Der Großteil der Pipelines in Deutschland und Europa wurde in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut. Das bedeutet, vielerorts ist es erforderlich geworden oder wird es zukünftig, die Einrichtungen auf den Stand der Technik zu bringen. Das betrifft die Pumpen- und die Verdichtertechnik, Schieber und Abriegelvorrichtungen sowie die Rohre. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Innenraum von Pipelines zerstörungsfrei zu überprüfen. Eine davon ist die Untersuchung mit so genannten intelligenten Molchen. Mit Hilfe von Ultraschall oder Magnetfeld-Sensoren scannen die Molche, das sind im Transportgut mitschwimmende Körper, die Wände der Pipelines ab. Materialabtrag, Korrosion, Risse und Ablagerungen werden so detektiert. Mit dieser Methode kann der Betreiber eingreifen, noch bevor es zur Leckage kommt. Molchungen werden je nach Alter und Zustand der Pipeline im Abstand von einem oder mehreren Jahren vorgenommen.
Auch im Normalbetrieb wird die Pipelinesicherheit kontinuierlich überwacht. Mess- und Geoinformationssysteme (GIS) versorgen die Steuerungszentrale der Betreibergesellschaft jederzeit mit den wichtigsten Daten der Pipelines wie Drücke, Temperatur und Durchflussmengen. Das ermöglicht einen optimalen und effizienten Betrieb der Pipeline. Das Angebot der GIS wird von den Herstellern kontinuierlich erweitert. "Derzeit spielt das 'thematical mapping' eine große Rolle", so Sina Halm vom IT-Dienstleister für Öl- und Gastransportnetzbetreiber Geomagic GmbH in Leipzig. Es ermöglicht die systematische Einfärbung bestimmter Pipelinedaten zur schnelleren Auffindung und Verarbeitung. Zudem werden per Computersystem beispielsweise geringste Druckverluste ermittelt. Das System schlägt sofort Alarm. Im Prinzip wird dadurch die Dichtigkeit der Pipeline permanent bestätigt. "Zukünftig wird das gesamte Pipelinemanagement noch stärker daran orientiert werden, die Sicherheit vom menschlichen Versagen unabhängig zu machen", so Lars Bangert weiter.
Das ist insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass in Deutschland und Europa bereits heute der Großteil der Pipelines für den Transport von Gas bestimmt ist. Bei Hochdruckleitungen wie diesen sind Leckagen ein großes Risiko, da aufgrund der Kompression des Gases in kürzester Zeit große Mengen ausströmen. Die Zahl der Gaspipelines wird künftig weiter steigen. Große Pipelineprojekte wie die Ostseepipeline (auch Nordstream genannt) für die Versorgung mit russischem Erdgas und die Nabucco-Pipeline für die Gasversorgung Europas aus dem Iran und dem kaspischen Raum über die Türkei und den Balkan belegen dies.
Dementsprechend werden auch die Bauverfahren von Pipelines weiter optimiert. Im Gegensatz zu anderen Branchen spielte in der Vergangenheit die Automation beim Pipelinebau eine untergeordnete Rolle. Das wird sich künftig ändern. Im Kommen sind automatische Schweiß- und neue Verlegeverfahren, die ohne kostenintensiven und landschaftszerstörenden Grabenaushub auskommen. Noch sind diese so genannten "no-dig"-Verfahren recht teuer, aber sie bleiben auf lange Sicht ein Entwicklungstrend. Insbesondere das "Horizontal Directional Drilling" genannte Verfahren weckt hier große Hoffnungen, erfordert aber bislang eine aufwändige profunde geologische Vorarbeit.