Herr Berger, beim PTW leiten Sie u.a. die Vorlesungsexkursionen. Worauf achten Sie bei der Auswahl der Praxis-Unternehmen?
Berger: Mir ist vor allem wichtig, dass die Studenten genug Einblick hinter die Kulissen der Praxis erhalten. Viele Großkonzerne bieten lediglich einen Standortfilm und eine Werksführung an, ohne mit den angehenden Ingenieuren richtig ins Gespräch zu kommen. Aus diesem Grund ist das Technologiezentrum von DATRON unser bevorzugtes Ausflugsziel: Die offene und familiäre Atmosphäre ist sehr produktiv und passt obendrein gut zum Lebensgefühl der Studenten.
Ihre letzte Exkursion in das DATRON Technologiezentrum fand im November letzten Jahres statt. Welche Programmpunkte haben Sie dabei besonders überzeugt?
Berger: Die Praxistiefe bei diesem Besuch war schon einmalig. Die Referenten regten eine Diskussion über den Entwicklungsprozess einer Fräsmaschine am Beispiel der M8Cube an, die unsere Maschinenbau-Studenten schließlich bedienen durften. Selbst bei der Auswahl des Werkstücks haben sich die Technologen bei DATRON viel Mühe gegeben – ein „Quadrocopter“ fordert die Maschine auf verschiedenen Ebenen heraus. Wie die M8Cube diese Herausforderungen löst, erklärten sowohl Entwickler als auch Konstrukteure.
Herr Görisch, Sie haben die TU-Studenten, zusammen mit Lisa Widuch und Werner Peters, fachlich betreut. Was war das Lernziel?
Görisch: Wir wollten die Studenten live erleben lassen, wie Industriemaschinen entwickelt, hergestellt und vermarktet werden – das alles erfassen sie im DATRON Technologiezentrum wirklich gut. Wir waren sehr überrascht über die Rekordbeteiligung von 40 Studenten, zumal diese Exkursion zu den freiwilligen Uni-Veranstaltungen gehört.
Jährlich sammeln insgesamt 35 Praktikanten, Werkstudenten sowie Bachelor- und Masterstudenten bei DATRON Praxiserfahrung. Sie kennen die Studenten am besten, Herr Berger: Warum entscheiden sich so viele für unser Maschinenbau-Unternehmen in Mühltal-Traisa?
Berger: Im PTW wollen wir unsere Studenten nicht nur fachlich vorbereiten, sondern auch für die Wirtschaftswelt rüsten. DATRON spiegelt mit seinen vier Marksegmenten HSC-Fräsmaschinen, Dental-Fräsmaschinen, HSC-Fräswerkzeuge und Dosiermaschinen die Branche sehr breit wider. Außerdem vereint uns die Spezialisierung auf das Hochgeschwindigkeitsfräsen: Genau wie
DATRON erkannte unser ehemaliger Institutsleiter Dr.-Ing. Herbert Schulz die Innovationskraft dieses Technologieansatzes. Er war es auch, der mit seiner Zeitschrift „Werkstatt und Betrieb“ die Zusammenarbeit der Universität mit der Industrie vorantrieb.
Welche Projekte zwischen dem PTW und DATRON gibt es noch?
Berger: Es gibt etliche Schnittstellen. DATRON stattet unsere eigene Werkstatt regelmäßig mit neuem Equipment aus. Wir arbeiten unheimlich gerne mit dem DATRON Fräswerkzeug und die HSC-Lösungen DATRON M10 Pro und DATRON D5 gehören bei uns zu den beliebtesten Fräsmaschinen. Der Kern unserer Zusammenarbeit aber bildet der Wissenstransfer. Matthias Reck, ehemaliger DATRON CTO und strategischer Berater für Product Development und Zukunftsmärkte, teilt sein Wissen mit den angehenden Ingenieuren beispielsweise als externer Referent. Der größte Vorteil der Zusammenarbeit ergibt sich allerdings aus den zahlreichen Forschungsprojekten, die wir bisher gemeinsam auf Maschinenbau-Messen vorstellen konnten.
Herr Görisch, welche Forschungsprojekte waren für DATRON besonders wertvoll?
Görisch: DATRON profitiert enorm von den gemeinsamen Forschungsprojekten mit dem PTW. Mit dem Projekt DynaSource beispielsweise hatten wir das Ziel, eine bauraum- und ressourcenoptimierte HSC-Fräsmaschine zu entwickeln – das Resultat war die erfolgreiche M8Cube und der ZIM-Preis 2014 des BMWF, auf den wir sehr stolz sind. Mit dem Forschungsprojekt COMMANDD haben wir die Prozesskette sowie das Datensystem der D5 verbessert, um die Stückkosten für Zahnersatz-Einheiten zu senken.
Welche Zukunftsprojekte sehen Sie für die Zusammenarbeit mit DATRON, Herr Berger?
Berger: Zu Beginn des Jahres fand beim PTW eine Strategiesitzung statt, in der DATRON mit Matthias Reck als Vertreter bewusst sofort mit im Boot war. Dadurch entstanden etliche Ideen für künftige Forschungsprojekte, wie eine intelligente selbstlernende Werkzeugmaschine oder ein System, das erkennt, welche Werkzeuge oder Maschinenteile bald ausgewechselt werden müssen. Das geht dann in Richtung Industrie 4.0. Wir freuen uns über die kontinuierliche Zusammenarbeit und den Austausch mit den Maschinenbau-Praktikern. Es gibt noch viele Themen im Bereich der Produktivitätssteigerung und –automatisierung, die für beide Teams interessant wären.