Das BIBB hatte im Forschungsprojekt "Beruf fängt in der Schule an" Jugendliche vor dem Ende ihrer Schulzeit, Lehrkräfte und ausbildende Betriebe befragt, welche Verbesserungsmöglichkeiten zu einer nachhaltigeren Berufsorientierung an Schulen führen könnten. Wichtigste Erkenntnis: Wenn Schulen gute Berufsorientierung anbieten sollen, dürfen sie nicht allein gelassen werden. Sie brauchen die Unterstützung der Wirtschaft, der Sozialpartner, der Jugendhilfeorganisationen, der Eltern und nicht zuletzt der öffentlichen Hand - von den Kommunen bis zu den Arbeitsagenturen.
Diese Zusammenarbeit gestaltet sich in den einzelnen Bundesländern allerdings recht unterschiedlich. Beispielhaft sind das Saarland und Nordrhein-Westfalen. Im November 2008 haben das saarländische Kultusministerium und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit eine "Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung" beschlossen. Damit sollen Angebote zur Berufsorientierung flächendeckend an den weiterführenden Schulen realisiert werden. Das Thema soll außerdem fester Bestandteil sowohl des Schulprogramms als auch der Lehreraus- und -fortbildung werden. In Nordrhein-Westfalen ist man bereits einen Schritt weiter. Hier werden die Schulen im Projekt "Zukunft fördern - vertiefte Berufsorientierung gestalten" mit zehn unterschiedlichen Modulen unterstützt, um die Berufsorientierung der Schüler zu verbessern. Dazu gehören Berufsorientierungsbüros, Berufsorientierungscamps, Kompetenzfeststellungsverfahren in der achten Klasse, Schülerfirmen und sogar Schülerbetriebspraktika im Ausland. Für dieses Projekt stellt die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit 7,5 Millionen Euro zur Verfügung. Keine unbeträchtliche Summe, dennoch aber nur ein Teil des Gesamtengagements, wie die dortige Vorsitzende der Geschäftsführung, Christiane Schönefeld, erklärt: "Es gilt die Devise, lieber frühzeitig vorsorgen, als später in teure Reparatur investieren. Denn es ist besser, in der Vorbereitung auf die Berufswahl finanzielle Mittel zu investieren, als viel Geld ausgeben zu müssen, um nach Ende der Schulzeit Fehlentscheidungen zu korrigieren oder nicht getroffene Entscheidungen in berufsvorbereitenden Maßnahmen nachholen zu müssen. Daher geben wir in NRW in drei Jahren mehr als 30 Millionen Euro für die Berufsorientierung aus." Das Projekt Zukunft fördern ist bis 2010 angelegt. "Prävention bleibt für uns aber auch darüber hinaus ein wichtiges Thema", bekräftigt Schönefeld.
Auch bundesweite Initiativen setzen auf frühzeitige Berufsorientierung. So etwa das Programm "Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das allerdings nach acht Jahren Laufzeit im Jahr 2007 beendet wurde. Darin wurden rund 70 Projekte durchgeführt. Mal ging es um Kooperationsformen mit betrieblichen Partnern, mal um Lehrer- Ausbildungs-Modelle, mal um einen Berufswahlpass oder um neue Praktikumsformen. Ein Ergebnis der wissenschaftlichen Begleitung: "Zur Verbesserung der Berufsorientierung Jugendlicher sind frühzeitig dauerhafte Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben, Hochschulen, Eltern, Arbeitsagenturen, berufsbildenden Schulen und anderen berufsbezogenen sowie sozialen Einrichtungen und Verbänden zu schaffen."
Ein bisschen Wirtschaftskunde im Unterricht, Expertenvorträge oder ein Besuch bei der Berufsberatung reichen also nicht aus, um Jugendlichen Orientierung bei der Berufswahl zu geben, denn "Berufsberatung ist für Jugendliche ein freiwilliges Angebot der Bundesagentur für Arbeit. Wir unterstützen beim Berufswahlprozess und finden gemeinsam eine tragfähige Entscheidung. Nicht alle Jugendlichen nutzen allerdings die Möglichkeiten, die sich ihnen bieten und informieren sich rechtzeitig", bedauert Schönefeld.
Auch sollte der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl ihrer Kinder nicht unterschätzt werden, so ein weiteres Ergebnis des Programms "Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben". Die Empfehlung der Wissenschaftler: "Die Schule muss aktiv den Aufbau und die Pflege einer engeren Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus betreiben." Für Eltern hilfreich ist außerdem die kostenlose Broschüre "Mit der Zeit gehen! Die neuen Berufe" des VdS Bildungsmedien, in der Berufsprofile sowie die Arbeitsgebiete von mehr als 40 Berufen beschrieben werden.
Möglich auch, dass die bisherigen Instrumente nicht immer die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen berücksichtigt haben. Schließlich verbringen sie einen Großteil ihrer Freizeit am Computer - offensichtlich nicht nur mit Ballerspielen und Musik-Downloads. Zumindest legt der Erfolg des jetzt von der Bundesagentur für Arbeit gestarteten Portals "www.planet-beruf.de" diese Vermutung nahe. Allein in den ersten zwei Monaten haben mehr als eine Million Besucher das Online-Portal für sich entdeckt. Es will Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren dabei unterstützen, das passende Berufsziel zu finden. Mit diesem Selbsterkundungsprogramm können sie herausfinden, wo ihre Stärken und Interessen liegen und welche Berufe gut zu ihrem persönlichen Profil passen, damit sie die Schule mit konkreten Berufswünschen verlassen.
Dazu auf der didacta:
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) informiert in verschiedenen Veranstaltungen im Forum Ausbildung, Halle 15, Stand D51, über das Thema Berufsorientierung: "Der Weg von der Schule in die Arbeitswelt: Herausforderungen an das Bildungspersonal" lautet der Vortrag von Dr. Ursula Bylinski am P Mittwoch, 11. Februar, von 16 bis 17 Uhr.
Am Freitag, 13. Februar, von 15 bis 16 Uhr referiert Dr. Joachim Gerd Ulrich über "Das mach ich auch" - Warum Mädchen und Jungen immer dieselben Berufe lernen wollen.
"Welcher Beruf ist der richtige? - Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Bildungsstätten" - darüber informiert Renate Lauterbach (BIBB) am Freitag, 13. Februar, von 16 bis 17 Uhr.
Um das nordrhein-westfälische Projekt "Zukunft fördern" geht es in einer Podiumsdiskussion am Freitag, 13. Februar, von 13 bis 13.45 Uhr im Forum didacta aktuell, Halle 15, Stand A08. Teilnehmer: Günter Winands, Staatssekretär des Ministeriums für Schule und Weiterbildung NRW, Christiane Schönefeld, Chefin der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, und Roland Berger, Vorstand der Stiftung Partner für Schule NRW.
"Berufsorientierung und Berufsvorbereitung" lautet der Vertrag von Heike Bickmann, Abteilungsleiterin an den Berufsbildenden Schulen Fredenberg in Salzgitter, und Martin Zeisbrich-Würfel, Teamleiter Produktionsschule an den Berufsbildenden Schulen Fredenberg in Salzgitter, im Forum Unterrichtspraxis, Halle 16, Stand E20, am Freitag, 13. Februar, von 12 bis 13 Uhr.