Jedes Jahr befragt die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (DDIM) ihre Mitglieder sowie die ihr angeschlossenen Interim Management Provider zu deren Erwartungen hinsichtlich der Marktentwicklung sowie der Eckdaten des abgelaufenen Jahres. Im Mittelpunkt der Erhebung standen in diesem Jahr die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Markt, Projekte, Vertrieb und Auftragslage. Im deutschen Interim-Management-Markt agieren heute mehr als 11.000 erfahrene Fach- und Führungskräfte und laut Aussage der befragten Provider nimmt die Zahl weiter zu. Lag der Tagessatz eines Interim Managers im vergangenen Jahr noch bei durchschnittlich 1.198 Euro, prognostizieren die Befragten einen durchschnittlichen Tagessatz von rund 1.217 Euro für das Jahr 2021.
Nachdem das Krisenjahr 2020 zu einem Rückgang der Einsatztage auf durchschnittlich 131 geführt hat, erwartet die Branche für 2021 eine Auslastung von 154 Tagen und damit ein Marktvolumen von 2,2 Mrd. Euro. Ihre Prognose begründen die Befragten mit einem deutlichen Zuwachs an Projektanfragen, insbesondere in den Bereichen Restrukturierung, Sanierung und digitale Transformation. Der allgemeine Veränderungsdruck in vielen Branchen verstärkt notgedrungen den Handlungsdruck der Entscheidungsträger. Trotz der Umsatzeinbrüche im Dienstleistungssektor bringt die Pandemie in einigen Bereichen einen erhöhten Bedarf an spezifischen Interim-Leistungen mit sich.
Interim Manager werden da benötigt, wo völlig neu gedacht werden muss. Dass genau dieses Umdenken und Umlenken in den klassischen Branchen des Interim Managements in dieser Zeit besonders wichtig ist, zeigen auch die Ergebnisse der aktuellen Mitgliederbefragung der DDIM: Im Jahr 2020 kamen die meisten Projektanfragen aus dem Bereich Automotive; laut Prognose wird sich dieser Trend im Jahr 2021 mit einem Anstieg des Nachfragevolumens auf rund 20 % aller Anfragen noch verstärken. Zweitstärkste Branche im Interim Management bleibt der Maschinen- und Anlagenbau mit ca. 19 % der Anfragen. Die Befragten gehen weiterhin davon aus, dass sich die hohe Auftragslage in der Elektrotechnik- und Elektronik-Branche auch in 2021 fortsetzen wird. Eine Sonderkonjunktur verzeichneten die systemrelevanten Branchen Food und Health Care auch im Interim Management, wobei für die Lebensmittelindustrie – im Vergleich zum infolge des Lockdowns gestiegenen Nachfragevolumens in 2020 – für 2021 eine Normalisierung erwartet wird.
Pandemiebedingt gewinnen Liquiditätsthemen und damit der Bereich Finance an Bedeutung für entsprechend qualifizierte Interim Manager. Im Jahr 2020 verzeichnete der Sektor mit 9 % die höchste Nachfrage seit Jahren und eine ähnliche Entwicklung wird für 2021 erwartet. Ebenso verzeichnen Interim HR-Manager eine gestiegene Nachfrage von rund 6 % im Jahr 2020 und einer Prognose von ca. 7 % für 2021.
Die typischen Aufgabenstellungen zeigen, wo Unternehmen kurzfristig zusätzliche Kompetenz brauchen. Laut Umfrage gab es in 2020 mit ca. 8 % bereits mehr als doppelt so viele Anfragen im Bereich Restrukturierung und Sanierung als im Vorjahr. Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage vieler Unternehmen sagen die Befragten für 2021 eine weitere Steigerung des Nachfragevolumens auf fast 11 % voraus. Am häufigsten nachgefragt wird nach wie vor die Kompetenz der Interim Manager als Change Manager mit fast 12 % aller erwarteten Aufträge in 2021. Provider sehen für Prozessoptimierung die stärkste Nachfrage in 2021.
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bleibt nicht zuletzt infolge der Verschiebung von Investitionsentscheidungen und des „Einfrierens“ von Projekten in weiten Teilen ungewiss. Dennoch hinterlässt die Pandemie neue Möglichkeiten für den Berufsstand der Interim Manager. Dadurch, dass sich das Arbeiten im „remote“-Modus in vielen Fällen bewährt hat, können deutliche Einsparungen, etwa im Bereich der Reisekosten, gemacht werden. Team- und Projektbesprechungen brauchen geringeren Vorlauf, Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse werden schneller.
Auch wenn nach der Pandemie, etwa in den Bereichen Führung und Krisenmanagement, physische Meetings und Arbeit vor Ort wieder zum Alltag gehören werden, ist damit zu rechnen, dass sich der Trend „remote“ fortsetzen wird. Ein Großteil der Aufgaben im Projektmanagement, insbesondere mit internationalen Teams, aber auch IT-Projekte sowie Aufgaben mit besonders hohem analytischem Anteil werden laut Umfrage „remote“ oder zumindest in einem hybriden Setting realisiert werden. Nebenstehend mögliche Formen „remoten“ bzw. hybriden Arbeitens laut DDIM Prognoseumfrage 2021.
Fazit
In den Umfragen der DDIM seit Beginn der Pandemie sind hinsichtlich der Auslastung und der Erwartungen an den Markt deutliche Höhen und Tiefen erkennbar. Dabei zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen Branchen, Funktionen und Aufgabenstellungen. Insgesamt jedoch hat sich der Markt für Interim-Management-Dienstleistungen in der Pandemie als robust erwiesen. „Interim Manager sowie auch Provider haben die Anforderungen an digitale Kompetenzen und neue Formen der Zusammenarbeit schnell gemeistert“, konstatiert Dr. Marei Strack, Vorstandsvorsitzende der DDIM. Auch wenn das vergangene Jahr für einen Teil der Branche herausfordernd war, blicken die DDIM Manager und Partner optimistisch in die Zukunft.