„Digitalisierung betrifft uns alle. Aber leider hinterließ der diesjährige Digitalgipfel den Eindruck, dass er in einer eigenen 'Blase‘ stattfand“, meint Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des DMB. „Die Großkonzerne und nicht die kleinen und mittleren Akteure, die tatsächlich Unterstützung bei der digitalen Transformation brauchen, standen im Fokus des Gipfels. Und auch thematisch wurde auf dem Gipfel eher an den grundlegenden Problemen der Bevölkerung und nicht zuletzt auch des Mittelstands vorbeigeredet – obwohl KMU eine zentrale Rolle für den digitalen Wandel der deutschen Wirtschaft einnehmen.“
Als Beispiel dafür nennt Tenbieg die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Nutzung von Daten. „Wenn Daten die wertvollste Ressource der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung sind, muss sich die Politik in erster Linie damit beschäftigen, wie kleine und mittlere Unternehmen diese sicher, rentabel und praxisnah nutzen können. Datenökonomie wird die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts stärken – aber nur, wenn insbesondere auch KMU mit einbezogen werden. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang gewesen, dass sich der Digital-Gipfel auch mit der Fachkräfteproblematik auseinandergesetzt hätte, wie gerade KMU ihre Nachfrage nach datenkompetenten Mitarbeitern decken können.“
Verpasste Chance, ein Zeichen an den Mittelstand zu senden
Generell vermisst Tenbieg eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem ersten Regierungsjahr der Ampelkoalition im Bereich Digitalisierung. „Bei einer ehrlichen Betrachtung des bisher politisch Geleisteten kann der Mittelstand nicht den Eindruck gewonnen haben, dass viel angeschoben wurde. Der Digitalgipfel bot die Möglichkeit, ein Zeichen auch an kleine und mittlere Unternehmen zu senden, dass grundlegende Digitalisierungsprobleme angepackt werden. Der erhebliche Rückstand bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und wie man ihn aufholen will ist ein trauriges Beispiel für die immer noch analoge Welt, in der wir uns verwaltungstechnisch befinden. Am Ende muss man leider feststellen, dass die Chance verpasst wurde und erneut nur Versprechungen geblieben sind.“
Tenbieg ergänzt: „Nach diesen Eindrücken kann man nun nur darauf hoffen, dass die Bundesregierung die grundlegenden Belange des Mittelstands im kommenden Jahr stärker angeht. Wir brauchen 2023 mehr denn ja einen digitalen Neustart.“ Eine Hoffnung, die allerdings erneut einen großen Dämpfer erhält. Denn das eigentlich angekündigte Digitalbudget bleibt aus. Und somit fehlen die notwendigen Mittel für einen echten Aufbruch.