Erkrankungen der Venen sollten Betroffene sehr ernstnehmen und sich frühzeitig medizinisch beraten lassen. Das gilt auch bei Venenerkrankungen wie Varizen oder Krampfadern. Dabei handelt es sich nicht um „Schönheitsmakel“, sondern um Erkrankungen, aus denen sich schmerzhafte Venenentzündungen oder sogar Thrombosen und in der Folge Lungenembolien entwickeln können. „Venenerkrankungen können lebensgefährliche Folgen haben“, warnt Professor Thomas Vogl, Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main und Präsident des 102. Deutschen Röntgenkongresses. „Deswegen ist die Früherkennung von Thrombosen, Tumoren oder venösen Fehlbildungen unerlässlich.“ Thrombosen entstehen häufig in den Beinvenen. Es handelt sich dabei um Gefäßverschlüsse, die von Blutgerinnseln verursacht werden. Diese können sich lösen und in andere Organe wie die Lunge gelangen.
Verdacht auf Venenerkrankung muss frühzeitig abgeklärt werden
Besteht bei Patient:innen der Verdacht auf eine Venenerkrankung, muss dieser medizinisch abgeklärt werden. Radiolog:innen nutzen dafür die gesamte Bandbreite radiologischer und interventioneller Methoden. „Das erste Verfahren ist der Ultraschall, der sehr genau Geschwindigkeiten im Venensystem bestimmen kann, der den Verlauf der Vene gut dokumentiert und eine Erfassung von oberflächlichen und mitteltiefen Erkrankungen der Venen erlaubt“, beschreibt Professor Vogl. „ Zeigen sich dabei Pathologien, nutzen wir erweiterte bildgebende Verfahren, vor allem die Computertomografie. Außerdem wenden wir die Magnetresonanztomografie an, mit der etwa Sinusvenenthrombosen sehr gut diagnostizierbar sind.“
Welche Interventionellen Maßnahmen werden bei Thrombosen angewendet?
Bei Thrombosen zum Beispiel bietet die Interventionelle Radiologie die Möglichkeit an, mit minimal-invasiven Techniken die Thromben zu entfernen. „Wir öffnen Gefäße wieder, die durch den chronischen Verschluss durch Thrombosen erkrankt sind, und können dort zum Beispiel Stents einbringen, um einen Wieder-Abstrom zu erreichen“, erläutert Professor Vogl. „Den Zugang erreichen wir überwiegend über die Blutgefäße, also Arterien beziehungsweise Venen, mit Kathetertechnik.“
Nach solchen Eingreifen müssen Patient:innen weiter und langfristig bildgebend begleitet und ihr Gesundheitszustand kontrolliert werden. Venenerkrankungen generell erfordern oft eine kontinuierliche bildgebende Kontrolle, die meisten Venenleiden sind chronisch.
Ein ausführliches Interview mit Professor Thomas Vogl zum Thema Venenerkrankungen und interventionelle Methoden finden Sie hier. Professor Thomas Vogl ist Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main und Präsident des 102. Deutschen Röntgenkongresses.
Interventionsradiologische Versorgung im Jahr 2020
Das Qualitätsregister der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR) erfasst die Daten zu Interventionen von derzeit 301 Kliniken in Deutschland. Im Jahr 2020 lag die Gesamtzahl der dort dokumentierten Interventionen bei 200.000. Davon waren im Bereich Venenerkrankungen 12.000 Gefäßprozesse und rund 5.000 rein venöse Interventionen.
Mit dem Qualitätssicherungsprogramm der DeGIR, dem DeGIR-QS-Register, hat die Interventionelle Radiologie die Möglichkeit, zu erfassen, wie viele Patient:innen interventionell-radiologisch behandelt werden. In dem Register werden unter anderem die durchgeführten Interventionen, die Komplikationen und die Dosiswerte erfasst und wissenschaftlich ausgewertet. Weitere Informationen zum DeGIR-QS-Register unter www.degir.de.
Die DeGIR ist eine Fachvertretung für alle interventionsradiologisch und minimal-invasiv tätigen Radiolog:innen innerhalb der Deutschen Röntgengesellschaft.