Durch den neunten Rückgang in Folge sind die Unternehmensinsolvenzen 2018 auf einen neuen Tiefstand seit Einführung der neuen Insolvenzordnung (1999) gesunken. Im Vergleich zum bisherigen Insolvenzhöchstjahr 2003, in dem noch 39.320 Firmenpleiten registriert wurden, haben sich die Insolvenzfälle 2018 damit mehr als halbiert.
„Die Firmen profitierten 2018 vor allem von der Binnenwirtschaft und von den hohen privaten Konsumausgaben“, kommentiert CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl die aktuellen Zahlen. „2019 wird es jedoch eine Trendumkehr eingeleitet und wir erwarten einen Anstieg bei den Firmeninsolvenzen“, ergänzt Riehl. Die Gründe für den prognostizierten erstmaligen Anstieg seit 2009 sind vielfältig. Die Konjunktur wird sich durch die zunehmenden politischen Unsicherheiten, wie die von den USA ausgehenden Handelsstreitigkeiten und die Querelen um den Brexit weiter abkühlen. Gerade wegen der erschwerten außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden 2019 auch vermehrt exportorientierte Firmen Probleme bekommen. „Die Unternehmen stehen 2019 vor diversen Herausforderungen“, so Riehl. Hinzu kommt der Punkt, dass die derzeitigen Niedrigzinsen Unternehmen am Markt halten, die unter normalen Bedingungen nicht wettbewerbsfähig wären. „Über diesen sogenannten Zombie-Unternehmen schwebt das Damoklesschwert einer möglichen Zinswende“, erklärt die CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin.
Die durch Firmeninsolvenzen verursachten Schäden summierten sich im Jahr 2018 auf knapp 22 Milliarden Euro. Im Durchschnitt entstanden 2018 damit Forderungsausfälle für die Gläubiger von knapp 1,1 Millionen Euro pro Insolvenz.
In Bremen gab es 2018 die höchste Dichte an Insolvenzen. Statistisch gesehen mussten 105 von 10.000 Unternehmen eine Insolvenz anmelden. Im Bundesdurchschnitt sind es nach Analyse von CRIFBÜRGEL 59 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Über diesem Wert rangieren neben Bremen auch die Bundesländer Berlin (89), Nordrhein-Westfalen (85), Saarland (78), Sachsen-Anhalt (74), Schleswig-Holstein und Hamburg (je 68). Die wenigsten Firmenpleiten gab es im Jahr 2018 mit 41 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen in Bayern. Im Saarland stiegen die Firmenpleiten mit einem Plus von 11,9 Prozent am stärksten an. Mehr Insolvenzen als 2017 meldeten zudem Bremen (plus 9,8 Prozent), Thüringen (plus 3,6 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 2,4 Prozent). In Schleswig-Holstein (minus 11,7 Prozent), Sachsen (minus 10,3 Prozent) und Hamburg (minus 9,3 Prozent) mussten hingegen deutlich weniger Unternehmen eine Insolvenz anmelden, als noch vor einem Jahr.
Hinsichtlich der Rechtsformen ging 2018 das höchste Insolvenzrisiko von der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Die Insolvenzdichte bei den UGs lag bei 200 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen und damit deutlich höher als bei den Aktiengesellschaften (99) und bei den GmbHs (90).
Auch wenn der mediale Fokus 2018 auf den Großinsolvenzen wie Kettler, Solarworld, den Paracelsus-Kliniken oder Germania lag, ist das Insolvenzgeschehen in Deutschland vor allem von kleinen Unternehmen geprägt. 16.032 bzw. 82 Prozent der insolventen Unternehmen hatten nicht mehr als fünf Mitarbeiter. Der Anteil am Insolvenzgeschehen nimmt mit steigender Zahl der Arbeitnehmer weiter ab. 7,6 Prozent der insolventen Unternehmen beschäftigten zwischen 6 und 10 Mitarbeitern. Bei Firmen, die 51 oder mehr Angestellte haben, liegt der Anteil am Insolvenzgeschehen nur noch bei 2,7 Prozent.
13,7 Prozent der insolventen Firmen scheitern bereits in den ersten zwei Jahren nach ihrer Gründung. Allerdings sind die Fallzahlen in der jüngeren Altersgruppe stark rückläufig (minus 11,2 Prozent). Die jüngeren Unternehmen profitieren derzeit von günstigen Rahmen- bzw. Finanzierungsbedingungen. Die Studie zeigt zudem, dass über 57 Prozent der insolventen Unternehmen weniger als 10 Jahre am Markt aktiv sind.
Die Logistik steht mit 85 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen an der Spitze der Auswertung der Hauptbranchen. Aber auch im Baugewerbe und in der Dienstleistungsbranche (je 79) liegt die Insolvenzquote über dem Durchschnitt. Dienstleistungsunternehmen haben mit 9.023 Fällen den höchsten absoluten Anteil am Insolvenzgeschehen in Deutschland. Die geringste Insolvenzdichte gibt es mit 18 Pleiten je 10.000 Unternehmen im Energiesektor.
Eine weitere Unterteilung der Branchen zeigt, dass Detekteien mit 442 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen an der Spitze des Insolvenzrankings stehen. Es folgen Firmen aus der Branche der Post, Kurier,- und Expressdienste mit 415 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen und Gastronomieunternehmen (375).
Die komplette Studie zu den Firmeninsolvenzen 2018 finden Sie auf unserer Homepage unter www.crifbuergel.de