Zahlreiche Vertreter:innen aus der Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik kamen am Dienstag zum DsiN-Jahreskongress zusammen, der in diesem Jahr unter dem Leitthema „Cyberresilienz für Demokratie und Sicherheit im 21. Jahrhundert“ stand. Bereits im Vorfeld der Konferenz bekräftige die Bundesinnenministerin Nancy Faeser die neue Bedeutung von Cyberresilienz für eine wehrhafte Demokratie und Sicherheit im digitalen Zeitalter. „Das Ausmaß an Desinformation hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stark zugenommen. Auch hier gewinnt digitale Kompetenzförderung rasant an Relevanz. Hier müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Das Engagement bei DsiN ist daher ein wichtiger Baustein in der Cybersicherheitsstrategie. Als Schirmherrin begleite ich diese Aufgabe gern und freue mich über zahlreiche weitere Akteurinnen und Akteure aus allen Bereichen, die diese Arbeit unterstützen”, so die Bundesministerin.Zur Kongresseröffnung rief der DsiN-Vorsitzende Tho mas Tschersich zur deutlichen Stärkung von Cyberresilienz durch Digitalkompetenzen auf. „Über 60 Prozent der Menschen in Deutschland benötigen digitale Hilfestellungen. Hier sind Tür und Tor für Angriffe aus dem Netz geöffnet. Wir müssen erfolgreiche Strukturen für Kompetenztransfer daher jetzt engagiert ausbauen und allen Menschen zugänglich machen: in Schulen, Ausbildungsbetrieben und Unternehmen, sowie auch im Ehrenamt und Vereinen“ so Tschersich. Mit dem neuen DsiN-Digitalführerschein sei Anfang des Jahres darüber hinaus ein Weiterbildungsangebot geschaffen worden, das Digitalkompetenzen kostenfrei fördere und zertifiziere.
Bundesbeauftragte Dr. Anna Christmann: Cyberresilienz im Mittelstand braucht Kompetenzen
Im Eröffnungspanel des Kongresses bekräftige Dr. Anna Christmann, Beauftragte für Digitale Wirtschaft und Start-ups des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, die Handlungserfordernisse aus Sicht der Wirtschaft: „Cyber-Resilienz ist für Wirtschaft und Gesellschaft elementar. Mit der „Transferstelle IT-Sicherheit im Mittelstand“ und dem Projekt ‚mIT Sicherheit ausbilden‘ unterstützen wir gemeinsam mit DsiN mittelständische Unternehmen dabei, sich vor den Gefahren der digitalen Welt zu schützen und resilienter zu werden.” Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsführung im Digitalverband bitkom, betonte die Bedeutung der Vermittlung digitaler Kompetenzen. Die Zusammenarbeit von Digitalexpert:innen und gesellschaftlichen Netzwerken sei hierfür unabdingbar. DsiN könne dabei eine unterstützende und vermittelnde Rolle einnehmen.
Digitalkompetenzen für demokratischen Diskurs: neue Hilfsangebote
Im Impuls zu dem nachfolgenden Panel #Demokratie veranschaulichte die Autorin Marina Weisband die Erfordernisse von Digitalkompetenzen für einen demokratischen Diskurs der Gesellschaft. Dieser werde oftmals durch Angriffe aus dem Netz sowie von Hass und hetzenden Reden geprägt. Eine neue Qualität gewinne das Thema dadurch, dass auch staatliche Akteure mit enormen Ressourcen heute entsprechende Angriffe und Desinformationen organisieren. Daher bedürfe es gemeinsamer Antworten und Reaktionen, die nur im Zusammenwirken von Gesellschaft, Staat und der Expertise der Wirtschaft erfolgreich seien. Für Sven Kindervater, Referent der Initiative PolisiN - Politiker:innen sicher im Netz, ist eine stärkere Vernetzung mit lokalen Partnern und Initiativen wünschenswert. Zwar stünden heute schon Hilfsangebote zur Verfügung; diese würden aber oftmals nicht hinreichend nachgefragt und wären nicht bekannt. Für PolisiN kündigte Kindervater neue Kooperationen und Formate für Politiker:innen auf kommunal er, Landes- und Bundesebene, sowie eine interaktive Lern- und Kommunikationsplattform an.
Vereine und Ehrenamtliche stärken Transferarbeit
Für die Verankerung von digitalen Alltagskompetenzen im Ehrenamt und Vereinen verwies Joachim Schulte, stellvertretender Geschäftsführer bei Deutschland sicher im Netz e.V., im Panel #Bürgergesellschaft darauf hin, dass der Dialog mit der Zivilgesellschaft derzeit ausgebaut werde. So würde im bundesweiten Netzwerk der Digitalen Nachbarschaft mit aktuell 70 Standorten in Kürze neue Standorte in Sachsen-Anhalt entstehen, dessen Landesregierung die Arbeit unterstütze. Auch mit der EU-Kommission werde durch die gemeinsame Ausrichtung der Europäischen Woche der Medienkompetenz eine neue Initiative entstehen, um digitale Debatten und konkrete Projekte mit der Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu fördern. Die Medienkompetenzwoche findet künftig in der 2. Oktoberhälfte statt.
Digitalstrategie: übergreifende Bedeutung der Digitalkompetenzen
Zum Auftakt des Abschlusspanels verwies Hartfrid Wolff, Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium, auf die Anknüpfungspunkte in der Digitalstrategie für eine digitale und sichere Zukunft. Diese umfasse konkrete Vorhaben zu digitaler Zivilgesellschaft, lebenslanger Bildung und Schutzkompetenzen, sowie auch für die Bereiche Mobilität, smart cities und Gesundheit. Dabei kommt der Vermittlung von Digitalkompetenzen eine übergreifende Bedeutung zu. Die bereits bestehenden Transferstrukturen von DsiN ermöglichen eine gute Ausgangslage.
Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesverbraucherschutzministerium machte deutlich, dass bei der Vermittlung von Digitalkompetenz vor allem die Verbraucher:innen mit besonderen Aufklärungsbedarfen angesprochen werden müssen. Katharina Kunze, Leiterin des Digitalen Engels veranschaulichte aus Sicht ihrer Initiative die Bedeutung des aufsuchenden Ansatzes bei älteren Generationen in ländlichen Regionen. Hier werde der Engel mit Förderung des Bundesseniorenministeriums künftig zusätzliche Transferarbeit leisten als Beitrag auch zum DigitalPakt Alter, der in der Digitalstrategie verankert sei.
Startschuss zum Bundeswettbewerb myDigitalWorld
Zum Abschluss des Kongresstages verkündeten die Paten des Jugendwettbewerbs myDigitalWorld den Startschuss der neuen Preisausschreibung für das Jahr 2022/23. Unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Volker Wissing werden deutschlandweit alle Schulen sowie auch außerschulische Schülergruppen aufgerufen, sich mit Wettbewerbsbeiträgen zum neuen Jahresthema des Wettbewerbs zu beteiligen: „Facts Against Fakes: Mit Medienkompetenz gegen Verschwörungstheorien, Fake News und Desinformation im Netz“. Die konkreten Ausschreibungsbedingungen werden auf dem Projektportal des Wettbewerbs veröffentlicht.