Ein Blick nach oben kann bereits eine Lösung für das Problem der begrenzten Bauflächen in Ballungsräumen sein. Denn viel Platz und damit großes Potenzial liegt auf den Dächern der Städte. Hier können Flachdächer bei der Schaffung von Wohnraum zukünftig eine entscheidende Rolle spielen. Die Rede ist von Aufstockung.
Vielseitig, nachhaltig und flach
Allein in Deutschland stehen rund 1,2 Milliarden Quadratmeter Flachdachfläche zur Verfügung. Das entspricht einer Fläche von über 170.000 Fußballfeldern, die in den meisten Fällen ungenutzt ist. Dieser wertvolle Raum gewinnt bereits an Bedeutung – und könnte in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen relevanten Beitrag zur Lösung des Wohnraumproblems in Deutschland leisten. Wenn Bauherren, Behörden, Wohnumfeld, Gebäudeform und nicht zuletzt die Statik des Gebäudes es zulassen, kann ein bestehendes Gebäude oberhalb nach oben aufgestockt werden, um so neuen Wohnraum zu schaffen – ohne die Grundstücks- und Versiegelungsfläche vergrößern zu müssen. Dazu sind Gebäude mit Flachdächern prädestiniert. Schon heute schätzen Bauherren und immer mehr Kommunen die Bedeutung der Flachdächer z.B. für Dachbegrünungen als Ausgleich für versiegelte Flächen. Dabei können Gründächer – bei entsprechender Abdichtung und Statik – zugleich auch Aufstellort für Photovoltaik- oder Solarsysteme sein sowie als Retentionsfläche für das Regenwassermanagement dienen. Das Flachdach könnte eine Antwort sein auf gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Fragen der nächsten Jahre.
Bis zu 4,2 Millionen Wohneinheiten durch Aufstockung herstellbar
Nachverdichtung durch Aufstockung von Bestandsgebäuden birgt viele Vorteile. Insgesamt könnten allein auf vorhandenen Wohngebäuden rund 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen, wie die Studie „Wohnraumpotentiale durch Aufstockungen“ der Technischen Universität Darmstadt und des Pestel-Instituts Hannover belegt. Und noch mehr: Nach einer zweiten Studie zur Aufstockung und Umnutzung von Nichtwohngebäuden könnten dabei weitere 2,7 Millionen Wohneinheiten auf Bürogebäuden, Supermärkten oder Parkhäusern erschlossen werden. In Summe könnte also ein großer Teil der benötigten Wohnflächen allein durch Aufstockungen realisiert werden.
Das Prinzip der Aufstockung rechnet sich – ökonomisch und ökologisch
Die Vorteile von Aufstockungen gegenüber Neubauten sind dabei vielfältig. Durch die Nutzung vorhandener Dachflächen muss bisher freie Fläche weder zu Bauland umgewandelt noch erschlossen, überbaut und versiegelt werden. Geringe Verfügbarkeit und Höchstpreise für Bauland, Entwicklung und – nicht zu vergessen – Erschließung machen es Wohnungsbaugesellschaften und öffentlichen Bauherren immer schwerer, „leistbaren“ Wohnraum zu entwickeln. Und es braucht mitunter viel oder zu viel Zeit. Wenngleich auch eine Aufstockung Zeit benötigt, ist diese doch meist deutlich schneller zu realisieren als für Erschließung und Bau neuer Grundstücks- und Wohnflächen nötig ist. Ein großes Argument für die Nachverdichtung durch Aufstockung ist die Tatsache, dass bestehende Infrastrukturen weiter genutzt werden können. Der Neubau von Straßen, Kanälen und Versorgungsleitungen entfällt ebenso wie damit verbundene Zeit- und Kostenaufwendungen. Vielmehr sind bei Aufstockungen gelegentlich „nur“ Vergrößerung oder Revitalisierung von Straßen, Parkraum oder Versorgungsleitungen nötig. Darin erschöpfen sich die Vorteile der Aufstockung noch nicht. Durch die Aufstockung erfährt das Bestandshaus eine signifikante Aufwertung und Wertsteigerung. Ein weiterer positiver ökologischer Faktor bei der Gestaltung von Wohnraum durch Aufstockung: Es werden keine Grünflächen überbaut oder versiegelt. Das bedeutet auch, dass kein Ausgleich für diese versiegelten Flächen geschaffen werden muss. Ökologisch ist auch, dass sich der Energiebedarf im Falle einer Aufstockung im darunter liegenden Geschoss um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Generell gilt: Verantwortliche könnten aus genannten Gründen bei anstehenden größeren Sanierungen zukünftig darüber nachdenken, ob nicht auch die Schaffung weiteren Wohnraums möglich und sinnvoll ist. Denn ohnehin sanierungsbedürftige Dächer werden im Rahmen einer Aufstockung nicht saniert, sondern ersetzt. Investment fließt damit in eine Aufstockung statt in eine Ertüchtigung oder Sanierung.
Beispiel: 26.000 Quadratmeter neue Wohnfläche in Frankfurt
Ein beispielhaftes Pilotprojekt für eine Aufstockung großer Bestandsgebäude ist die nach Plänen des Architekten Stefan Forster ausgeführte Modernisierung der Platensiedlung in Frankfurt. Im Rahmen der Umbaumaßnahme wurden 19 bestehende Wohnhäuser aufgestockt und auf diese Weise mehr als 26.000 Quadratmeter zusätzlicher Wohnfläche geschaffen. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie sehr die Aufstockung von Bestandsgebäuden zur Entlastung der angespannten Wohnungsmärkte beitragen kann. In Kombination mit einem Flachdach bietet das Verfahren eine günstige, nachhaltige und schnell umsetzbare Lösung.
Flachdächer zählen in urbanen Räumen zu den zentralen Instrumenten einer klimaresilienten Stadtplanung. Ein aufgestocktes Gebäude steigert die Energieeffizienz und – wenn als Gründach ausgeführt – mindert es die Wartungskosten und leistet gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zu Klimaschutz und städtischem Mikroklima.
Modulbauweise aus Holz
Die Modulbauweise aus Holz wird immer attraktiver. Das liegt unter anderem am geringeren Eigengewicht und der hervorragenden statischen Eigenschaften. So ermöglicht der Baustoff Holz zum Beispiel modular 3 Geschosse übereinander zu realisieren. Positiv spielt hier der Faktor Zeit mit: Vom Einrichten der Baustelle bis zur schlüsselfertigen Übergabe dauern die Arbeiten mitunter nur halb so lange wie bei konventioneller Bauweise. So können etwa die Fassadenarbeiten und der Innenausbau parallel erfolgen. Lärm- und Staubimmissionen halten sich dabei in sehr engen Grenzen. Und das hat große Vorteile für die Bewohner: diese können auch während der Aufstockung in ihren Wohnungen weiterleben.
Intensive Dachnutzung erfordert Belastbarkeit und Zuverlässigkeit
Wenn die Aufstockung mit einem Flachdach abschließt, bietet die neu entstandene Dachfläche weiteren Gestaltungsfreiraum und Nutzungsmöglichkeiten: als Gründach kann auf der Fläche zusätzlich eine Photovoltaikanalge errichtet werden und Dachterrassen, Ruhe- oder Fitnessflächen lassen sich integrieren. Diese Nutzungsvielfalt erfordert eine langzeitsichere Abdichtung. Denn je intensiver das Dach genutzt wird, desto wichtiger wird die Zuverlässigkeit der Abdichtung und damit die Wahl des Abdichtungsmaterials. In der Praxis haben sich insbesondere zweilagige Dachabdichtungen aus Bitumen- und Polymerbitumenbahnen bewährt. Die Bahnen sind enorm langlebig und zeichnen sich zudem durch eine außerordentlich hohe thermische und mechanische Belastbarkeit aus. Und weil Bitumen- und Polymerbitumenbahnen einfach zu verarbeiten sind, sinkt das Risiko von Verarbeitungsfehlern und Undichtigkeiten. Denn die Verlegung erfolgt in der Regel immer zweilagig und sorgt so für einen Untergrund, oberhalb dessen wertvolle Flächen auf unterschiedlichste Arten problemlos viele Jahrzehnte genutzt werden können.
Weiterentwicklung von Dachabdichtungen und hilfreiches Regelwerk
Mit der Intensität der Nutzung steigen auch die Anforderungen an die Produkte für Dachabdichtungen. Daher verbessern Hersteller die Bitumen- und Polymerbitumenbahnen in Sachen Belastbarkeit, Langlebigkeit und Verarbeitbarkeit laufend. Architekten, Planer und Entscheider in der Wohnungswirtschaft sollten ihr Wissen stetig erweitern. Eine wichtige Hilfe sowohl bei der Planung wie auch bei der Ausführung von Abdichtungen mit Bitumenbahnen bietet das anerkannte Regelwerk „Technische Regeln – abc der Bitumenbahnen“. Mit konkreten Vorgaben, Bildern und Zeichnungen ist dieses Kompendium bereits über 50.000 mal allein in Buchform versendet worden. Unter www.derdichtebau.de/abc können Sie dieses Regelwerk kostenlos als Buch (328 Seiten) bestellen oder als interaktives PDF oder EPUB herunterladen.