Die Anzahl der Firmeninsolvenzen ist im 1. Quartal so hoch wie seit 2016 nicht mehr (1. Quartal 2016: 5.436 Firmeninsolvenzen). Seit Juni 2023 sind monatlich durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten.
Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 liegt derzeit bei 20.500 Firmeninsolvenzen und damit höher als die Anfang März prognostizierten Jahreszahlen (19.800 Insolvenzen). Auf Jahressicht würde dies einem Anstieg um knapp 15 Prozent im Vergleich zu 2023 entsprechen (2023: 17.847). Damit erreichen die Firmeninsolvenzen in diesem Jahr ein höheres Niveau als in den Jahren vor der Corona-Pandemie (2017: 20.276; 2018: 19.552; 2019: 19.005).
In den Jahren 2003 und 2010 hatte es allerdings teilweise mit 2.000 Insolvenzen pro Monat noch einmal deutlich mehr Firmenpleiten gegeben als aktuell.
„Zehn Monate in Folge gab es jetzt zweistellige prozentuale Zuwachsraten bei den Insolvenzzahlen. Es fällt daher zunehmend schwer, von einer nicht vorhandenen Insolvenzwelle zu sprechen. Die Voraussetzungen für die Unternehmen in Deutschland bleiben auch weiterhin schwierig. Ein starkes Auslandsgeschäft oder eine wieder anziehende Inlandsnachfrage, die als Motor der heimischen Unternehmen hätten wirken können, blieben bisher aus. Eine hohe konjunkturelle Dynamik ist nicht in Sicht. Zudem zeigt der private Konsum nur eine leichte Aufhellung und die geopolitischen Risiken bestehen weiter“, kommentiert CRIF Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen Zahlen.
Berlin mit der höchsten Insolvenzquote
Die höchste Insolvenzdichte gab es im 1. Quartal 2024 mit 28 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen in Berlin. Der Bundesdurchschnitt lag bei 17 Pleiten je 10.000 Firmen. Über diesem Wert rangieren neben Berlin vor allem auch Hamburg (22) und Nordrhein-Westfalen sowie das Saarland (je 21). Die wenigsten Firmenpleiten gab es in den ersten drei Monaten des Jahres in Bayern, Brandenburg und Thüringen (je 12 je 10.000 Unternehmen). Absolut gesehen meldeten die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (1.311), Bayern (717) und Baden-Württemberg (624) die meisten Firmeninsolvenzen.
Anstiege in 15 Bundesländern – Saarland mit rückläufigen Zahlen
Im Vergleich zum 1. Quartal 2023 sind in diesem Jahr in 15 Bundesländern die Insolvenzzahlen angestiegen. Am stärksten in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Plus von 83,7 Prozent. Auch in Brandenburg (plus 50,7 Prozent), Sachsen (plus 39,2 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (plus 37 Prozent) gab es deutlich mehr Firmeninsolvenzen. Im Saarland gab es hingegen 4,9 Prozent weniger Firmeninsolvenzen.
Zahlungsverhalten verschlechtert sich
Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen als ein wichtiger Indikator für potenzielle Zahlungsausfälle und damit Vorbote für Insolvenzen hat sich in den ersten fünf Monaten deutlich verschlechtert. Überfällige Rechnungen wurden von den Unternehmen in Deutschland in den ersten fünf Monaten mit einem Verzug von rund 26,9 Tagen bezahlt. In den ersten fünf Monaten 2023 lag der durchschnittliche Zahlungsverzug noch bei 19,2 Tagen. Insgesamt wurden im Mai 2024 knapp 540.000 Unternehmen hinsichtlich ihrer Zahlungsmoral analysiert.
„Das Zahlungsverhalten der Unternehmen hat sich im laufenden Jahr verschlechtert. Wir beobachten derzeit vermehrt ein liquiditätsschonendes Verhalten seitens der Firmen“, sagt Dr. Schlein. Deutschlands Unternehmen gewähren ihren Gläubigern im Durchschnitt ein Zahlungsziel von 26 Tagen. Bei Nicht- oder Spätzahlern werden Rechnungen derzeit erst nach durchschnittlich 52 Tagen und damit doppelt so spät bezahlt. „Unternehmen warten dadurch weitaus länger auf das Geld, als ursprünglich einkalkuliert. Damit werden sie unfreiwillig zum Kreditgeber ihrer Kunden“, erklärt Dr. Schlein.
Das schlechte Zahlungsverhalten von Unternehmen belastet oft die mittelständischen und kleingewerblichen Betriebe. Dies liegt daran, dass ein Mangel an Liquidität, der beispielsweise durch verspätete oder unbezahlte Rechnungen entsteht, als eine der häufigsten Ursachen für Insolvenzen gilt. Zusätzlich bedeuten nicht oder zu spät bezahlte Rechnungen durch Kunden oder Auftraggeber einen erhöhten Verwaltungsaufwand und zusätzliche Kosten für die betroffenen Unternehmen. Im schlimmsten Fall kann sich ein Teufelskreis entwickeln, da Unternehmen durch verspätete Zahlungen ihrer Kunden länger als geplant auf ihre eigenen Investitionen verzichten müssen oder sogar Bestellungen nicht bedienen können. Dies kann bei kleinen Unternehmen zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen.