Befreiungsschlag bei Digitalisierung bleibt weiter aus
Die Corona-Krise hat der Digitalisierung in den Betrieben in Deutschland einen spürbaren Schub gegeben. Trotz größerer Anstrengungen sieht die deutsche Wirtschaft sich aber weiterhin nur im Mittelmaß. Das ist das Ergebnis der Digitalisierungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter knapp 4.300 Unternehmen der Breite der Wirtschaft. Danach hindern vor allem Engpässe bei der digitalen Infrastruktur, ein Mangel an IT-Fachkräften und -Kompetenzen sowie fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen die Betriebe aktuell daran, ihre Digitalisierungsprojekte schneller voranzutreiben.
„Viele Unternehmen haben ihre Digitalisierungsbemühungen im vergangenen Pandemie-Jahr intensiviert. Sie haben Prozesse, Dienstleistungen und Produkte umgestellt“, sagt Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung. „Das ist ein sehr erfreuliches Zeichen.“ Als wichtigste Motive nennen die Unternehmen die Flexibilisierung des Arbeitens (51 Prozent) und die Erhöhung der Kundenbindung (40 Prozent). Trotzdem schätzen sie den eigenen Stand der Digitalisierung – unverändert zum Vorjahr – nur als befriedigend ein (Durchschnittsnote: 2,9). Die Informations- und Kommunikationsbranche bewertet sich mit einer Note von 2,1 im Vergleich zu anderen Branchen am besten, gefolgt von der Finanzwirtschaft (Note 2,6) und den sonstigen Dienstleistern (Note 2,9).
Kosten, großer Zeitaufwand und Fachkräftemangel erschweren digitale Transformation
Die Herausforderungen, denen sich die Betriebe stellen müssen, sind zahlreich: 36 Prozent geben an, dass ihnen die zeitlichen Ressourcen fehlen, um sich neben dem unternehmerischen Geschäft stärker der Digitalisierung zu widmen. In hohen Kosten sehen 34 Prozent der Unternehmen ein Hindernis. „Durch die Pandemie haben zwar viele Betriebe das Tempo bei der Digitalisierung angezogen. Sie führt aber auch zu Problemen bei der Finanzierung der Vorhaben. Pandemiebedingte Umsatzrückgänge machen sich hier bemerkbar“, sagt Nothnagel. Zeit und Kosten fallen bei kleinen und mittleren Unternehmen nochmal stärker ins Gewicht als bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Letztere bewerten dagegen die Komplexität bei der Umstellung vorhandener Systeme und Prozesse als größte Herausforderung.
Zudem wirken sich der Mangel an IT-Fachkräften und fehlende digitale Kompetenzen negativ auf das Tempo der Digitalisierung aus. Die Betriebe stehen vor der Aufgabe, ihre eigenen Mitarbeitenden und Führungskräfte fit für die digitale Zukunft zu machen. Nothnagel: „Viele Unternehmen haben erkannt, dass eine erfolgreiche Transformation ein digitales Mindset braucht. Zwei Drittel der Unternehmen sehen hier Aufholbedarf.“ Zudem müssen aus Sicht der Betriebe Kompetenzen im Umgang mit den neuen Technologien (57 Prozent) sowie bei den Themen Daten (46 Prozent) und IT-Sicherheit (45 Prozent) ausgebaut werden.
Betriebe brauchen Unterstützung bei der digitalen Aufholjagd
Aus Sicht der Unternehmen fehlt es aber auch an den richtigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche digitale Transformation. Die unzureichende digitale Infrastruktur bremst die deutsche Wirtschaft enorm aus. Zwar sind im Vergleich zur Vorjahresumfrage Verbesserungen erkennbar, knapp 30 Prozent aller Betriebe klagen aber noch immer über einen schlechten Zugang zu schnellem Internet. „Der Ausbau einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur hat für die Betriebe in Deutschland höchste Priorität", so Nothnagel. „Es ist wichtig, die Lücke in der digitalen Infrastruktur schnell zu schließen. Auch, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.“
Außerdem wünschen sich die Unternehmen von der Politik mehr Unterstützung bei Digitalisierungsvorhaben und einen besseren Zugang zu Fördermitteln (40 Prozent), um innovative Technologien und neue Geschäftsmodelle schneller umsetzen zu können. Nothnagel: „Den Unternehmen fehlt es zudem an klaren regulatorischen Rahmenbedingungen. Diese sind dringend notwendig, um rechtliche Unsicherheiten abzubauen und helfen dabei, mutiger bei der Einführung neuer digitaler Technologien zu werden.“
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