- IT-Angriffe auf Verbraucher:innen steigen um 20 Prozent
- Die Hälfte beklagt Desinformation in sozialen Medien
- 56 Prozent brauchen mehr Hilfestellungen im Netz
Sicherheitsvorfälle auf neuem Höchststand
Die Zunahme der erlebten Sicherheitsvorfälle erstreckt sich auf das gesamte Umfeld digitaler Dienste und Technologien. So legten Phishingangriffe per SMS oder Messenger um 5,9 Prozentpunkte zu (jetzt: 30,0 Prozent), infizierte Anhänge oder Weblinks stiegen um 4,3 Prozentpunkte (jetzt 28,3 Prozent). Beim Onlinebanking wurde ein Anstieg um 2,8 Prozentpunkte verzeichnet. „Die Zunahme von IT-Sicherheitsvorfällen zeigt, wie wichtig es ist, die IT-Sicherheit weiter zu stärken. Hier sind der Staat, Unternehmen und Nutzende gleichermaßen gefordert. Der geplante EU-Cyber Resilience Act wird die Cybersicherheit deutlich verbessern, indem zum ersten Mal europaweit geltende Anforderungen an die Cybersicherheit von vernetzten Produkten gestellt werden. Aber auch die Förderung digitaler Kompetenzen in der Gesellschaft ist ein wesentlicher Faktor.“, erklärte Verbraucherstaatssekretärin Dr. Christiane Rohleder zur Vorstellung der Studie am Mittwoch. „Dabei müssen sich die Hilfestellungen im Umgang mit digitalen Risiken an den Bedürfnissen der Nutzenden orientieren. Der Einzug von Künstlicher Intelligenz in den Alltag vieler Menschen wird den Bedarf an solchen Angeboten weiter erhöhen.“
Digitale Verunsicherung rückläufig – Sicherheitsgefälle wächst
Auf den ersten Blick überraschend ist die Reaktion der Onliner auf die erhöhte Bedrohungslage mit digitaler Sorglosigkeit. So ist das Verunsicherungsgefühl auf einen neuen Tiefststand von 21,5 Indexpunkten gesunken (- 24 Prozent). Der Anteil der „Gutgläubigen“ im Netz ist um 4,4 Prozentpunkte auf 41,5 Prozent gewachsen und baut seine Stellung als größte digitale Verbrauchergruppe aus. Gemeinsam mit den „Außenstehenden“ und „Fatalisten“ machen sie 56,4 Prozent der Onliner aus, deren Sicherheitslage deutlich unterdurchschnittlich ausfällt.
„Der Index zeigt ein IT-Sicherheitsgefälle zwischen den unterschiedlichen Verbrauchergruppen. Um dem entgegenzuwirken, setzen wir auf digitale Kompetenzförderung, die alle Menschen erreicht und zur Selbsthilfe befähigt“ bekräftigt DsiN-Geschäftsführer Dr. Michael Littger. Tatsächlich verbesserte sich das Sicherheitswissen der Onliner um + 1,8 Indexpunkte sowie auch das Sicherheitsverhalten (+1,2 Punkte). Dieser Anstieg kann mit den wachsenden Risiken im Netz aber nicht Schritt halten.
Fokus Soziale Medien: Desinformation größte Herausforderung
Nach der diesjährigen Sondererhebung des DsiN-Sicherheitsindex zum Fokusthema “Soziale Medien” nutzen 57,9 Prozent aller Onliner soziale Netzwerke in ihrem Alltag. Jede:r Dritte nutzt dieses Medium zur Information über das Tagesgeschehen (36,6 Prozent), mehr als jede:r Achte zu politischen Fragestellungen (13,3 Prozent). Der überwiegende Anteil nutzt soziale Netzwerke zur Kommunikation mit Freund:innen und Familie (61,3 %) und zur Unterhaltung (54,2 %).
Negative Erfahrungen mit sozialen Medien machten ein Viertel der Nutzer:innen (26,1 %). Hier stehen Falschinformationen ganz vorn mit 50,8 Prozent, gefolgt von unerwünschten Nachrichten (49,5 %) und Cybermobbing (35,2 %). „Das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit digitaler Dienste ist entscheidend für den Erfolg der weiteren Digitalisierung unserer Gesellschaft. Dafür braucht es ein Zusammenwirken aller Akteure, die sich für ein sicheres Netz engagieren. Mit der Initiative „Sicher handeln“ möchten wir Nutzerinnen und Nutzer über Risiken im Onlinehandel aufklären und ihnen universelles Anwendungswissen vermitteln, sodass sie sich wirksam gegen Betrug schützen können“, erklärte Paul Heimann, Geschäftsführer von Kleinanzeigen. Kleinanzeigen ist DsiN-Mitglied und Partner des Fokusthemas Soziale Medien im diesjährigen Sicherheitsindex.
Vulnerable Verbraucher:innen und Ehrenamt als weitere Zielgruppen
Als Reaktion auf die erhöhten digitalen Aufklärungsbedarfe wird DsiN mit Unterstützung des Verbraucherschutzministeriums die Hilfestellungen für seh- und hörbeeinträchtigte Menschen im Netz und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen mit dem bundesweiten Angebot des Digital-Kompass intensivieren und auch den Zugang zum DsiN-Digitalführerschein erleichtern. Darüber hinaus wird im Bundesnetzwerk Digitale Nachbarschaft das bayerische Landesprojekt Digital Verein(t) die Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement in der Fläche weiter ausbauen und neue Standorte gründen. Die SiBa-App wird als zentrales Angebot über aktuelle Sicherheitsvorfälle im Verbund mit Kleinanzeigen und PayPal sowie Sicherheitsbehörden weiter ausgebaut und die Anzahl der heute bereits rund 100.000 Nutzer: innen weiter erhöht.
Die komplette Studie zum DsiN-Sicherheitsindex können Sie hier einsehen:
https://www.sicher-im-netz.de/dsin-sicherheitsindex-2023