Optischer Clou der Schwabinger Mehrgeschosser, deren Grundrisse an ein Trapez erinnern, sind die auf einer Breite von 3 m im Winkel von 120 Grad gerundeten Gebäudeecken. „Die markanten Rundungen des Baukörpers, der jeweils zu etwa vier Fünfteln aus Beton und zu einem Fünftel aus Holz besteht, werden von den montierten Fassadendämmplatten identisch abgebildet. Die abschließende Beschichtung mit mineralischem Putz muss wegen der Krümmung ein besonders hohes Maß an Sicherheit vor Rissbildung bieten.“, erläutert INTHERMO-Außendienstmitarbeiter Lorenz Stöpfel, der das BV Freistil von Anfang an begleitet hat und den süddeutschen Bauträger KLAUS Wohnbau ebenso wie das bauausführende Unternehmen ZÜBLIN Timber über Einsatzmöglichkeiten ökologischer Dämmprodukte aus Holzfasern, Hanf und Kork sowie bei der Wahl geeigneter Dekorputze und Anstrichmittel berät.
Backkork rund ums Fenster
Auf Empfehlung des INTHERMO Fachberaters wurden die Fensterlaibungen,
-stürze und Unterfensterbänke im obersten Geschoss mit Profilen aus natürlichem Backkork ausgeführt – eine Besonderheit, die es für Holzfaser-WDVS einzig bei INTHERMO gibt: Im feuchtesensiblen Bereich rund ums Fenster schützt das Naturmaterial in Verbindung mit den ausgeklügelten INTHERMO-Detaillösungen zuverlässig vor dem Eindringen schlagregenbedingter Nässe in die Wandkonstruktion.
Natürlich gewachsen
Backkork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, die zuerst granuliert und dann bei 380 Grad Celsius gebacken wird. Bei dieser Hitze blähen sich die Korkteilchen auf und verkleben miteinander. Durch den Lufteinschluss entstehen größere Korkblöcke, die während des Backens deutlich an Volumen gewinnen. „In erkaltetem Zustand lassen sich die rauchig-rustikal anmutenden Rohelemente mit einem ganz normalen Fuchsschwanz präzise zuschneiden, was Bauhandwerkern das Ablängen exakt bemessener Profile auch auf dem Gerüst ermöglicht.“, bestätigt Dipl.-Ing. Aldo Müller-Reinholz, Leiter des Technischen Büros bei Züblin Timber, die Verarbeitungsfreundlichkeit der INTHERMO Kork-Produkte. Bedenken, die massenhafte Verwendung der Rinde natürlicher Korkeichen könne den Baumbestand überfordern, braucht man nicht zu haben: Nur ein sehr geringer Teil der Naturkorkernte eines Jahres wird zu Bauprodukten wie Dämmprofilen, Spritzkork oder Korkparkett verarbeitet.
Gerundete Gebäudeecken
Dass die Ausformung gerundeter Fassadendämmplatten zwecks Montage an den Gebäudeecken keineswegs alltäglich ist, zeigt ein Blick hinter die Kulissen des Baugeschehens: Im Technikum der Deutschen Amphibolin-Werke (DAW SE) und den Werkstätten von Züblin Timber wurde über Wochen an der perfekten Übertragung der Gebäudekörper-Rundung auf die Dämmplatten gearbeitet.
Was bei den EPS-Dämmplatten von alsecco vergleichsweise einfach zu leisten war, erforderte bei den sehr viel schwereren und oberflächenhärteren Holzfaserdämmplatten des Typs INTHERMO HFD-Exterior Compact eine besondere Verarbeitungsmethodik: Zimmermeister Sebastian Schmucker, der für den ökologisch orientierten Bauzulieferer INTHERMO als Anwendungstechniker tätig ist, testete mehrere Verfahren, um die Biegung auf die Holzfaserplatten ohne Einschnitte in die äußere Putzträgerfläche zu übertragen.
In enger Abstimmung mit den Holztechnikern von Züblin Timber wurde schließlich ein Verfahren konkretisiert, das das hohlraumfreie Schlitzen der Dämmplattenrückseiten vorsah.
„Den Außenbogen haben wir wie folgt realisiert: In den Rücken der 100 mm dicken Holzfaserdämmplatte INTHERMO HFD-Exterior Compact wurden im Abstand von jeweils 30 mm maximal 75 mm tiefe Schlitze gesägt, ohne die Dämmplattenoberfläche zu erreichen bzw. zu durchbrechen. Dadurch ließ sich die Holzfaserplatte wie gewünscht biegen und auf einer 25 mm dicken – starren, daher segmentierten – OSB-Platte montieren. Die gerundeten Fassadenelemente konnten wir auf diese Weise als bündig gedämmte Putzträgerflächen hohlraumfrei ausbilden; sie lassen sich analog zur Systemzulassung des WDVS mit einem armierten Putz beschichten.“, erklärt INTHERMO-Techniker Sebastian Schmucker.
Bauphysik à la carte
Soweit der Korpus jedes der vier mächtigen Gebäude aus Beton besteht, ist er fassadenseitig mit dem alsecco System basic umdämmt. Die 240 mm dicken EPS-Dämmplatten an den Außenwänden sind der Wärmeleitgruppe WLG 032 zuzurechnen und präsentieren sich mit einem Traufelputz beschichtet.
Die Farbgebung erfolgte in dezenter Tönung. Die applizierte Beschichtung im alsecco-Sortiment ist die Fassadenfarbe Alsicolor Carbon. Das Highend-Produkt wird werksseitig mit Carbonfasern optimiert, was es sehr elastisch und risssicher macht und für Anwendungen auf den gerundeten Gebäudeecken des BV Freistil geradezu prädestiniert.
Das oberste Geschoss bildet bei allen vier Freistil-Gebäuden ein aufgestocktes Penthouse in Holzrahmenbauart. Seine Außenwände ummantelt ein INTHERMO Holzfaser-WDVS mit HFD-Exterior Compact-Dämmplatten in 100 mm Stärke. Die Dämm- und Putzträgerplatten wurden mit einem INTHERMO Putzsystem zulassungskonform beschichtet und farblich auf das Gesamterscheinungsbild des Baukörper-Ensembles abgestimmt.
Die beiden am BV Freistil miteinander arrangierten WDVS von alsecco und INTHERMO sind in der Dämmebene durch einen gebäudeumlaufenden Brandriegel aus Mineralwolle voneinander getrennt; die bauphysikalischen Werte stimmen dennoch überein: Der Wärmedurchgangskoeffizient der Außenwand (U-Wert) liegt einheitlich bei nur 0,15 W/(m²K), was für Baukörper dieser Größe ausgesprochen niedrig ist und nach dem Bezug der Wohnungen einen extrem geringen Energiebedarf erwarten lässt.
Kein Komponenten-Mix
„Als Projektentwickler, Bauträger und Auftraggeber legen wir größten Wert darauf, dass beide fassadenseitig aufgebrachten Wärmedämmverbundsysteme bis ins kleinste Detail den bauaufsichtlichen Systemzulassungen ihrer Hersteller alsecco und INTHERMO entsprechen. Das gilt für das fertiggestellte BV FREISTIL ebenso wie für das neue Projekt BV PRINZ auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne“, betont Projektkoordinator Ulrich Schmalz. In seiner klaren Haltung stimmt er mit beiden Systemlieferanten zu 100 Prozent überein.
Systemkonformität ist Pflicht
Die Übereinstimmung von alsecco und INTHERMO in Fragen der Komponentenwahl für WDVS-Applikationen lässt sich mit der Zugehörigkeit beider Unternehmen zur international agierenden DAW SE erklären: Als einer der größten Farben- und Dämmprodukte-Hersteller in Deutschland und Europa duldet die Unternehmensgruppe grundsätzlich keinerlei Abweichungen von der bauaufsichtlichen Systemzulassung eines WDVS.
„Alle DAW-Vertriebsbereiche vertreten in Fragen der Systemkonformität dieselbe Position: Das Mischen eigener mit fremden Komponenten ist bei Wärmedämmverbundsystemen unzulässig – und daher zu unterlassen! Wer dennoch auf systemfremde Komponenten zurückgreift oder ihre Verwendung billigt, begeht einen gravierenden Verstoß gegen geltendes Baurecht, der jegliche Gewährleistungspflichten des Systemanbieters erlöschen lässt. Architekten und sachkundige Verarbeiter müssen sich darüber im Klaren sein, dass bei nachgewiesener Verwendung nicht zugelassener WDVS-Komponenten von den Bauaufsichtsbehörden im Extremfall sogar der Rückbau angeordnet werden kann.“, erläutert Dipl.-Holzbauingenieur Stefan Berbner, Geschäftsführer des ökologisch orientierten Bauzulieferers INTHERMO in Ober-Ramstadt.
Dass Verarbeiter, die die Systemzulassung nicht beachten, sich und ihren Auftraggebern einen Bärendienst erweisen, ist ihnen oftmals gar nicht bewusst. Getrieben von dem falschen Ehrgeiz, möglichst billige Komponenten einzusetzen, spielen sie mit ihrer Existenz. Denn: Kommt es wegen eines noch so nebensächlichen Mangels im Nachhinein zum Rechtsstreit, wird regelmäßig geprüft, ob es sich im konkreten Fall überhaupt um ein bauaufsichtlich zugelassenes Wärmedämmverbundsystem handelt. Schon eine einzige Fremdkomponente, die nicht in der bauaufsichtlichen Zulassung erscheint, kann aus einem vermeintlich sicheren Fassadendämmsystem ein illegales Sammelsurium von Baumaterialien machen, das in dieser Konstellation niemals hätte verbaut werden dürfen. Entscheidet das Gericht, dass nachgebessert werden muss, hat der Handwerksbetrieb als Verursacher von Rechts wegen die Kosten der Mangelbeseitigung allein zu tragen.
Eben weil das Mischen von WDVS-Komponenten kein Kavaliersdelikt ist, sollten sich Bauhandwerker ausnahmslos nach den Angaben in der bauaufsichtlichen Zulassung des Systemanbieters richten. KLAUS Wohnbau hat sich von Anfang an daran gehalten und die Baubeteiligten explizit zur Beachtung beider WDV-Systemzulassungen verpflichtet. „Alles hat bestens funktioniert!“, resümiert Ulrich Schmalz für Wohnbau KLAUS als Auftraggeber.
Achim Zielke M.A., Baufachjournalist abp
Adressenspiegel
Objekt
Wohngebäude-Ensemble FREISTIL
Max-Bill-Straße
80807 München-Schwabing
Bauherr/Auftraggeber
KLAUS Wohnbau GmbH
Schwangaustr. 29
86163 Augsburg
Fon 08 21/26 17-0
Fax 08 21/26 17-2 03
Mail technik@klaus-wohnbau.de
Web www.klaus-wohnbau.de
Architektur
delaossaarchitekten GmbH
Dipl.-Ing. Tobias de la Ossa, Architekt
Reutterstraße 20
80687 München
Fon 0 89/82 07 58-0
Fax 0 89/82 07 58-18
Mail buero@delaossa.de
Web www.delaossa.de
Verarbeiter Holzbau
MERK Timber GmbH, Züblin Timber
Industriestr. 2
86551 Aichach
Fon 0 82 51/9 08-0
Fax 0 82 51/9 08-9 99
Mail timber@zueblin.de
Web www.zueblin-timber.com
WDVS-Zulieferer (natürlich)
DAW SE
INTHERMO GmbH
Fachberater Lorenz Stöpfel
Roßdörfer Str. 50
64372 Ober-Ramstadt
Fon 0 61 54/71-7 83 24
Mobil 01 73/3 09 16 88
Fax 0 61 54/71-97 83 24
Mail l.stoepfel@inthermo.de
Web www.inthermo.de
WDVS-Zulieferer (klassisch)
DAW SE
Alsecco GmbH
Fachberater Sven Grewing
Sedlmeierweg 30
85399 Hallbergmoos
Fon 03 69 22/88-0
Mobil 01 70/7 68 62 39
Fax 03 69 22/88-3 30s
sven.grewing@alsecco.com
www.alsecco.de