplatz/dz-bank-macht-ernstmitsustainablefinance.html).
Die GLS Bank setzt auf konkrete Messung der nachhaltigen Wirkung von Investitionen (Quelle: https://www.gls.de/privatkunden/wirkung/).
Neben diesen Positivbeispielen fällt jedoch auf, dass viele Banken noch wenig konkrete Schritte unternommen haben und Aussagen zur tatsächlichen Nachhaltigkeit einer Bank schwierig sind (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/esg-berichte-kraut-und-rueben-zur-nachhaltigkeit-der-banken-17204773.html?GEPC=s53). Zielke Research consult analysiert die Nachhaltigkeitsausrichtung der Banken und vergibt eine Bewertung in den Kategorien Environment, Social und Governance sowie die Gesamtpunktzahl (Quelle: https://www.zielke-rc.eu/csr-reports-banken-ranking-gesamt/). In diesem Ranking belegen KfW, Landesbank Baden-Württemberg, Deutsche Kreditbank (DKB), Stadtsparkasse Wuppertal und GLS Gemeinschaftsbank die Plätze 1-5 für das Jahr 2019.
Bei den Investitionen in Publikumsfonds lässt sich der Bedeutungszuwachs im Volumen schon klar ablesen. Das Volumen nachhaltiger Fonds stieg in 2020 um 29% (33 Milliarden Euro), wohingegen der Zuwachs bei konventionellen Fonds nur 3% betrug (Quelle: https://www.bvi.de/ueber-die-branche/nachhaltigkeit/).
Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsthemen wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, insbesondere getrieben durch die Klimadiskussion. Demzufolge wird der Druck auf die Kreditinstitute kontinuierlich zunehmen, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Sustainable Banking nicht nur in bunten Marketingfolien ausgelebt werden kann, sondern sich in konkreten Bankprozessen niederschlägt. Eine zentrale Bedeutung kommt dabei dem KYC-Prozess zu, der sich in Richtung von Sustainable KYC entwickeln wird.
Im KYC Prozess erfolgt heute die Prüfung von neuen Geschäftskunden in Hinblick auf die Anforderungen des Geldwäschegesetzes. Es geht darum, vor Beginn einer Geschäftsbeziehung zu erkennen, welcher wirtschaftlich Berechtigte tatsächlich hinter einer juristischen Person steckt. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass ein Unternehmen zur Finanzierung von Terrorismus oder zum Einschleusen kriminell erwirtschafteten Geldes missbraucht wird. Die Prüfung muss im Laufe der Geschäftsbeziehung wiederholt werden.
Unter Sustainable KYC verstehen CURENTIS und CRIFBÜRGEL die Notwendigkeit, Unternehmen auch in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit gleich zu Beginn der Geschäftsbeziehung mit der Bank und im weiteren Geschäftsverlauf kontinuierlich zu überprüfen. Nur auf der Basis eines Sustainable KYC-Prozesses kann die Bank sicherstellen, dass ihre Finanzierungsfunktion nicht für klimaschädliche oder unsoziale Investitionen genutzt wird. Diese Prüfung muss in den bereits vorhandenen KYC-Prozess integriert werden, um Synergien mit den vorhandenen Prüfprozessen zu ermöglichen.
Das Erkenntnisinteresse der Sustainable KYC-Prüfungen richtet sich dabei natürlich auf neue Indikatoren. CURENTIS und CRIFBÜRGEL haben für den Sustainable KYC Prozess relevante Faktoren erarbeitet. Diese sind:
- Carbon Footprint: Der Carbon Footprint, auch ökologischer Fußabdruck oder CO²-Fußabdruck genannt, umfasst die Menge an Treibhausgas-Emissionen, die durch ein Unternehmen, Produkt oder Portfolio verursacht werden. Anhand dieser Kenngröße lässt sich bereits ganz grob die Nachhaltigkeit einschätzen.
- Carbon Value-at-Risk: Der Carbon Value-at-Risk (CVaR) ist ein Modell, entwickelt von der Investmentgesellschaft Schroders, zur Ermittlung der Auswirkungen einer Kohlenstoffpreiserhöhung auf das Unternehmensergebnis. Hierbei wird ein Anstieg auf 100 US-Dollar pro Tonne CO² angenommen. Insbesondere wird beim CVaR auch die Lieferkette berücksichtigt, da sie je nach Branche bis zu 90 % des Carbon Footprint ausmacht.
- Ökologischer Fußabdruck: Der ökologische Fußabdruck ist eine Kenngröße für die Belastung unseres Ökosystems durch Aktivitäten, Einzelpersonen, Unternehmen, Städte oder Länder. Die Berechnung ist für alle verschiedenen Ebenen möglich. Es wird angegeben, wie stark die natürlichen Ressourcen und Hektare Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche beansprucht werden, um die Abfallprodukte zu absorbieren und verbrauchte Ressourcen zu regenerieren. Der ökologische Fußabdruck stellt somit einen Vergleich zwischen den vorhandenen Ressourcen und den Auswirkungen des Konsums dar.
- Der Corporate Human Rights Benchmark (CHRB) ist eine Methodik, basierend auf den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die die Menschenrechtsperformance von Großunternehmen bewertet. Hierbei stehen die Hochrisikobranchen Bekleidung, Rohstoffe und Landwirtschaft im Vordergrund. Die menschenrechtliche Performance der Unternehmen wird basierend auf öffentlich verfügbaren Informationen gemessen und bewertet.
- Corporate Responsibility: Der Begriff Corporate Responsibility umfasst die Verantwortung eines Unternehmens gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft. Ein Unternehmen sollte darauf achten, die beiden Faktoren positiv zu beeinflussen bzw. im Mindesten nicht negativ zu beeinflussen. Um dieser Verantwortung nachzukommen setzten sich Unternehmen verschiedene Ziele wie beispielsweise nur noch Strom aus 100 % erneuerbaren Energien zu beziehen.
- Corporate Social Responsibility: Die Corporate Social Responsibility (CSR) legt den Fokus auf die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Das verantwortungsbewusste Handeln bezieht sich dabei auf die eigene Geschäftstätigkeit, die ökologisch relevanten Aspekte, die Beziehungen mit den Mitarbeitern sowie alle weiteren Anspruchs- und Interessengruppen.