Radiologen, die im Bereich Diagnostik tätig sind, haben oft keinen sehr engen Kontakt zu den Patienten, deren Röntgen-, CT- oder MRT-Bilder sie befunden. „Sie agieren teilweise nur im Hintergrund, und das merken die Patienten auch“, betont Dr. Knud Nairz vom Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie am Inselspital Bern, der größten Radiologie in der Schweiz. Der Quality Manager des radiologischen Instituts sieht das kritisch: Wenn sich Radiologen zu sehr zurückziehen, könne das dazu führen, dass sich Patienten nicht gut betreut fühlen. Und das Fach Radiologie laufe Gefahr, dass sein Beitrag zur individuellen Lösung therapeutischer Probleme unterschätzt wird.
Engerer Patientenkontakt, höhere Patientenzufriedenheit
Zusammen mit seinen Kollegen hat sich Nairz am Inselspital Bern in einer großen Patientenbefragung genauer angesehen, wie Patienten die radiologische Betreuung in unterschiedlichen diagnostischen Zusammenhängen wahrnehmen und welche Einflussfaktoren dazu beitragen, dass sich Patienten gut oder schlecht von den radiologischen Ärzten betreut fühlen. Insgesamt wurden 965 Patienten befragt. „Die Zufriedenheit mit den Radiologen war dabei insgesamt hoch, aber es gab Unterschiede“, betont Nairz.
So war die Patientenzufriedenheit bei Patienten, die eine Ultraschalluntersuchung erhalten hatten, deutlich höher als bei Patienten, bei denen CT-Untersuchungen, MRT-Untersuchungen oder normale Röntgenbilder angefertigt wurden. „Der Grund ist, dass es beim Ultraschall zwangsläufig für die Zeit der Untersuchung einen engen Kontakt zwischen dem Radiologen, der die Ultraschallsonde führt, und dem Patienten gibt. Das wird von den Patienten geschätzt, und entsprechend wird die ärztliche Betreuung bei Ultraschalluntersuchungen signifikant besser bewertet“, so Nairz.
Genau hier setzten die Schweizer dann in einem zweiten Schritt an: Sie wollten herausfinden, ob sich die Patientenzufriedenheit auch bei anderen bildgebenden Verfahren verbessern lässt, wenn ein etwas engerer Kontakt zwischen Radiologen und Patienten geschaffen wird. „Konkret haben wir uns die MRT-Untersuchung vorgenommen und nach Rücksprache mit der Abteilung ein radiologisches Anamnesegespräch von drei Minuten Dauer eingeführt, das regelhaft vor den MRT-Untersuchungen stattfand“, so Nairz.
Lohnende Investition: Drei Minuten verbessern Zufriedenheit und Untersuchungsqualität
Was die Patientenzufriedenheit angeht, war diese Maßnahme ein voller Erfolg: Es kam in einer erneuten Patientenbefragung zu einem statistisch signifikanten Anstieg der Zufriedenheit in etwa auf das gleiche Niveau wie bei den Ultraschalluntersuchungen. Das war aber nicht alles: Die Experten des Inselspitals konnten auch zeigen, dass sich die Einführung eines Patientengesprächs medizinisch auswirkte.
„Die Qualität der Untersuchungen wurde besser, was sich unter anderem darin äußerte, dass es bei ein bis zwei Prozent der Patienten als Folge des Patientengesprächs zu wichtigen Veränderungen im Protokoll der MRT-Untersuchungen kam“, betont Nairz. So wurden teilweise Kontrastmittel eingesetzt, die ursprünglich nicht vorgesehen waren. Oder es stellte sich heraus, dass die Untersuchung von den klinischen Kollegen für die falsche Körperseite bestellt worden war.
Insgesamt ist der persönliche Kontakt zwischen Radiologen und Patienten gerade angesichts der immer umfangreicheren diagnostischen Möglichkeiten für Nairz ein wichtiger Faktor für eine optimale Patientenversorgung: „Als Experte für alle Arten der bildgebenden Diagnostik kann er am besten beurteilen, welche Methoden wann indiziert sind und wie sie angewandt werden sollten. Deswegen soll er sich nicht nur hinter Monitoren verstecken, sondern stärker als bisher den direkten Patientenkontakt suchen.“