Der prozentuale Rückgang fällt geringer aus als in den Vorjahren (2010: minus 4,4 Prozent; 2011: minus 6,2 Prozent). „Im Verlauf des vergangenen Jahres haben die durch Firmeninsolvenzen verursachten Schäden für Gläubiger stark zugenommen“, erklärt Dr. Sellin. Dies sei insbesondere der hohen Zahl an Großinsolvenzen geschuldet – allen voran Schlecker und Neckermann. Die bundesweiten Insol-venzschäden belaufen sich 2012 auf rund 38,3 Milliarden Euro gegenüber 31,5 Milliarden Euro im Vorjahr.
Für 2013 rechnet Bürgel bei den Firmeninsolvenzen mit einem leichten Anstieg auf 30.300 Insolvenzfälle. „Begründet wird dieser Zuwachs mit der sich abschwächen-den Konjunktur in Europa und den schwachen Wachstumsprognosen für Deutsch-land“, betont Dr. Sellin. „Nachgelagert können sich diese konjunkturellen Einflüsse auf die Zahl der Firmeninsolvenzen auswirken“.
Im vierten Quartal 2012 sei dieser Negativtrend bereits erkennbar gewesen – mit einem Anstieg der Fallzahlen um knapp 1,3 Prozent gegenüber dem Vergleichs-zeitraum des Vorjahres.
Nordrhein-Westfalen führt die Insolvenzstatistik bei den absoluten Zahlen mit 11.176 Fällen und den relativen Werten mit 160 Pleiten je 10.000 Firmen an. Aber auch Schleswig-Holstein und das Saarland (je 108 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen) schneiden schlecht ab. Während der Bundesdurchschnitt bei 92 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen rangiert, ereigneten sich 2012 am wenigsten Firmeninsolvenzen in Baden-Württemberg (51) und Bayern (59).
Während die Fallzahlen in 14 Bundesländern sinken, meldet Thüringen einen Anstieg der Insolvenzzahlen um 3,8 Prozent; Schleswig-Holstein verzeichnet 2,4 Prozent mehr Firmeninsolvenzen als noch 2011. Den stärksten Rückgang an Un-ternehmensinsolvenzen verbuchen im Jahr 2012 Bremen und Mecklenburg-Vorpommern (minus 12,2 Prozent).
Gewerbebetriebe sind 2012 am stärksten von Firmeninsolvenzen betroffen. Ihr Anteil an der Insolvenzstatistik macht 40,6 Prozent aus. Das entspricht 12.025 Fällen. Allerdings hat sich die Zahl der Gewerbetriebe, die im Jahr 2012 Insolvenz anmelden mussten, im Vorjahresvergleich um 3,7 Prozent verringert. Auch die GmbH gehört zu den am stärksten betroffenen Rechtsformen: Jedes dritte zah-lungsunfähige Unternehmen ist 2012 eine GmbH (Anteil: 34,3 Prozent; absolut: 10.149).
Den mittlerweile drittstärksten Anteil von 5,2 Prozent am Firmeninsolvenzgesche-hen in Deutschland macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungs-beschränkt) aus. Diese Rechtsform hat im vergangenen Jahr satte 26,1 Prozent mehr Insolvenzen verursacht als noch im Referenzjahr 2011. Bei den Aktiengesell-schaften beträgt der Anteil an der Firmeninsolvenzstatistik derweil lediglich 0,8 Prozent. Allerdings steigen hier die Fallzahlen gegenüber 2011 um 0,9 Prozent.
Knapp 40 Prozent der Unternehmensinsolvenzen werden von Firmen angemeldet, die bis zu vier Jahre am Markt aktiv waren. Mehr als ein Viertel aller Insolvenzen (27 Prozent) gehen auf Firmen zurück, die maximal zwei Jahre am Markt agiert haben. 2012 waren 8.007 dieser Jungunternehmen von einer Pleite betroffen. Im Vorjahresvergleich sinken die Fallzahlen hier leicht um 0,6 Prozent. Andererseits verbucht die Gruppe der Firmen, die 3 bis 4 Jahre am Markt aktiv waren (Anteil an Insolvenzstatistik: 12,4 Prozent), gegenüber dem Referenzzeitraum einen Anstieg um 2,9 Prozent auf 3.668 Fälle. Betrachtet man deren Gründungsdatum während oder kurz nach der Finanzkrise, fällt auf, dass viele dieser Jungfirmen es nicht geschafft haben, ihre schwierigen Startbedingungen zu meistern.
Vor allem Dienstleister schlittern 2012 in die Insolvenz (51,5 Prozent aller Fälle). Aber auch der Handel mit 6.673 Firmenpleiten (Anteil am Insolvenzgeschehen: 22,5 Prozent) und das Baugewerbe mit 4.267 (Anteil: 14,4 Prozent) müssen starke Einschnitte verkraften.
Die Hauptursachen für Unternehmenspleiten bleiben nach wie vor erstens das Ausbleiben neuer Aufträge bzw. Stornierung oder die Verschiebung bereits erteilter Aufträge. Zweitens sorgen Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Unternehmen mit in die Insolvenz reißen. „Selbst gesunde Firmen können in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, denn rund 20 Prozent der insolventen Unternehmen sind von diesen Dominoeffekten betroffen“, erläutert Dr. Sellin. Drit-tens sind oftmals Managementfehler für ein erhöhtes Insolvenzrisiko verantwortlich. „Eine falsche Markteinschätzung oder fehlende Wettbewerbsfähigkeit können zum Scheitern von Unternehmen führen“, resümiert Dr. Sellin.