Große Menschenansammlungen bergen Risiken. Zum einen kann die Dynamik von Menschenmassen nur schwer erfasst werden, zum anderen lässt sich für Sicherheitskräfte kaum direkt auf kritische Situationen reagieren. Die Smartphone-Apps der City of London Police und der Westminster City Police senden deshalb die Positionsdaten von Mobiltelefonen, wenn während der Olympischen Spiele tausende von Sportbegeisterten in das Stadtzentrum von London strömen. Die von den Nutzern auf freiwilliger Basis übermittelten Koordinaten werden analysiert und auf einer Karte abgebildet. Durch diese wird sichtbar, in welche Richtung und mit welcher Geschwindigkeit sich die Menschenmassen bewegen und wo Ansammlungen gegebenenfalls kritische Ausmaße erreichen. Durch derartiges „Crowd Monitoring“ kann die City of London Police die Besucherströme während den der Olympischen Spiele in ihrem Stadtbezirk live mitverfolgen, Risikosituationen frühzeitig erkennen und die Besucher direkt informieren. Wenn das System beispielsweise einen großen Andrang an einer U-Bahnstation verzeichnet, empfiehlt sie per Push-Nachricht die nächstgelegene Ausweichstation.
Entstanden ist die Technologie im Rahmen des vierjährigen EU-Projektes SOCIONICAL, in dem verschiedene Hochschulen und Forschungszentren das Zusammenspiel von Technologie und sozialer Interaktion untersuchen. Die Entwicklungsarbeit wurde vom Team um Prof. Dr. Paul Lukowicz vom Forschungsbereich Eingebettete Intelligenz am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern geleistet. Die Kooperation mit der City of London Police kam durch die «London School of Economics and Political Science» zustande, die nötige Serverinfrastruktur zur Datensammlung sowie die Verarbeitungs- und Visualisierungsmethoden liefert das Wearable Computing Lab der ETH Zürich.
Datenschutz wird großgeschrieben
Ein besonderes Augenmerk richten die Wissenschaftler des DFKI auf den Datenschutz und lassen das Projekt durch entsprechende Beratungs- und Bewertungsmaßnahmen begleiten. Denn einerseits hängt die Aussagekraft des Crowd-Monitorings über Mobiltelefonen von der Anzahl Personen ab, die freiwillig ihre Positionsdaten übermitteln, andererseits wirft die kollaborative Aktivitätserkennung juristische und ethische Fragen auf. Entsprechend bleiben die App-Nutzer bei der Anwendung anonym und ihre Positionsdaten werden verschlüsselt an den Servern geschickt. Des Weiteren ist die Übermittlung auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt und wird nur in kritischen Situationen für einen festgelegten Zeitraum und auch nur mit expliziter Zustimmung der User aktiviert. Der Nutzer bestimmt also selbst, ob, wann und welche Daten er zur Verfügung stellt. Der hohe Nutzen für die persönliche Sicherheit lässt erwarten, daß viele ihre Daten beisteuern. Neben den hilfreichen Sicherheitshinweisen liefern die Apps zudem multiple Informationen, beispielweise zu Events während der Olympischen Spiele.
Die Smartphone-App der City of London Police steht unter dem Namen «City Police» im Apple-App-Store zum kostenfreien Download zur Verfügung, eine Android-Version ist demnächst verfügbar. Dabei ist sie nicht nur auf den Zeitraum der Olympischen Spiele ausgerichtet sondern soll auch bei zukünftigen Großveranstaltungen eingesetzt werden. Neben dem Londoner Zentrum kommt auch durch die City of Westminster, die entsprechende Gratis-App «What’s on?» zum Einsatz.
Die eingesetzten Technologien wurden vor dem Olympia-Einsatz bereits mehrfach erfolgreich getestet: 2011 am maltesischen Freinacht-Festival «Notte Bianca» sowie an der «Lord Mayor’s Show» in London, 2012 am Londoner Kulturfestival «West End Live» sowie am «Vienna City Marathon».
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