„Wir befinden uns in Zeiten des Umbruchs und benötigen in der Bildung tiefgreifende Reformprozesse. Wenn wir als Gesellschaft stark und leistungsfähig bleiben wollen, müssen wir bei Kindern und Jugendlichen ansetzen“, so Dr. Theodor Niehaus, Präsident des Didacta Verbands.
Der Verband führt sechs Punkte auf, die nötig sind, um allen Schülerinnen und Schülern eine zeitgemäße Bildung zu ermöglichen und Deutschland damit wettbewerbs- und zukunftsfähig zu halten.
Bildung an erste Stelle setzen:
Die unzureichende Finanzierung in den verschiedenen Bildungsbereichen zeigt deutlich, dass Bildung keinen hohen Stellenwert in der Politik hat. Fachkräftemangel, fast 50.000 Jugendliche ohne Schulabschluss pro Jahr und eine wachsende soziale Ungleichheit sind die Folge. Dies alles belastet unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Leistungsfähigkeit.
Nur mit besten strukturellen, personellen und materiellen Rahmenbedingungen im Bildungssystem können wir den aktuellen Herausforderungen begegnen. Dafür müssen Bund und Länder die bisherigen Investitionen verdoppeln.
Digitalisierung gemeinsam angehen:
Die Digitalisierung lässt sich aus dem Schulalltag ebenso wenig wegdenken wie aus unserer Gesellschaft als Ganzes. Der DigitalPakt Schule 1 hat Vieles auf den Weg gebracht.
Die Schulen brauchen nun vor allem Planungssicherheit und damit dauerhafte Mittel, um die bereits existierenden Lösungen effektiv zu nutzen. Service und Austausch der Geräte, Fortbildungen für Lehrkräfte und Administration der Infrastruktur müssen gesichert sein. Externe Unternehmen bieten hier qualitative Lösungen bei gerechtem Wettbewerb.
Nötig ist vor allem ein klarer ordnungspolitischer Rahmen, der insbesondere Anforderungen an die technischen, pädagogischen und rechtlichen Standards vorgibt. Dies kann durchaus eine Modernisierung der Bildungspläne beinhalten.
Die Bildungswirtschaft hat bewiesen, dass sie aktiv, partnerschaftlich und erfolgreich in den Prozessen der Digitalisierung mitwirken kann. Ein Dialog zwischen Bund und Ländern, Schulträgern, Schulgemeinden, Wissenschaft und Wirtschaft sollte die Basis sein, um diese Standards zu entwickeln.
Digitale Kompetenzen fördern:
Die Fähigkeit, mit digitalen Medien und Tools umzugehen sowie KI-Systeme zu verstehen, zählt zu den wichtigen Zukunftskompetenzen und muss Teil der Bildungspläne werden. Digitale Kompetenzen bei Kindern zu stärken, einschließlich der altersgemäßen Vermittlung von Risiken und Grenzen, ist Teil einer modernen Bildung. Es gilt, die Kinder sowohl auf die soziale Welt, als auch auf die virtuelle Welt vorzubereiten.
Lernen und Lehren wird sich mit der Weiterentwicklung von KI verändern – und kann übrigens auch zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen, die sich dann wiederum intensiver der individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern widmen können. Insofern ist digitale Kompetenz ein Thema, das alle Akteure im Bildungsbereich betrifft.
In Fach- und Lehrkräfte investieren:
Es müssen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, um eine zeitgemäße Ausbildung zu sichern. Die Inhalte in der Lehrkräfteausbildung müssen sich stärker an den Realitäten der modernen Welt orientieren und neben neuen Lehrmethoden auch Themen wie beispielsweise Digitalisierung, ökonomische Bildung und nachhaltige Entwicklung beinhalten. Mehr Praxisbezug schon zu Beginn des Studiums ist unabdingbar.
Quer- und Seiteneinsteigern kann durch Zusatzqualifikationen und umfassende didaktische Erfahrungsmöglichkeiten der Zugang zum Lehrberuf ermöglicht werden. Darüber hinaus sollte die Ausbildung zur Lehrkraft in ein Fort- und Weiterbildungsprogramm integriert sein, das mit einer regelmäßigen Evaluation verbunden ist. So kann die gleichbleibend hohe Qualität der Fachkräfte gesichert werden.
Mehr Flexibilität im Beruf – bspw. weiterhin Teilzeit zu ermöglichen –, mehr Entscheidungsfreiheit und die Entlastung von Organisations- und Verwaltungsaufgaben sind weitere Punkte, die den Lehrerberuf wieder attraktiver machen können.
Außerschulische Lernorte mit einbeziehen:
Außerschulische Lernorte können Gelerntes erlebbar und dadurch bedeutsamer machen. Die Forschung zeigt, dass außerschulische Lernorte mehr zur Stärkung kindlicher Entwicklung und kindlicher Kompetenzen beitragen, als das Bildungssystem es zu tun vermag. Schulen sollten sich daher für Kooperationen mit Partnern öffnen. Gerade die Themen der globalen Nachhaltigkeitsagenda, wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, werden in außerschulischen Lernorten anschaulich behandelt.
Praxisbeispiele anhand von Projekten erweitern nicht nur den Horizont der Schülerinnen und Schüler. Sie zeigen auch ganz konkrete Perspektiven für die Zeit nach der Schule auf. Eine enge Vernetzung von Schule und außerschulischen Lernorten dient daher sowohl den Schülerinnen und Schülern als auch der Wirtschaft. Für einen nachhaltigen Effekt ist es allerdings wichtig, die Nutzung in den Bildungsplan zu integrieren.
Den Dialog aller Akteure miteinander stärken:
Der Didacta Verband erneuert seinen Appell zu einem Nationalen Bildungsgipfel, der unter dem Hashtag #NeustartBildungJetzt bekannt ist, und einen umfassenden Reformprozess in Gang setzen soll. Zusammen mit den unterstützenden Organisationen bietet der Verband an, an diesem Prozess mitzuwirken.
Der Didacta Verband als ideeller Träger der didacta bietet somit die Plattform für Vertreter und Vertreterinnen aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungspraxis und Zivilgesellschaft, die in über 1.500 Diskussionsrunden, Vorträgen und Workshops miteinander ins Gespräch kommen. Ziel ist der Austausch darüber, wie ein leistungsfähigeres und chancengerechteres Bildungssystem geschaffen werden kann.