Fake oder Fakt? In Zeiten großer Aufregung sowie Krieg und Krisen eine schwierige Frage. Mehr als 80 Prozent der 12- bis 19jährigen sind laut JIMPlus-Studie des mpfs (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) mit Desinformationen im Netz konfrontiert und verunsichert. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen gibt an, dass an ihrer Schule über den Umgang mit Fake News im Netz nicht gesprochen wurde.
Auf dem DigiBitS-Fachtag „Schule gegen Fake News – Medienkompetenz statt Desinformation“ wurde deutlich, dass Schulen in der aktuellen Herausforderung keine ausreichende Unterstützung erfahren.
Dr. Robert Reinermann, Sprecher der Geschäftsführung der VdS Schadenverhütung und DsiN-Vorstandsmitglied hebt hervor, dass Medienkompetenzen kein Nice-to-have mehr sind, sondern ein absolutes Muss: „Für mittelständische Unternehmen haben wir bei VdS einen Standard entwickelt, der alle relevanten Handlungsfelder umschließt. Im Bildungssektor stehen vor allem Medienkompetenzen im Fokus. Sie sind der Schlüssel für Cyber-Resilienz, die Fähigkeit, sich sicher im Netz zu bewegen. Dazu gehört auch, Desinformationen souverän zu begegnen. Um Lehrkräfte und junge Menschen auf ihrem Weg zu mehr Cyber-Resilienz zu begleiten, braucht es außerschulische Unterstützungsangebote.“
Auf dem DigiBitS-Fachtag wurden konkrete Hilfestellungen diskutiert, die mit der Initiative DigiBitS und ihren Partnern bundesweit jeden Tag in Schulen zum Tragen kommen.
Marlene Schönberger, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, sieht für den Ausbau solcher Initiativen die Politik in der Pflicht: „Desinformationen und Verschwörungsideologien zersetzen unsere Demokratien. Es braucht keine Kürzungen, sondern einen Ausbau der Förderung von politischer Bildung, die Kompetenzen zu journalistischem und wissenschaftlichem Arbeiten sowie Kenntnisse zu antidemokratischen Ideologien vermittelt. Um Schüler:innen resilient gegen Desinformationen zu machen, müssen wir auch den Blick auf die Förderung der Aus- und Weiterbildung von Pädagog*innen richten, vor allem auch im Hinblick auf den Digitalpakt 2.0.“
Jedoch wurde auch die Wirtschaft in die Pflicht genommen. Sascha Novoselic, Public Affairs Manager bei Huawei, gab dazu konkrete Hinweise: „Unternehmen sind bei der Förderung von Medienkompetenzen an Schulen stark involviert, teilen nicht nur Geräte, auch Wissen, Ideen und Erfahrungen. Jedem Unternehmen muss klar sein, dass die Unterstützung von Bildungslandschaften keine Werbemaßnahmen ist, sondern eine Pflicht, um Verantwortung zu übernehmen, für die Zukunft junger Menschen – weltweit. Gleichzeitig braucht es für Kooperationen mit Unternehmen mehr Offenheit an Schulen.“
Dr. Kai Unzicker, Ko-Projektleiter von „Upgrade Democracy“ bei der Bertelsmann-Stiftung hob hervor, dass die Kompetenzförderung von jungen Menschen an Schulen allein nicht ausreiche. Ein großes Problem seien oft auch Erwachsene, die allzu schnell von Desinformationen oder Verschwörungserzählungen in die Irre geführt oder gar verführt werden. Entsprechend braucht es auch Angebote für das lebenslange Lernen, bis in den Kleingartenverein, so Unzicker.
Deutschland sicher im Netz bietet gute Möglichkeiten dafür, beispielsweise mit dem DsiN-Digitalführerschein, der im Anschluss an die Panel-Diskussion, im World Café des Fachtags präsentiert wurde. Mit dem DiFü kann jede:r von 14 bis 99 Jahren Digital- und vor allem auch Informationskompetenzen erwerben, ausbauen und zertifizieren lassen – auch Lehrkräfte.