Als eines der wenigen Bundesländer hat Berlin schon seit dem Jahr 2003 ein Verbraucherinformationsgesetz. Es verpflichtet die für den Verbraucherschutz und die Lebensmittelüberwachung zuständige Senatsverwaltung dazu, die Berliner zu informieren, welches Unternehmen ihnen Lebensmittel anbietet, die gegen das Lebensmittelrecht verstoßen. „Weil die Informationswege innerhalb der zuständigen Senatsverwaltung nicht funktionierten, erhalten die Berliner trotzdem keine Antwort auf die Frage, ob, wo und wie lange, sie verdorbenes Putenfleisch gegessen haben“, kommentiert Laura Groche von der VERBRAUCHER INITIATIVE den schönen Schein und die bittere Realität der Berliner Verbraucherinformation.
„Das jüngste Beispiel macht einmal mehr deutlich, dass Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz nicht durch die bloße Existenz von Regeln, sondern nur durch ihre konsequente Anwendung sicherzustellen sind“, so die Ernährungswissenschaftlerin weiter. Der von Frau Knake-Werner angekündigte Bericht der Verwaltung wird hoffentlich erhellen, wie es zu den Fehlern, Zeitverzögerungen und Widersprüchen in der Darstellung der Ereignisse kommen konnte. Die neue Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz wird gut beraten sein, sich diesen Bericht sehr gründlich durchzulesen und über die Verteilung der Zuständigkeiten in ihrem Haus und der Stadt nachzudenken.
Um die 56.000 Betriebe unterliegen in Berlin der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Über 3.000 davon sind Restaurants, Kneipen und Imbissbuden, die schon aus hygienischen Gründen einer besonderen Kontrolle bedürfen. Berliner und Touristen müssen sich darauf verlassen können, dass sie weder gesundheitlich gefährdet noch wirtschaftlich getäuscht werden. „Das ist eine Verantwortung, die keine Schlampereien duldet“, so Laura Groche.