Daumennagelgroße Pumpen oder noch kleinere Mikromotoren sind heute keine spektakulären Neuentwicklungen mehr - sie gehören in der Micro-Tech-Branche fast schon zum Alltag. Mikrosysteme sind technisch weit gediehen, seit gut zwei Jahrzehnten wird die Mikrotechnologie intensiv erforscht. Und die 'mikro-kleinen' Bauteile konnten seitdem schon so manchen großen Erfolg verbuchen. So finden sich in den meisten modernen Pkw mikromechanische Airbagsensoren und auch im größten Passagierflugzeug der Welt, dem Airbus A380, findet sich eine ganze Vielzahl mikrotechnischer Systeme. Dennoch haben viele Produktentwickler das Denken im mikroskopischen Maßstab noch nicht für sich entdeckt, es scheint an einem klaren Profil der Branche zu mangeln.
Das liegt in den Augen von Dr. Frank Bartels, Vorstandsvorsitzender des IVAM Fachverbandes für Mikrotechnik und Inhaber der Bartels Mikrotechnik, vor allem an der Vielschichtigkeit der Problemlösungen. Anwendungen der Mikrotechnologie reichten von Reifendrucksensoren, die den indizierten Druck per Transpondertechnologie an einen Empfänger senden bis zu winzigen Greifern, die an mikrochirurgischen Operationen beteiligt seien. Sein Credo daher: "Die Mikrotechnologie stellt eine Querschnitttechnologie dar, die in nahezu allen Branchen Anwendung findet. Worauf es jetzt ankommt ist, dass Konstrukteure die Chancen der Mikrotechnik erkennen und nutzen."
Es ist bereits ein breites mikrotechnisches Angebot verfügbar, die Grundlagenforschung aber auch die mikrotechnische Produktentwicklung sind weit gediehen, nur die Übertragung in Applikationen ist noch nicht richtig in Fahrt gekommen. Wie leicht Produktideen mit Micro-Tech-Komponenten geboren werden können, veranschaulicht Dr. Bartels mit einem Beispiel aus seinem Untenehmen.
Applikationskreativität ist gefragt
Mitarbeiter der Bartels Mikrotechnik arbeiten zurzeit an der Entwicklung eines leichten Dampfbügeleisens mit, bei dem eine Mikropumpe in der Größe eines Daumennagels für einen konstanten Dampfausstoß sorgt - unabhängig vom Füllgrad des Wassertanks. Die Idee stammt dabei aus einem Brainstorming, wofür eine für eine ganz andere Anwendung entwickelte Mikropumpe noch verwendet werden könnte.
Eine Schwierigkeit für mögliche Anwender ist, dass der Markt für Mikrotechnologie nicht gerade übersichtlich ist. Die Probleme können schon damit anfangen, dass unklar ist, mit wem eine Idee überhaupt diskutiert werden kann. Hier kann das Messe-Highlight "MicroTechnology" auf der HANNOVER MESSE 2006 Abhilfe schaffen. Produktentwickler aus den unterschiedlichsten Branchen haben dort praktisch zum Nulltarif die Möglichkeit, mit Fachleuten der Mikrotechnik zu diskutieren. Dabei können sie durchaus mit abwegig erscheinenden Ideen ankommen, denn auch der oben angesprochene Reifendrucksensor erschien zunächst als kaum finanzierbar. Dr. Frank Bartels: "Der Charme der Systemlösungen im kleinen Maßstab liegt auch darin, dass der Materialeinsatz gering ist und durch die oft hohe Integrationsdichte eine sehr wirtschaftliche Serienfertigung erreicht werden kann. Entwickler sollten den Mut besitzen, einmal ganz unkonventionelle Lösungen 'anzudenken'." Häufig bestünde die Chance, Innovationen zur Marktreife zu bringen, die den Verkauf der Produkte dank eines eingebauten Mehrwerts erleichtern.
Heute bieten bereits eine ganze Reihe von Unternehmen Produktions- und Montagesysteme für Mikrosysteme an. Offenbar erwarten die Anbieter ein starkes Marktwachstum bei Micro-Tech-Produkten. Und in der Tat sind inzwischen so viele Produktentwicklungen in der 'Pipeline', dass Systemzulieferer aus dem Automobilbau und anderen Branchen nach angepassten Produktionsmitteln suchen. Die Chance, dass auch Sie auf der "MicroTechnology" fündig werden, ist hoch.