Erstens steigt die Zahl der Privatinsolvenzen in der Altersgruppe der über 60-jährigen Bundesbürger um plus 1,7 Prozent. Betroffen sind hier vor allem Männer: Gegenüber dem Vergleichsquartal 2011 klettert die Zahl der männlichen Schuldner um plus 5,9 Prozent, während der Schuldnerinnenanteil in dieser Altersgruppe um 4,1 Prozent sinkt. Besonders gefährdet in dieser Altersgruppe sind Arbeitnehmer mit geringem Einkommen, geringfügiger oder befristeter Beschäftigung bzw. Teilzeitjob. Rückläufiges Rentenniveau, Arbeitslosigkeit und Niedriglöhne bedrohen immer mehr Menschen mit Altersarmut.
Zweitens steigt die Insolvenzquote der jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren im Quartalsvergleich dramatisch an: um mehr als ein Drittel (35,6 Prozent) auf 2.980 Fälle. Diese Gruppe fällt durch eine unwirtschaftliche Haushaltsführung und wenig Erfahrung beim Umgang mit Geld auf.
Außerdem sind Einkommen und Konsumverhalten der Betroffenen häufig nicht vereinbar. So investiert insbesondere die Gruppe der 18- bis 25-Jährige oft hohe Summen in mobile Endgeräte, Elektroartikel, Automobile und in den Raten- und Kreditkartenkauf. Ferner verfügen die jungen Erwachsenen über keine oder nicht ausreichende Rücklagen im Krisenfall. "Die unzureichende finanzielle Übersicht und die nicht budgetgerechte Finanzplanung spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Überschuldung in dieser Altersgruppe" kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin den Anstieg der Privatinsolvenzen bei den 18- bis 25-Jährigen. Zum Teil reichen in dieser Altersgruppe schon Schulden unter 10.000 Euro aus, um Privatinsolvenz anmelden zu müssen. Die Schuldenhöhe bei den 18- bis 25-Jährigen liegt damit unter dem Bundesdurschnitt von circa 32.000 Euro.
Nach absoluten Werten wurden im ersten Quartal 2012 die meisten Privatpersonen in Nordrhein-Westfalen zahlungsunfähig (7.297 Fälle). Auch die bevölkerungsreichen Länder Niedersachsen (4.338), Bayern (3.780) und Baden-Württemberg (3.360) schneiden schlecht ab. Bei den relativen Zahlen - Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner - zeichnet sich ein Nord-Süd-Gefälle ab: Die meisten Pleiten ereignen sich in Bremen (74 Fälle je 100.000 Einwohner), gefolgt von Niedersachsen und Schleswig-Holstein (beide 55). Während sich der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern (40 Fälle je 100.000 Einwohner) auf dem Niveau des Bundesdurchschnitts bewegt, fällt die Quote in Bayern (30) und Baden-Württemberg sowie Thüringen (beide 31) am geringsten aus.
Im ersten Quartal 2012 sind die Fallzahlen in 14 Bundesländern rückläufig. Lediglich in Berlin (plus 2,7 Prozent) und Bayern (plus 0,8 Prozent) ziehen die Werte gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres leicht an. Derweil kann Bremen mit minus 15,6 Prozent den größten Rückgang an Privatpleiten für sich verbuchen, gefolgt von Rheinland-Pfalz (minus 12,1 Prozent) und Thüringen (minus 11,2 Prozent).
Die Altersgruppe der 46- bis 59-Jährigen ist am häufigsten von Privatinsolvenz betroffen. Sie hält im ersten Quartal 2012 ein Drittel (32 Prozent) an der Insolvenzstatistik. Es folgen die 36- bis 45-Jährigen mit einem Anteil von 27,8 Prozent sowie die Gruppe der 26- bis 35-Jährigen (23,1 Prozent). Fast jede zehnte Privatpleite (9,1 Prozent) geht auf das Konto der 18- bis 25-Jährigen. Die wenigsten Fälle mit einem Anteil von 7,9 Prozent gehen zu Lasten der Über-60-Jährigen.
57,8 Prozent aller Überschuldungen verursachen Männer. Diese männliche Dominanz zieht sich durch nahezu alle Altersgruppen. Besonders stark ist das Ungleichgewicht bei den 36- bis 45-Jährigen Schuldnern mit einem Männeranteil von 60,7 Prozent ausgeprägt. Die einzige Ausnahme bilden die 18- bis 25-Jährigen: Hier geraten im Untersuchungszeitraum mehrheitlich Frauen mit einem Schuldneranteil von 52,8 Prozent in die Zahlungsunfähigkeit.
Die Hauptursachen für Privatinsolvenz sind Arbeitslosigkeit, dauerhaftes Niedrig-einkommen, gescheiterte Selbstständigkeit, gescheiterte Immobilienfinanzierung, Trennung und Scheidung.
Die komplette Studie "Schuldenbarometer 1. Quartal 2012" finden Sie auf unserer Homepage unter www.buergel.de.