Seit dem Abschluss seines Zahnmedizin-Studiums 2005 erforscht Dr. Kohorst in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde an der Medizinischen Hochschule Hannover unter anderem das Verhalten und die Belastbarkeit von Zirkoniumoxid. Der keramische Werkstoff steht aufgrund seiner guten mechanischen Eigenschaften schon seit längerem im Mittelpunkt des Interesses, da er sowohl hochästhetischen als auch biokompatiblen Zahnersatz ermöglicht. Bislang lagen allerdings keine Untersuchungen vor, die Aussagen über die Anwendbarkeit von großspannigen Brückenkonstruktionen aus Zirkoniumoxid im hochbelasteten Seitenzahnbereich zuließen. Zudem fehlten wissenschaftliche Vergleiche zwischen verschiedenen Zirkoniumdioxidkeramiken sowie die Berücksichtung möglicher mechanischer Vorschädigungen der Brückengerüste.
Untersuchung unter realistischen Bedingungen
In der prämierten Untersuchung ging Dr. Kohorst gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe der Frage nach, ob verschieden verarbeitete Zirkoniumdioxidkeramiken für die Anfertigung hochbelasteter Brückenkonstruktionen unter den korrosiven Bedingungen der Mundhöhle geeignet sind. Auf Grundlage einer fiktiven Patientensituation wurden insgesamt jeweils 20 viergliedrige Brücken aus zwei unterschiedlichen Zirkonimdioxidkeramiken hergestellt. Je zehn Brücken pro Material wurden mit einer Vorschädigung versehen. Im Rahmen der Studie wurde dann die reale Belastung von Brücken so genau wie möglich nachgeahmt. "Wir haben eine mehrjährige Tragedauer durch Wasserlagerung sowie mechanische und thermische Wechselbelastungen simuliert", erläutert Dr. Kohorst. Im Anschluss wurden die Brücken bis zum Bruch belastet und die charakteristischen Bruchflächen analysiert.
Das Untersuchungsergebnis der 18-monatigen Forschungsarbeiten zeigt, dass sich Zirkoniumdioxidkeramiken für einen Einsatz im mechanisch hochbelasteten Seitenzahnbereich hervorragend eignen. Allerdings hat die Art der eingesetzten Zirkoniumdioxidkeramiken einen signifikanten Einfluss auf die Belastbarkeit. "Außerdem konnten wir zeigen, dass die eingearbeiteten Vorschädigungen keinerlei Auswirkungen auf die Belastbarkeit hatten. Zirkoniumdioxid besitzt damit eine sehr viel höhere Schadenstoleranz als konventionelle Keramiken", fasst der 28-jährige Forschungspreisträger die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Patienten und Forschung profitieren
Moderne Zirkoniumdioxidkeramiken bieten Patienten somit die Möglichkeit, sich für einen hochästhetischen und biokompatiblen Zahnersatz zu entscheiden, der gleichzeitig eine hohe Belastbarkeit und damit eine lange Lebensdauer bietet. Zu einer endgültigen Beurteilung sind zunächst weitere Langzeitstudien am Patienten erforderlich. Ärzten bietet die prämierte Studie aber schon jetzt eine Entscheidungshilfe zugunsten vollkeramischer Brücken - selbst in Bereichen, die bislang der Metallkeramik vorbehalten waren. Über den Erfolg der Studie und die Auszeichnung mit dem Dentaprime Forschungspreis Zahnmedizin freut sich auch der Gewinner selbst. "Der Preis ist eine Bestätigung unserer Forschungsarbeit", so Dr. Kohorst bei der Verleihung in Bulgarien.