Der DVPT trauert um seinen Gründer, langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Wilhelm Hübner. Mit ihm verliert der deutsche und europäische Verbraucherschutz im Bereich von Post und Telekommunikation eine weitsichtige und prägende Persönlichkeit der industriellen Nachkriegszeit.
Wilhelm Hübner wurde in Nordböhmen geboren und kam 1946 nach Hessen, wo er eine kaufmännische Lehre in Gießen absolvierte. Über verschiedene Verlage, u.a. der Wetzlarer Neuen Zeitung, wurde er Geschäftsführungsmitglied des Verlags der Offenbacher Post. Inzwischen verheiratet bezog die Familie 1965 in Neu-Isenburg ein Einfamilienhaus in einer Neubau-Siedlung. Er und 100 weitere Antragsteller waren dringend auf den längst beantragten, aber verzögerten Telefonanschluss angewiesen. Letztendlich verklagte er mit weiteren 18 Mitbetroffenen die damalige Deutsche Bundespost, die daraufhin zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen festen Einrichtungstermin für Telefonanschlüsse in einem Vergleich zugesagt hatte. Diese gerichtliche Auseinandersetzung wurde bundesweit mit hoher Aufmerksamkeit registriert, und so blieb es nicht aus, dass ihn viele vergeblich wartende Antragsteller um Hilfe baten. 1967 gab es in der Bundesrepublik Deutschland, Handelsnation Nr. 1 und Industrieproduzent Nr. 2, lediglich 6 Millionen Telefonanschlüsse und aktuell 1 Million Antragsteller. So kam es schließlich, dass Wilhelm Hübner mit sechs Gleichgesinnten 1968 die europaweit erste Verbraucherorganisation "Verband der Postbenutzer e. V.", heute "Deutscher Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation e. V." in Offenbach am Main gründete, wo noch immer die Hauptgeschäftsstelle ihren Sitz hat. Zu den mehr als 1.500 Mitgliedern gehörten insbesondere mittlere Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Der Prozess eines Verbandsmitgliedes brachte schließlich ein damals sensationelles Grundsatzurteil. Das Bundesverwaltungsgericht stellte fest, dass jeder Bundesbürger einen Rechtsanspruch auf unverzügliche Herstellung eines beantragten Telefonanschlusses hat. In einem weiteren Musterprozess wurde beim Bundesverfassungsgericht erstritten, dass die damalige Deutsche Bundespost jedes Endgerät zulassen muss, von dem aus nachweislich keine Störung in das öffentliche Netz ausgehen könne. Besonders hohes Ansehen erwarb sich Wilhelm Hübner in seinem Drängen gegenüber dem damaligen Postminister Christian Schwarz-Schilling zum schnellen unkonventionellen Aufbau- Ost mittels sogenannter Turn Key-Projekte. Heute wird der DVPT in Fachfragen vom Deutschen Bundestag, von den Ministerien und der Bundesnetzagentur ebenso angehört wie von der EU-Kommission. Vielfach sind es inzwischen auch ausländische Regierungen, die den Rat des Verbandes anfordern.
Größten Wert hat Hübner immer darauf gelegt, den DVPT so zu führen, dass er politisch und wirtschaftlich nach allen Seiten unabhängig blieb. Diese Satzungsbestimmung ist auch der heutigen Verbandsführung eine verpflichtende Vorgabe.
Wilhelm Hübner ist am 1. Juni 2000 aus der aktiven Verbandsarbeit ausgeschieden und zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. Der Bundespräsident verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande. Am 9. Februar 2015 verstarb er. Unsere besondere Anteilnahme gilt seiner Frau Gisela, seinen drei Kindern und Enkelkindern.
Wir werden Wilhelm Hübner immer dankbar bleiben für seinen Einsatz und für seine Prägung, die er dem DVPT so lange gegeben hat.