Ein Beispiel für die nachhaltige Produktion von Kupfer ist die österreichische Montanwerke Brixlegg AG. „Mit niedrigstem CO2-Fußabdruck, 100 Prozent Recycling-Rohstoffen und 100 Prozent erneuerbarer Energie für unseren Strombedarf produzieren wir das weltweit klimafreundlichste Kupfer mit den niedrigsten CO2-Emissionen. Damit leisten wir nicht nur Pionierarbeit für den heutigen Bedarf, sondern schaffen schon jetzt als die Ersten in der Wertschöpfungskette die Voraussetzungen für die Klimaneutralität der Zukunft.“ beschreibt Vorstandsmitglied Uwe Schmidt die Besonderheiten seines Unternehmens. 100 Prozent des bei Brixlegg hergestellten Kupfers stammt aus Sekundärmaterialien, also recyceltem Kupfer, welche von gesammelten oder aufbereiteten Recycling-Rohstoffen kommen.“
Kupferbedarf wird steigen
Ein Weg, der beispielhaft ist, und sich auch in der Rohstoffstrategie der Bundesregierung als eine wesentliche Säule wiederfindet. Denn neben der Rohstoffsicherung u.a. durch heimischen Bergbau und Importe steht auch der Ausbau der Kreislaufwirtschaft durch vermehrtes Recycling insbesondere im Bereich Urban Mining auf der Liste der wichtigsten Instrumente, um die Versorgungssicherheit von Rohstoffen zu stärken. Um entsprechende Möglichkeiten zu definieren, wurde dazu durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eigens die Dialogplattform Recyclingrohstoffe beauftragt, die zum Ziel hat, die sichere und nachhaltige Versorgung der deutschen Industrie mit Metallen und Industriemineralen aus sekundären Rohstoffquellen zu verbessern. In einem Unterarbeitskreis der Dialogplattform, der vom Kupferverband sowie vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI betreut wird, beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema Kupfer.
„Der Bedarf an Kupfer wird insbesondere durch seine Rolle als Enabler der Mobilitäts- und Energiewende in den kommenden Jahren anwachsen“, so Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes zur Bedeutung des Rohstoffes. „ Allein in Europa werden zur Umsetzung der Energiewende im Jahr 2030 schätzungsweise zusätzliche 1,25 Mio. Tonnen Kupfer benötigt, was auf über 1,5 Mio. Tonnen im Jahr 2040 ansteigen wird - ein Plus von 35 Prozent zu heute. Entsprechend groß ist auch der Wunsch nach mehr Sekundärrohstoffen für die Industrie.“
Recycling-Barrieren abbauen
Dabei stellt die lange Lebensdauer von Kupferprodukten im Rahmen der Recyclingstrategie eine natürliche Begrenzung der Verfügbarkeit von Kupferschrotten dar, wie der Zwischenbericht des Unterarbeitskreises Kupfer der Dialogplattform nun deutlich aufzeigt. Dazu Antonia Loibl vom Fraunhofer ISI: „Kupfer ist ein Metall, das sich grundsätzlich ohne Qualitätsverlust unbegrenzt recyceln lässt. Gerade das bei Kupfer mögliche energieeffiziente Einschmelzen von Kupferschrotten in der Kombination mit der Raffination zu neuwertigem Kupfer von höchster Qualität ist ein Riesenpluspunkt. Allerdings lässt sich der Bedarf an Kupfer mittelfristig und langfristig nicht allein durch Sekundärrohstoffe decken. Innovation und Investition in Richtung einer möglichst nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus dürfen daher nicht vergessen werden, während wir gleichzeitig an einer möglichst umfassenden Nutzung der vorhandenen Recyclingpotenziale arbeiten.“
Zur Zeit liegt der Recyclinganteil in der Kupferkathodenproduktion in Deutschland bei rund 40 Prozent und damit deutlich über dem globalen Durchschnitt. Nichtsdestotrotz sind hier laut dem Zwischenbericht der Dialogplattform noch Steigerungsraten möglich. Als verbesserungswürdige Parameter wurden dabei insbesondere Bereiche der Regulatorik, der Technologie und Prozesse des Recyclings sowie der Datenerhebung und Digitalisierung von Stoffströmen definiert. Weitere Optimierungsaspekte werden im Ausbau der Infrastruktur und Logistik, aber auch bei den Förderanreizen zum Ausbau der Recyclingkapazitäten und Sammelstellen in Deutschland gesehen.
„Eine Sicherung der Versorgung mit Rohstoffen wie Kupfer ist nicht eindimensional zu betrachten,“ so Loibl und Sander zu den vorläufigen Ergebnissen ihres Arbeitskeises. „Gerade die Diskussion mit der Industrie wie z.B. den Montanwerken Brixlegg beweist, dass viele Wege zu einer Lösung in der Rohstofffrage beitragen können. Für eine zukunftsträchtige Herangehensweise müssen jedoch noch zahlreiche vorhandene Barrieren insbesondere für die Reycyclingindustrie diskutiert werden - und das nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europäischer Ebene.“