„Der bundesweite Rückgang der Insolvenzahlen ist positiv zu bewerten. Blickt man über den Tellerrand hinaus, so beobachten wir auch negative Aspekte bzw. Entwicklungen“, warnt der Bürgel Geschäftsführer. Durch Firmeninsolvenzen entstehen für Unternehmen und Gläubiger weiterhin Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland beliefen sich diese im 1. Quartal 2015 auf knapp 4,2 Milliarden Euro. Im Durchschnitt hat somit jede Firmeninsolvenz im 1. Quartal 2015 einen Schaden von circa 740.000 Euro angerichtet. „Die Aussichten der Insolvenzgläubiger, an Geld zu kommen, ist in vielen Fällen gering“, sagt Dr. Sellin. Der Trend sinkender Insolvenzen zeigt sich nicht in allen Bundesländern. In fünf Ländern steigen die Fallzahlen an. Allen voran Mecklenburg-Vorpommern mit 28,3 Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahreszeitraum. Aber auch in Bremen ist der Insolvenzzuwachs stark (plus 22,6 Prozent). Steigende Insolvenzzahlen melden auch die Bundesländer Saarland (plus 8,1 Prozent), Hessen (plus 6,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 1,5 Prozent).
Knapp ein Viertel (24,4 Prozent) der Unternehmen, die im Untersuchungszeitraum Insolvenz anmelden mussten, waren nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort, dass viele Unternehmensgründer nicht am Markt überleben und in die Insolvenz rutschen. Positiv ist, dass es im 1. Quartal in diesem Alterssegment 13,7 Prozent weniger Insolvenzen gab als noch im Vorjahreszeitraum. Hauptursachen für eine Insolvenz der Jungunternehmen sind Unterfinanzierungen in der Startphase (fehlende Rücklagen, Kreditablehnung), strategische Fehlplanungen des Unternehmens (zu starke Bindung an einzelne Kunden, Fehlinvestitionen), Probleme auf Absatz- und Beschaffungsmärkten (nicht hinreichende Marktkenntnisse, zu enger Kundenstamm) sowie externe Ereignisse (Forderungsausfälle, Kostensteigerungen auf der Beschaffungsseite).
Beim Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigen sich in Deutschland zum Teil große regionale Unterschiede. In absoluten Zahlen gab es mit 1.880 die meisten Insolvenzen in Nordrhein-Westfalen. Aber auch Bayern (668 Firmeninsolvenzen), Niedersachsen (448), Baden-Württemberg (430) und Hessen (403) weisen im absoluten Vergleich hohe Werte auf. Am wenigsten Insolvenzen (absolut) wurden in den ersten drei Monaten mit 76 Fällen in Bremen gemeldet. In der relativen Betrachtungsweise (Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) ändert sich die Reihenfolge. Demnach gab es in Bremen mit 34 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen die meisten Fälle. Eine hohe Insolvenzdichte gab es zudem in Nordrhein-Westfalen (28 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Hamburg (25) sowie in Berlin, Schleswig-Holstein und im Saarland (je 23). Der Bundesdurchschnitt lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 18 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Deutlich darunter liegen die Werte in Baden-Württemberg (10), Bayern (11) und Brandenburg (12).
In elf Bundesländern sind die Insolvenzzahlen im 1. Quartal 2015 rückläufig. Die deutlichsten Insolvenzrückgänge gab es in Brandenburg (minus 26,8 Prozent), Niedersachsen (minus 26,4 Prozent) und Thüringen (minus 23,1 Prozent). Zweistellig sanken die Zahlen ebenfalls in Sachsen-Anhalt (minus 16 Prozent), Rheinland-Pfalz (minus 10,7 Prozent) und Berlin (minus 10 Prozent).
Über 80 Prozent der Firmeninsolvenzen gehen in Deutschland auf das Konto einer GmbH oder eines Gewerbebetriebes bzw. Einzelunternehmens. Den mittlerweile drittstärksten Anteil von 8,3 Prozent (473 Fälle) am Firmeninsolvenzgeschehen in Deutschland macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus.
Die komplette Studie finden Sie auf unserer Homepage unter: Firmeninsolvenzen 1. Quartal 2015