„In diesem Dialog werden Vor- und Nachteile von WDVS konstruktiv und transparent mit allen Interessengruppen diskutiert und gemeinsam nach tragbaren Lösungen gesucht“, eröffnete Dr. Ralf Murjahn, Vorsitzender der DAW-Geschäftsleitung, die Veranstaltung im firmeneigenen Fortbildungszentrum „Haus des Handwerks“ am Stammsitz des Unternehmens in Ober-Ramstadt. Im Mittelpunkt des Fakten-Checks standen die Schwerpunktthemen Brandschutz, Entsorgung und Gestaltung. Rund 40 Vertreter von Feuerwehren, Architekturbüros, Handwerksbetrieben, Energieberatungen, Natur- und Umweltschutzorganisationen diskutierten mit geladenen Experten. In kleinen Gruppen entwickelten die Teilnehmer Ideen und Lösungsansätze, wie eine nachhaltige und sichere Nutzung von Wärmedämm-Verbundsystemen unterstützt und sichergestellt werden kann.
Brandrisiko Baustelle
„Die Prüfung des Brandverhaltens ist eine Voraussetzung für die Erfüllung bauaufsichtlicher Anforderungen“, erläuterte Hendrik Rademacher, Dezernent des Brandprüfzentrums Erwitte des Materialprüfamtes Nordrhein-Westfalen in seinem Eröffnungsvortrag. In der anschließenden Diskussion herrschte Konsens darüber, dass bei einer fachgerecht durchgeführten Verarbeitung von WDVS der Brandschutz hinreichend gewährleistet sei. Erhöhte Brandrisiken werden meist durch fehlerhafte Baumateriallagerung und unzureichende Organisation an Baustellen erzeugt. Transparente Information, Koordination verschiedener Berufsgruppen sowie die Verbesserung des Baustellenmanagements sind Lösungsansätze, die weiter vertieft werden sollen.
Wertstoff statt Sondermüll
In der Öffentlichkeit werden Wärmedämm-Verbundsysteme häufig als Sondermüll dargestellt, dessen Entsorgung viele Fragen aufwirft. „Ein Irrtum“, so Wolfgang Albrecht, Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München und ergänzt „WDVS können mit dem normalen Restmüll entsorgt und werden.“ Bereits heute bestehen für den Wertstoff WDVS Recyclingmöglichkeiten. „Da in der Zukunft jedoch größere Mengen von Wärmedämmverbundsystemen zurückgebaut werden, müssen Lösungen dafür schon heute entwickelt werden“, betonte Albrecht. Verschiedene Forschungsvorhaben zur energetischen Verwertung oder zum Recycling von Wärmedämmverbundsystemen – wie der CreaSolv-Prozess des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising - stellen vielversprechende Ansätze dar, wie aus gebrauchten Materialien neue Rohstoffe gewonnen werden können.
WDVS als Gestaltungselement einsetzen
„Wenn man über Wärmedämmung und Architektur diskutiert, geht es nicht um eine Entweder-Oder-Situation. Vielmehr muss im Sinne eines Verfeinerungsprozesses ein gemeinsames Verständnis entwickelt werden, wo Wärmedämmverbundsysteme unter welchen Bedingungen sinnvoll sind“, stellte Johannes Ernst, Steidle Architekten, München fest und verdeutlicht dies anhand von beispielhaften Architekturlösungen. „Die materielle Ehrlichkeit“ ist laut Ernst fest im Bewusstsein und in der Lehre der Architektur verankert, die von WDVS derzeit nicht ausreichend bedient wird. In der Diskussion stellten die Teilnehmenden weiterhin fest, dass WDVS oft als billige Lösung zur Wärmedämmung gilt. In Zukunft soll das gestalterische Potential von WDVS deutlicher aufgezeigt werden.
Der DAW-Stakeholder Dialog: Zukunft Wärmedämmung wird im Herbst 2014 fortgesetzt. Begleitet und moderiert wird die Veranstaltungs-Reihe von DIALOG BASIS, einer unabhängigen und wissenschaftsnahen Dialog-Organisation.