* Überlappungen und Verschnitt, Bauwerksabdichtung sowie zwei- bzw. einlagige Verarbeitung berücksichtigt. Davon ausgehend, dass der vdd für rund 95 % des Marktes steht, läge der Gesamtflachdachmarkt 2022 bei 77,6 Mio. m².
Seit 2022 sind Bitumen- und Kunststoffbahnenhersteller im vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e. V. vereint. Der vdd repräsentiert damit rund 95 % des Abdichtungsmarktes in Deutschland. Berechnungen zur Größe der jährlich neu abgedichteten Flachdachfläche sind so erstmals möglich.
Unterschiedlicher Bedarf im Verlauf des Jahres 2022
Bei Bitumenbahnen verzeichneten die Hersteller insbesondere im 1. Halbjahr 2022 eine besonders große Nachfrage. Erklären lässt sich diese durch Unsicherheiten hinsichtlich der Verfügbarkeit von Abdichtungsmaterialien, die insbesondere hier dazu führten, dass Handel und Verarbeiter in den ersten Monaten des Jahres ihre Lager füllten, um lieferfähig zu bleiben. Im 2. Halbjahr war die Nachfrage nach Bitumenbahnen folgerichtig schwächer. Dagegen gab es bei Abdichtungsbahnen aus Kunststoff über die Quartale hinweg einen stetigen Anstieg. Ein Grund für diese ansteigende Nachfrage ist im Verlauf der Projekte zu finden - mit einem Maximum im dritten Quartal und folgender Abflachung der Nachfrage zum Jahresende analog zu den Baustellen-Aktivitäten. Überdies ist festzustellen, dass Kunststoffbahnen weniger stark bevorratet, sondern häufiger auf Projektbasis auf die Baustelle geliefert werden.
Verkaufsmengen nach Werkstoffen
Basierend auf den Daten des vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e. V. wurden insgesamt 160,8 Mio. m² Abdichtungsbahnen hergestellt. Darunter sind 30,3 Mio. m² Kunststoff- und Elastomerbahnen sowie 130,5 Mio. m² Polymerbitumen- und Bitumenbahnen. Von letzteren entfällt mit 89,4 Mio. m² der Großteil auf Polymerbitumenbahnen.
Flachdachflächen: sicher dicht und großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit
Gebäude müssen zuverlässig dicht und gegen Wind und Wetter geschützt sein. Dazu braucht es eine sichere Abdichtung der Flächen, die diesen Witterungen ausgesetzt sind. Und weil Abdichtungen mit Bitumen- und Kunststoffbahnen langlebig und zugleich vielseitig sind, bieten die damit bearbeiteten Flächen zukunftsrelevante Nutzungsmöglichkeiten. Dies gilt nicht nur für den Neubau. Auch ungenutzte Flachdachflächen auf Bestandsgebäuden können in genutzte Flachdachflächen umgewandelt werden.
In Deutschland sind 1,2 Milliarden m² Flachdachfläche vorhanden. 90 % davon sind schätzungsweise aktuell ungenutzt. Dabei werden wegen fortschreitendem Klimawandel und Wohnungsknappheit dringend Flächen gesucht, auf denen nachhaltige Konzepte wie zum Beispiel PV-Anlagen, Begrünung oder Retentionssysteme installiert oder Aufstockungen zur Schaffung zusätzlichen Wohnraumes realisiert werden können. Das Flachdach kann bei der Bewältigung der aktuell vorherrschenden Probleme Teil der Lösung sein. Alles spricht dafür, dass die Dachform der Zukunft flach ist.
Riesiges Potenzial für die Stromerzeugung auf Flachdachflächen
Der Großteil der ungenutzten Flachdachflächen bietet die Möglichkeit, Photovoltaik-Anlagen zu installieren und Strom vor Ort zu erzeugen. Theoretisch kann die 2022 abgedichtete Fläche von 74 Mio. m² etwa so viel Strom erzeugen wie ein Atomkraftwerk. Besonders vorteilhaft ist dabei, dass dieses Flächenpotenzial gleichmäßig über ganz Deutschland verteilt ist und der Strom dort produziert werden kann, wo er verbraucht wird.
Das Problem der versiegelten Flächen: Lösungsansätze
Wenngleich Flachdachflächen nach der Definition als versiegelte Flächen gelten, können Sie dennoch das Potenzial bieten, Niederschlagswasser aufzunehmen. Als Retentionsdach ausgebaut, können Flachdächer Regenwasser temporär speichern und zeitlich verzögert in Kanalisationen abgeben. Insbesondere in urbanen Räumen, in denen Starkregenereignisse immer wieder große Schäden durch Überschwemmungen verursachen, liefern diese genutzten Flachdachflächen einen Beitrag zum Schutz von Gebäude und Umwelt. Auch extensiv und intensiv begrünte Dächer leisten dazu ihren Beitrag.
Verhalten positiver Ausblick
Der von der Bauindustrie vermeldete Rückgang bei den Auftragseingängen im Hochbau 2022 bei einer gleichzeitig noch guten Auftragslage, auch im Dachdeckerhandwerk, machen Prognosen für den Flachdachmarkt im laufenden Jahr schwierig. Werden die politischen Vorgaben umgesetzt, wird es zu Gebäudeertüchtigungen in Verbindung mit der Installation neuer Photovoltaikanlagen kommen und zu anderen Formen der Dachnutzung für den Klimaschutz. Auch vor diesem Hintergrund blickt die Branche verhalten positiv auf das Jahr 2023.
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