Mit Blick auf den diesjährigen Ausbildungsstart klagen viele KMU in Deutschland darüber, dass immer mehr Ausbildungsplätze in ihren Unternehmen nicht besetzt werden können, zudem erreicht die Anzahl der Ausbildungsabbrüche eine alarmierende Größenordnung. Jungen Menschen fehlt es häufig an einer realistischen Berufsvorstellung mit der Folge, dass der Anteil in der Gruppe der 20- bis 34-Jährigen ohne eine Berufsausbildung stetig zunimmt und laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Jahr 2021 bereits bei 17,8 Prozent lag. Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des DMB dazu: „Das Problem des Fachkräftemangels in Deutschland hängt in erster Linie mit den großen Schwierigkeiten für Unternehmen zusammen, überhaupt ausbildungsbereite und ausbildungsfähige Berufseinsteiger zu finden. Es mangelt schlichtweg an einer ausreichenden Bewerberanzahl, da viele junge Menschen auch mitunter veränderte Vorstellungen von ihrem zukünftigen Berufsleben haben. Zudem wird häufig unterschätzt, wie viel Zeit und Geld Unternehmen in die Ausbildung investieren müssen, um später gute Fachkräfte zu haben.“
Dabei mangelt es oft nicht an der Kompromissbereitschaft der KMU. Tenbieg dazu: „Wir erfahren immer wieder, dass Betriebe in Sachen Schulabschluss oder Noten, dem Alter oder auch ggf. sprachlicher Probleme durchaus bereit sind, Abstriche zu machen. Dennoch ist der Zulauf an Kandidatinnen und Kandidaten für die Ausbildungsplätze vielerorts zu gering. Hinzu kommen strukturelle Probleme in der praxisorientierten Schulausbildung.“
Die Vorteile einer dualen Ausbildung müssen anschaulich vermittelt werden.
Für viele Betriebe des Mittelstands steht die Zukunftsfähigkeit auf dem Spiel, sollte es künftig nicht besser gelingen, Auszubildende zu gewinnen. Für die deutsche Wirtschaft ist es darum entscheidend, dass wirksame Maßnahmen getroffen werden, damit mehr junge Menschen die Ausbildungsangebote der Unternehmen wahrnehmen.
Neben Erleichterungen für den Alltag der Auszubildenden, wie der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in der Nähe von Ausbildungsstätten und dem Ausbau des ÖPNV insbesondere in ländlichen Regionen, müsse laut Tenbieg aber ein grundsätzlich anderer Blick auf die duale Berufsausbildung etabliert werden. Angefangen in den Schulen. Tenbieg: „Entscheidend ist, dass mehr junge Menschen diesen Bildungsweg als gleichwertige Möglichkeit gegenüber der akademischen Laufbahn wahrnehmen. Das funktioniert nur, wenn die entsprechenden Berufsbilder bereits in der Schule mit Praxiszugang dargestellt und die Attraktivität der dualen Berufsausbildung gegenüber einem Studium stärker in den Vordergrund gerückt werden. Lehrkräfte sind in der Pflicht, den Schülerinnen und Schülern einen Raum für die eigene Berufsorientierung zu geben. Das hilft, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden und motiviert zugleich, einen soliden Schulabschluss zu erwerben.“ Außerdem appelliert Marc Tenbieg, einer bislang vernachlässigten Gruppe neue Perspektiven zu bieten: „Rund 47.500 Jugendliche haben laut einer Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Schule im Jahr 2021 ohne einen Hauptschulabschluss verlassen. Das ist ein Alarmsignal für unser Bildungssystem und wir müssen alles daran setzen, dass dieses Potential für den Ausbildungsmarkt befähigt werden kann."