Von der Heftreihe zum Buch
Während das zweigeteilte Deutschland seine Energie in den Wiederaufbau steckte und Queen Elisabeth II sich auf ihre Thronfolge vorbereitete, erschien 1951 die erste technische Schriftenreihe mit dem Titel: “ABC der Dachpappe”. Ziel dieser Publikation war es, Architekten alles Wissenswerte über die Dachpappe und ihre Verwendung und Verlegung zur Verfügung zu stellen.
Der Vorgänger des heutigen abc war dabei als fünfteilige Heftreihe konzipiert und in einer Auflage von 20.000 Exemplaren pro Heft vom vdd herausgegeben worden. Maßgeblich wurde die Heftreihe an Behörden und Architekten verteilt, die zusätzlich eine Sammelmappe als Werbegeschenk erhielten. In den nächsten fünf Jahre erschienen die folgenden Publikationen:
- Heft Nr. 1: “Die Ausschreibung”
- Heft Nr. 2: “Die Normen”
- Heft Nr. 3: “Die Dachpappendeckung”
- Heft Nr. 4: “Anschlüsse aus Dachpappe”
- Heft Nr. 5: “Flachdachkonstruktionen (Dachdecken) in Massivbauweise”
Parallel zu der technischen Heftreihe, die sich als großer Erfolg herausstellen sollte, setzte sich in den frühen 50er Jahren das Gütesiegel RAL durch und wurde erstmals in Ausschreibungen gefordert. Zusätzlich wurden alle Dachpappen- und Rohpappennormen vom DIN neu veröffentlicht und traten in Kraft. Angesichts dieser Entwicklungen stieg der Wunsch nach einer einheitlichen Richtlinie und damit auch die Nachfrage an der technischen Heftreihe, die infolgedessen mehrfach nachgedruckt wurde. Selbst große Bauunternehmen forderten zunehmend die Unterlagen für ihre Mitarbeiter direkt bei der Geschäftsstelle an.
Diesen Umstand nahm der vdd zum Anlass, die Heftreihe in einem gebundenen Regelwerk zu vereinen. Schließlich erschien nach umfangreichen Vorarbeiten und aufwendiger Strukturierung im Sommer 1964 das neue “abc der Dachpappe”, zunächst in einer Auflage von 25.000 Exemplaren.
Die Erfolgsgeschichte geht weiter
Bereits ein Jahr nach dem Erscheinen der neuen Auflage des abc waren die ersten Exemplare vergriffen und ein Nachdruck von 12.000 Stück wurde beauftragt. Um ein Feedback über die Relevanz des abc in der Zielgruppe zu erhalten, wurden bei der Verteilung des Nachdrucks Antwortpostkarten beigefügt, auf denen um eine fachliche Beurteilung des Inhaltes des abc gebeten wurde.
Rund 77 % der Antworten vielen sehr positiv aus und erklärten, dass das abc als Hilfe für die Arbeit sinnvoll und notwendig ist. Besonders beliebt waren dabei die Dachaufbauzeichnungen, die seither um viele Detailskizzen erweitert wurden und sich als fester Bestandteil des abc etabliert haben.
Unter dem neuen Titel: “abc der Dachbahn” wurde 1971 schließlich eine neue Auflage veröffentlicht, in der erstmals auch das mit dem Zentralverband des Dachdeckerhandwerks gemeinsam erarbeitete Merkblatt “An- und Abschlüsse im Flachdach” mit einbezogen wurde. Der Namenswechsel war unter anderem der Entwicklung des Normenausschuss Bauwesen, der auch den Namen seines Arbeitsausschusses Dachpappe in “Dach- und Dichtungsbahnen” änderte, geschuldet. Der Begriff “Dachpappe” reichte einfach nicht mehr aus, um den weiterentwickelten Abdichtungsmaterialien gerecht zu werden.
Wiederum einen neuen Titel: “abc der Bitumen-Dachbahn” erhielt die technische Beratungsschrift im Jahr 1974, nachdem sie erneut überarbeitet und stark erweitert worden war. Mit der Fokussierung auf den Werkstoff Bitumen unterstrich der Verband die Bestrebungen seiner Mitglieder, teerfreie Dachbahnen herzustellen. 1980 wurde schließlich auf Initiative des vdd beschlossen, alle Normen, die für Tränk- und Deckmassen Teer vorsehen, zurückzuziehen. Im selben Jahr wurde der Titel in „abc der Bitumen-Bahnen“ abgewandelt, das abc überarbeitet und in einer Auflage von 35.000 Exemplaren gedruckt. In den darauffolgenden Jahren konzentrierte sich die Normenkommission auf die Vorbereitung von Anforderungen an die hochwertigen Polymerbitumenbahnen. Zu dieser Zeit gewannen auch ökologische Aspekte und Dachbegrünungen immer mehr an Bedeutung.
Die hohe Nachfrage an dem abc blieb bestehen und nach mehrfachen Nachdrucken wurde das Regelwerk 1985 erneut neu aufgelegt. Bis ins 21. Jahrhundert folgten zwei weitere Neuauflagen 1991 und 1997.
Das abc wird digital
Während die Wirtschaft vom Börsenkrach und dem Ende der „Dotcom-Blase“ erschüttert ist, befindet sich Anfang 2000 das Internet mit gewaltigen Schritten auf dem Vormarsch. Die Welt wird in kürzester Zeit digital, die Nutzung von Handys wird alltagstauglich und Informationen werden erstmalig auf Google gesucht. Der vdd geht mit der Zeit und präsentiert bereits 1997 seine erste Website. Auch das abc wird digitalisiert: Nachdem in den 90er Jahren zunächst Medienpakete mit VHS-Kassette hauptsächlich für Schulungszwecke konzipiert worden waren, gab es schließlich auch das abc als CD-ROM. Letztere erschien 2002 gemeinsam mit der erweiterten Ausgabe des abc unter dem neuen Titel: „Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen – abc der Bitumenbahnen“. Die überarbeitete Ausgabe enthielt ausführliche Kapitel zu den Themen Instandhaltung, Bauwerksabdichtung und Steildach. Auch wurde die einlagige Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumenbahnen erstmals mit aufgenommen.
2007 schaffte das abc den Sprung auch ins World Wide Web, als sämtliche Inhalte auf der Website integriert wurden. Im selben Jahr publizierte der vdd eine überarbeitete Ausgabe, die die europäische Normung, die deutschen Konstruktionsnormen DIN 18195 und DIN 18531 sowie die Anwendungsnormen, wie z. B. DIN V 20000-201, berücksichtigte. Die überarbeitete Ausgabe umfasste zu diesem Zeitpunkt 270 Seiten.
Vier Jahre später, 2011, wurde das abc auf 304 Seiten erweitert. Neben der inhaltlichen Aktualisierung änderte sich die Anordnung der Themen sowie die Struktur der übergeordneten Kapitel. Das Regelwerk wurde übersichtlicher und Informationen über das Material Bitumenbahnen und diverse Anhänge zu den Themen Windlasten, Bauphysik und Entwässerung/ Notentwässerung ergänzten die Hauptkapitel. Erstmal wurde das abc auch als eBook angeboten.
2017 – Neue Normen, neues Buch
Die heute gültige, sechste Auflage des abc erschien Ende 2017. Das Regelwerk wurde inhaltlich und optisch vollständig überarbeitet, um den Einsatz in der Praxis weiter zu vereinfachen. Grund für die neue Auflage und umfangreiche Überarbeitung waren vor allem die Neuerungen in den Abdichtungsnormen, die im Juli 2017 in Kraft getreten sind. Diese neue Auflage umfasst 328 Seiten, auf denen Anwender alle relevanten Informationen für die fachgerechte Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen finden.
Gedruckt wurden zunächst 15.000 Exemplare. Die extrem hohe Nachfrage führte allerdings dazu, dass bis heute mehrfach ein Nachdruck erfolgte. Insgesamt wurden innerhalb von vier Jahren 55.000 Exemplare der sechsten Auflage produziert. Diese hohe Nachfrage ist ein Indiz für die Bekanntheit und Beliebtheit der Technischen Regeln – abc der Bitumenbahnen bei Verarbeitern, Planern, Lehrkräften und dem Nachwuchs. Auch digital ist das Buch erfolgreich und wurde als interaktives PDF mehrere 10.000-Mal heruntergeladen.
Wie geht es weiter?
„Wir arbeiten stetig an der Weiterentwicklung und Optimierung des abc, um den aktuellsten Neuerungen in den Normen, neuen Verarbeitungshinweisen und Werkstoffen aber auch politischen Entwicklungen gerecht zu werden.“, erklärt Dr. Rainer Henseleit, Geschäftsführer des vdd. Dabei soll das abc nicht nur inhaltlich auf dem neusten Stand bleiben, sondern auch sein Format modernisieren. Neben der Printausgabe, dem eBook und einem interaktiven PDF arbeitet der vdd bereits an einer App, die sämtliche Inhalte auf Smartphones besonders nutzerfreundlich zur Verfügung stellen soll.
Wer noch nicht Besitzer der Technischen Regeln – abc der Bitumenbahnen ist, kann sich das Regelwerk jetzt unter www.derdichtebau.de/abc kostenlos als Buch bestellen oder als interaktives PDF sowie eBook herunterladen.