Zum Auftakt der Veranstaltung, die unter dem Motto „Circular Economy – mit dem Ende den Anfang gestalten?“ stand, bekräftigte CEO Dr. Ralf Murjahn in seiner Begrüßung, dass die DAW mit ihren Produkten und Services Gebäude zum Wohle der Nutzer besser machen möchte. Dabei stehen Gesundheit, Nachhaltigkeit, gutes Design und Effizienz als Kundennutzen im Fokus. „Die Orientierung am Leitbild der Nachhaltigkeit ist Ausdruck unserer Tradition und gelebten Grundeinstellung. Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Produktphilosophie“, so Murjahn.
Deutlich wurde: Das Thema „Circular Economy“ ist komplex und trotz aller Dringlichkeit erst in den Anfängen. „Die Ressourceneffizienz im Baubereich kann noch erheblich gesteigert werden und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, lautete denn auch die zentrale Botschaft von Dr. Clemens Mostert von der Universität in Kassel. Eine wichtige Zielsetzung für die Zukunft wäre, Abbruchabfälle aus dem Hochbau verstärkt auch dort wieder einzusetzen.“ Beispiele wie der Rathausanbau in Korbach belegten, dass eine Nutzung von Recycling-Betonen heute technisch schon machbar ist.
Wertschöpfungspotenzial: Rund 1,8 Billionen Euro
Die hessische Landtagsabgeordnete Hildegard Förster-Heldmann verwies auf große wirtschaftliche Chancen, die in der Kreislaufwirtschaft mit prognostizierten 1,8 Billionen Euro als Wertschöpfungspotenzial stecken, und ergänzte: „Um ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen, sind Veranstaltungen wie der DAW Stakeholder-Dialog eminent wichtig, zumal es bei diesem Thema natürlich darum geht, möglichst viele Akteure zu involvieren.“ Statt also wie bisher Ressourcen ungeachtet ihrer Endlichkeit abzubauen und sie nach einer kurzen Nutzungsphase wieder zu entsorgen, müsse der Fokus auf den Erhalt der Qualität und die dadurch mögliche Kreislaufführung zwischen den Phasen der Herstellung und der Nutzung gelegt werden.
Qualität am Bau fördern
Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführende Vorständin der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), gab in einem inspirierenden Vortrag einen Überblick über die Arbeit der DGNB, die seit ihrer Gründung 2007 bisher 5000 Projekte ausgezeichnet und zertifiziert hat. Mit der Einführung der Circular-Economy-Boni im DGNB-System 2018 wurde dem im Grundverständnis der DGNB verankerten Gedanken des verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen ein noch stärkeres Gewicht gegeben. „Wir brauchen mehr hochwertige Gebäude“, sagte Lemaitre, „und eine Qualität am Bau, die durch Standards gesichert werden kann.“ Um zukunftsfähig zu bauen, bedürfe es klarer Ziele, Ehrlichkeit, Transparenz und Mut anzufangen, auch wenn nicht immer die 100-Prozent-Lösung vorliege. Das Ziel lautet: „Bessere Gebäude zu bauen und eine gebaute Umwelt zu schaffen, in der wir uns wohl fühlen und glücklich sind.“
Die Workshops und Diskussionsrunden beim DAW Stakeholder-Dialog 2019 machten deutlich, dass auf dem Weg von einer „Linear Economy“ zu einer „Circular Economy“ die Langlebigkeit von Produkten eine entscheidende Rolle spielt. Es müssen nicht nur technische Lösungen gefunden, sondern auch ökologische Herausforderungen bewältigt werden. Dazu gehören zum Beispiel die spezifischen Energie- und Rohstoffbedarfe des Recyclings oder auch kritische Emissionen. Zu den ökonomischen Herausforderungen zählen zum Beispiel Preisunterschiede von Sekundär- im Vergleich zu Primärrohstoffen.
Mut, den Wandel einzuleiten
„Lange Zeit hat sich die Welt linear entwickelt, heute ist sie nicht mehr linear. Dieser exponentiellen Entwicklung muss man Rechnung tragen, damit auch zukünftige Generationen in einer intakten Umwelt gesund und in Wohlstand leben können“, resümierte der für Forschung, Entwicklung und Innovationen verantwortliche Geschäftsführende Direktor der DAW Dr. Christoph Hahner. Neben der Dringlichkeit betonte er die Komplexität des Themas und die Gefahr, „aufgrund der Höhe des Bergs die Wanderschuhe bei Seite zu legen und ihn nicht zu erklimmen“. Bei „Circular Economy“ bewege man sich buchstäblich im Kreis und finde keinen Anfang. Daher sei Mut erforderlich und eine Kultur, die auch Fehler erlaube. So erhielt ein nicht nur technisch sehr komplexes Thema mit einem Zitat aus dem Plenum einen philosophischen Ausklang: „Wir sind selbst für unser Schicksal verantwortlich. Wir können es tun.“