"Es ist wichtig, so viele Nutzer wie möglich mit in die interaktive Zukunft zu nehmen, und noch mehr Zuschauer davon zu überzeugen, dass sie mit dem Anschluss des Fernsehers ans Internet eine neue Vielfalt genießen können", beschrieb Wolfgang Elsäßer (ASTRA Deutschland) die Herausforderungen in seinem Impulsreferat auf dem ANGA COM-Panel. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen TV-Plattform formulierte drei Thesen für den Erfolg von Smart-TV:
Die intensive Aufklärung der Zuschauer bildet ebenso wie spannende Inhalte und deren einfache Handhabung die Grundlage für die Akzeptanz der neuen Geräte beim Kunden. Personalisierte und individuelle Programm-Angebote und Dienste erfordern zwar ein gewisses Maß an Datenerhebung - dabei sollte aber der Grundsatz gelten "so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich". Chancen-gleichheit bei Zugang und Auffindbarkeit ist zu gewährleisten: Ein System ist vor allem dann fair, wenn der Nutzer es nach seinen Wünschen gestalten kann.
Einstieg in die Diskussionsrunde gab die Feststellung des Moderators Jürgen Sewczyk, Leiter der AG Smart-TV der Deutschen TV-Plattform (JS Consult/Eutelsat), dass Zuschauer im "TV-Dschungel" inzwischen Orientierung dringend benötigen. Lösungen hierfür bieten sowohl Kabelnetzbetreiber als auch Gerätehersteller und Online-Plattformen. Dr. Stefan Fuchs von Unitymedia KabelBW nannte etwa die Horizon-Plattform, die ein umfassendes Entertainment-Erlebnis weit über das lineare Fernsehen hinaus ermöglicht - Empfehlungen inklusive.
Auch die Axel Springer Digital TV Guide GmbH setzt mit watchmi von Anfang an auf Personalisierung: Der elektronischer Programm-Führer wird mit redaktionellen und personalisierten Empfehlungen angereichert, und läuft sowohl auf Smart-TV-Geräten wie auf Second Screens, erläuterte Stephan Zech.
Nach Auffassung von Ingo Reese von der Rovi Corporation wachsen EPGs und Empfehlungssysteme untrennbar zusammen, wobei die Recommendation-Funktion den Kern des Mehrwertes für die Nutzer ausmacht - mehr noch als die Menge der verfügbaren Videos.
Dr. Marcus Dimpfel (Mediengruppe RTL Deutschland) unterstrich, dass die Relevanz der TV-Sender-Marken auch im veränderten Marktumfeld ungebrochen sei. Er sieht er demnach personalisierte Angebote als unkritisch, solange die Empfehlungslogik der Anbieter diskriminierungsfrei erfolgt.
Auf die Datenerhebung durch TV-Sender bei HbbTV angesprochen, stellte Dimpfel klar, dass es zunächst gar nicht um personalisierte Werbung geht. Vielmehr brauchen die traditionellen Programmanbietern erst einmal eine Reichweitenmessung, um ihre neuen Online-Dienste überhaupt vermarkten zu können. Solche Erwägungen spielen für das ZDF gar keine Rolle, stellte Produktionsdirektor Dr. Andreas Bereczky klar. Vielmehr gehe es um die ständige Weiterentwicklung der neuen Dienste des Senders, nicht zuletzt für die Gewährleistung von Barrierefreiheit in Mediatheken und im Live-Programm.
Fazit des Panels: Personalisiertes Fernsehen steht noch ganz am Anfang, und wird sein volles Potential erst in den kommenden Jahren entfalten. Für die Akzeptanz solcher Systeme sind die größtmögliche Transparenz bei der Datenerhebung sowie ein verbraucherfreundlicher Umgang mit den Daten nötig - die Wünsche der Zuschauer müssen dabei stets im Mittelpunkt stehen.
In Ergänzung der Debatte beim heutigen Strategiepanel erscheint die aktualisierte "Marktanalyse Smart-TV" der Deutschen TV-Plattform - das Dokument ist in Deutsch und Englisch am Stand der Deutschen TV-Plattform auf der ANGA COM erhältlich.
Alle neuen Publikationen stehen ebenso wie detaillierte Informationen zur Deutschen TV-Plattform unter www.tv-plattform.de zur Verfügung.