Dipl.-Bauing. Jürgen Waßermann, Leiter Technik beim ökologisch orientierten WDVS-Anbieter INTHERMO, verdeutlicht in diesem Beitrag, wie wichtig das fachgerechte Abdichten des Gebäudesockels für das Funktionieren der Fassadendämmung ist. Der Beitrag stellt praxisnahe Details vor, die sowohl für Bauhandwerker als auch für Planer/Architekten hilfreich sind.
Sockel-/Perimeterbereich
Laut DIN 68800–2 ist der Sockel ein spritzwasserbelasteter Fassadenbereich, der bis zu einer Höhe von mindestens 30 cm reicht, gemessen ab Geländeoberkante. Als Perimeterbereich wird hingegen der erdberührte Fassadenbereich bezeichnet, also der Teil der Außenwand, der ins Erdreich hinunterragt.
Ständige Belastungen
Der Bereich zwischen dem Erdreich und der Sockelschiene des WDVS ist ständigen Belastungen ausgesetzt: Schlagregen, Spritzwasser, Schneewehen sowie aufsteigende Feuchte aus dem Baugrund etc. gilt es abzuwehren. Hinzu kommen mechanische Belastungen aus Bauwerksbewegungen, durch das Ausdehnen verschiedener Sockelmaterialien bei wechselnden Temperaturen, durch das Anlehnen oder auch den Anprall von Gegenständen. Auch Verschmutzungen wie Autoabgase, durch Spritzwasser aufgeworfener Schmutz, herablaufende Fassadenverunreinigungen, Tausalze und selbst Reviermarkierungen von Katzen und Hunden machen sich im Sockelbereich des Hauses bemerkbar.
Zuständigkeit
Im Hinblick auf die detaillierte Ausbildung beim Neubau stellt sich die Frage, wer bzw. welches Gewerk für den Gebäudesockel konkret verantwortlich zeichnet.
In erster Linie hat natürlich der Planer/Architekt die Aufgabe, den Sockelbereich detailliert zu planen. Dabei ist es besonders wichtig, dass vor Baubeginn allen Beteiligten die nach Fertigstellung geplanten Geländehöhen bekannt sind. Diese Höhen sind deshalb so wichtig, weil sie erheblichen Einfluss auf die Ausbildung des Sockelbereichs haben und gerade hier eine Gewerkeschnittstelle anzutreffen ist. Bauhauptgewerbe, Maler, Stuckateure, Zimmerer (im Holzbau), Abdichter und Landschaftsbauer geben sich hier sozusagen „die Klinke in die Hand“.
Die Zuständigkeit für die wasserdichte, schmutz- und feuchteabweisende Ausbildung des Sockels ist jedoch baurechtlich nicht explizit geregelt.
Die Antwort ist dann doch verblüffend einfach: Für die Abdichtung im Sockelbereich ist derjenige verantwortlich, der damit beauftragt worden ist. Das muss nicht zwangsläufig der Betonbauer sein, der den Keller gebaut hat, sondern die Ausbildung der Perimeter- bzw. Sockeldämmung kann durchaus auch später der Landschaftsbauer mit im Auftrag haben. Hinzu kommt, dass der Perimeterbereich nach den Festlegungen der DIN 18195 ausgeführt werden muss und der Sockelbereich im Holzbau mit aufgehender WDV-Fassade aus Holzfaser den Regeln der DIN 68800–2 folgt. Es zeigt sich klar die Bedeutung dieser Schnittstelle und die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen Planer, Bauleitung, Auftragnehmer und Bauherrschaft.
Der mit der Ausführung Beauftragte hat die Aufgabe, den Perimeterbereich gegen erwartbare Lastfälle durch geeignete bauliche Maßnahmen zu schützen, und zwar gemäß DIN 18195–4 durch Abdichtung gegen Bodenfeuchte und nichtstauendes Sickerwasser sowie gemäß DIN 18195–5 durch Abdichtung gemäß DIN 18195–5 gegen von außen drückendes Wasser.
Anschlussvarianten an den Gebäudesockel
Der Systemübergang des Sockels an ein Wärmedämmverbundsystem unterscheidet unabhängig von der Bauart des Gebäudes drei grundsätzliche Arten:
Diese Situation ist häufig bei älteren Gebäuden anzutreffen, bei denen ausschließlich die Fassade energetisch ertüchtigt werden soll, im Perimeter/Sockelbereich jedoch alles beim Alten bleibt. Im Massivbau hat man dabei unter Umständen die zusätzliche Möglichkeit, das WDVS möglichst weit unterhalb des Höhenniveaus der Kellerdecke enden zu lassen, um zumindest diesen Anschluss mit zu verbessern. Im Holzbau schließt die notwendige Sockelschiene dabei normalerweise mit der Unterkante der Holzkonstruktion ab.
Die aufgehende Sockel/Perimeterdämmung ist dünner als die Dämmung des WDVS und springt somit gegenüber der Front des WDVS etwas zurück. Die Sockelschiene steht dabei etwas über und stellt gemeinsam mit einem einputzbaren Sockelaufsteckprofil eine wirksame Tropfkante dar.
Voraussetzung dabei ist, dass die Dicke der Fassadendämmung der Dicke der aufgehenden Perimeter/Sockeldämmung entspricht. Die Sockeldämmung schließt dabei flächenbündig an die Dämmung des WDVS an. Oft wünschen sich die Bauherren dabei einen „nahtlosen“ Übergang der Putzfläche, was aber zumindest im Holzbau nicht empfohlen werden kann. Die im Holzbau zu erwartenden Setzungen der Konstruktion können dadurch sogenannte Quetschfalten oder Risse in der Putzfläche erzeugen. Der Einbau einer Sockelschiene oder eines Gleitlagerprofils wird bei diesem Systemübergang zwingend. Aus funktionellen Gründen (geringe Feuchtebelastung des Sockels, einfachere Sanierbarkeit des Sockelbereiches, freie Materialwahl und Gestaltung) ist die Trennung von Fassadenfläche und Sockelbereich generell empfehlenswert. Der Anschluss der Perimeter/Sockeldämmplatten von unten an die Sockelschiene bzw. an das Gleitprofil erfolgt mit einem Fugendichtband der Beanspruchungsgruppe 1 (BG1).
Abstände zum Spritzwasser
Neben der Ausführung des Anschlusses der aufgehenden Dämmung an das WDVS ist es insbesondere im Holzbau von großer Bedeutung, wie weit die Unterkannte des WDVS (i. d. Regel die Sockelschiene) von der Geländeoberfläche entfernt ist. Nach diesem Abstand richten sich insbesondere die Abdichtungsmaßnahmen im Spritzwasserbereich zum Schutz der Holzbauteile.
Fordert die DIN 68 800–2:2012 für einen Abstand von UK Schwelle von = 30 cm (außerhalb Spritzwasserbereich) über OK Gelände noch keine besonderen Maßnahmen, so sieht das bei einem Abstand von = 5 cm schon ganz anders aus. In diesem Fall ist dafür Sorge zu tragen, dass die Schwelle durch geeignete Abdichtungsmaßnahmen wie z.B. Folien gegen die Beanspruchung durch Spritzwasser geschützt wird. Viele Planer und Handwerker gehen sogar so weit, dass sie die Abdichtung der Schwelle für Abstände = 30 cm grundsätzlich empfehlen, obwohl die DIN 68 800 dies erst ab 5 cm fordert. Das macht natürlich deshalb Sinn, weil niemand voraussagen kann, ob sich die Geländehöhen z.B. durch Nutzungs- oder Gestaltungsänderungen nicht irgendwann verringern. Welcher Bauherr denkt schon daran, dass z.B. eine nachträglich gebaute Terrasse die für den Sockel maßgeblichen Höhen gravierend verändert. So wird aus „außerhalb Spritzwasserbereich“ schnell ein „innerhalb“ mit erheblichem Einfluss auf die Beanspruchung der betroffenen Sockelbereiche.
Um bestmöglichen Schutz vor aufsteigender Feuchte zu gewährleisten, empfiehlt es sich, in die fassadenseitig zu montierende Sockelschiene einen mindestens 3 cm hohen INTHERMO Sockeldämmstreifen aus Backkork mit Feder-Profil einlegen zu lassen und die Holzfaserdämmplatten on top zu platzieren. Bei geringen Abständen zur Geländeoberkante oder wenn zu erwarten ist, das sich die Geländehöhen ändern, bietet INTHERMO auch eine 25 cm hohe Sockelplatte aus Kork an. Der Bezug aller Materialen ist für private Bauherren über den qualifizierten Fachhandwerksbetrieb (Zimmerei, Maler- oder Stuckateurbetrieb) möglich, der auch für die fachgerechte Montage des INTHERMO WDVS sorgt.
Detailkatalog und WDVS-Handbuch
Für Planer/Architekten, die an konkreten Dämmprojekten arbeiten, gibt INTHERMO einen umfangreichen Detailkatalog heraus, der die korrekte Umsetzung des jeweiligen Vorhabens mit INTHERMO Systemprodukten fokussiert in Wort und Bild erklärt. Wie die Verarbeitung in der Praxis fachgerecht erfolgt und worauf dabei aus Planersicht zu achten ist, steht ausführlich im INTHERMO WDVS-Handbuch „Natürlich aus Leidenschaft“, das bei allen INTHERMO Außendienstmitarbeitern erhältlich ist und natürlich auch von INTHERMO in Ober-Ramstadt angefordert werden kann: per E-Mail an info@inthermo.de oder telefonisch unter 0 61 54/71-16 69.