„Die Privatinsolvenzen sind durch den sechsten Rückgang in Folge auf den niedrigsten Stand seit 2005 gesunken“, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Klaus-Jürgen Baum die Zahlen. Im bisherigen Rekord-Insolvenzjahr 2010 mussten in Deutschland noch 139.110 Privatpersonen eine Insolvenz anmelden.
Hauptursache für den weiteren Rückgang bei den Privatinsolvenzen ist die weiterhin niedrige Arbeitslosenquote in Deutschland. „Auch wenn die Gründe für eine Verschuldung unterschiedlich und individuell sind, ist Arbeitslosigkeit der häufigste Grund für eine Verbraucherinsolvenz. Die Formel ist daher einfach. Wenn die Beschäftigtenzahlen steigen, sinken die Zahlen der Privatinsolvenzen“, so Baum. Positiv wirkte sich 2016 für die Verbraucher auch ein Anstieg der Reallöhne aus. Ein weiterer Grund für das Absinken der Privatpleiten ist methodischer Natur. So sehen viele überschuldete Bürger, die ein Pfändungsschutzkonto nutzen, keine Notwendigkeit, eine Privatinsolvenz anzumelden. Dies ist der Fall, wenn das monatliche Einkommen der Betroffenen so gering ist, dass es unter dem pfändbaren Betrag liegt.
Für das laufende Jahr rechnet die Wirtschaftsauskunftei Bürgel mit bis zu 98.000 Privatinsolvenzen in Deutschland und mit dem siebten Rückgang in Folge.
Die Entwicklung bei den Privatinsolvenzen in der Altersgruppe „61 Jahre und älter“ ging auch im Jahr 2016 in eine Gegenrichtung. So stiegen die Privatpleiten bei den älteren Bundesbürgern um 0,9 Prozent auf 10.844 Fälle (Anteil am Insolvenzgeschehen: 10,7 Prozent). Dies war in der betrachteten Altersgruppe bereits der fünfte Anstieg in Folge. Das Problem der Privatinsolvenzen im Alter wird noch deutlicher, wenn die Entwicklung der Privatinsolvenzen in den letzten fünf Jahren analysiert wird. Während die Privatpleiten in Deutschland von 2011 (136.033 Fälle) bis 2016 insgesamt um 25,8 Prozent zurückgegangen sind, gab es im gleichen Zeitraum in der Altersgruppe „61 Jahre und älter“ einen Anstieg um 23,9 Prozent (2011: 8.755 Fälle). Ursachen für eine Privatinsolvenz im Alter resultieren aus dem problematischen Arbeitsmarkt in der Vergangenheit und dem Wandel der Erwerbsformen. Dazu zählt beispielsweise die Zunahme von Niedriglohnbeschäftigung und in der Folge eine entsprechend geringe Altersrente. Dass die Renten nicht ausreichen, beruht in vielen Fällen auch auf einer Erwerbsbilanz mit Unterbrechungen. Das Risiko einer Privatinsolvenz im Alter wird zudem durch hohe Kosten im Krankheitsfall erhöht. Zu den Betroffenen von Privatinsolvenzen in der Altersgruppe „61 Jahre und älter“ zählen auch ehemals Selbstständige, da bei ihnen die Altersvorsorge aufgrund der fehlenden Pflicht häufig auf der Strecke bleibt. In allen anderen betrachteten Altersgruppen gingen die Privatinsolvenzen zurück.
Wie schon in der Vergangenheit war das Bundesland Bremen auch im Jahr 2016 eine Insolvenzhochburg. In dem Stadtstaat gab es auf 100.000 Einwohner 212 Privatinsolvenzen und damit mit Abstand am meisten Fälle. Am zweithäufigsten wurden im Jahr 2016 im Saarland Privatinsolvenzen gemeldet (175 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner). Danach folgen mit Niedersachsen (171 Fälle je 100.000 Einwohner), Hamburg (166) und Schleswig-Holstein (157) Bundesländer aus dem Norden Deutschlands. Am wenigsten Privatinsolvenzen meldete im Jahr 2016 Bayern (86 Fälle je 100.000 Einwohner). Ebenfalls niedrige Werte lieferten Baden-Württemberg (90) und Thüringen (102).
Bürgel hat auch die Situation der Privatinsolvenzen in den 20 Großstädten analysiert. In diesem Ranking führt Hannover die Statistik mit 207 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner an. Bezogen auf die Großstädte gab es die wenigsten Privatpleiten in Stuttgart (88 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner).
Den stärksten Rückgang bei Privatpleiten im Jahr 2016 meldete Brandenburg (minus 13,2 Prozent). Zweistellig sanken die Fallzahlen ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern (minus 11,9 Prozent) und in Berlin (minus 10,5 Prozent). Lediglich in Bremen (plus 1,6 Prozent) und in Thüringen (plus 0,5 Prozent) zeigte sich der Trend rückläufiger Privatinsolvenzen nicht.
Die Gründe für Privatinsolvenzen sind in den meisten Fällen sehr unterschiedlich und individuell. Dennoch gibt es sechs Hauptursachen, die die Betroffenen in eine finanziell prekäre Lage führen und damit eine Privatinsolvenz auslösen können. Zu den Gründen gehören Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, unwirtschaftliche Haushaltsführung, Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung beziehungsweise Trennung und Krankheit. Der überwiegende Teil der Privatpersonen in einer Insolvenz hat vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften. Die Durchschnittsschuldenhöhe der Betroffenen liegt bei rund 33.000 Euro.
Die kompletten Ergebnisse der Studie „Schuldenbarometer 2016“ finden Sie auf unserer Homepage unter
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