Die Konferenz fand am 28. Mai 2008 im Rahmen der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin-Schönefeld statt. Hier hat NL mit seinem neuen französischen Partner, dem Bureau de Normalisation de l'Aéronautique et de l'Espace (BNAE), und AeroSpace and Defense Industries Association of Europe – Standardisation, (ASD-STAN) einen gemeinsamen Stand. BNAE-Vert reter auf der Konferenz war Nicolas Devilliers, der die Entwicklung und Organisation der Luftfahrtnormung in Frankreich präsentierte. Die enge Übereinstimmung in Ziel- und Aufgabenstellung zwischen BNAE und NL, wie eingangs von Dr.-Ing. Albert Hövel (DIN) vorgestellt, hat eine Bündelung der Ressourcen und die Förderung ihrer sich ergänzenden Stärken nahegelegt. Diese wurde durch die Ende April 2008 beschlossene Kooperationsvereinbarung zwischen den beiden Normungsgremien realisiert. Eine Erweiterung der Vereinbarung auf andere Länder werde, so Dr. Hövel, durchaus angestrebt.
In einem weiteren Vortrag hat Boris Quase, zuständig bei Airbus Deutschland GmbH für „Standardization & Procedures“, aus der Sicht eines Anwenders von Normen berichtet. Bei 140.000 Normteilen, 16 Produktionsbetrieben und 9 Konstruktionszentren stellen die Koordination und Informationsvermittlung in Sachen Normen für Airbus große Herausforderungen dar. Ohne die mittlerweile aufgebaute IT-Unterstützung und die durchrationalisierte Standardisierungsinfrastruktur wäre es allzu leicht für den Konstrukteur, ein neues Normteil anzulegen, obwohl ein bestehendes Normteil die konstruktiven Anforderungen erfüllen würde. So gehören Reduzierung der Typenvielfalt, größtmögliche Verwendung genormter Bauteile und höchstmöglicher Grad der Vereinheitlichung zu den erklärten Zielen der Firmenpolitik. Von den rund 12.400 Normen und Standards, die konzernweit eingesetzt werden, sind 83 % interne Dokumente. Bei den externen Normen sind rund 1.000 noch nationale Normen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, aber bei der Erarbeitung neuer Normen wird Europäischen Normen, von denen etwa 250 bereits eingesetzt werden, die höchste Priorität eingeräumt. An zweiter Stelle stehen die Airbus Standards (ABS), die nach und nach die Werksnormen der Partnergesellschaften ersetzen.
Abgerundet wurde die Konferenz durch zwei Vorträge, die sich mit dem Thema „Qualifizierte Produkte von qualifizierten Zulieferern“ beschäftigten. Während Hans Rainer Ziemer (Chief Engineer Quality Systems and Procurement Assurance”, EADS Military Air Systems) auf die Rolle der International Aerospace Quality Group (IAQG) bei der Überarbeitung der EN 9100, die speziell für Qualitätsmanagementsysteme in der Luft- und Raumfahrt konzipiert wurde, näher einging und die Änderungen erläuterte, behandelte Günter Lessmann (Director, ASD-STAN) den von ASD-CERT betreuten Prozess der Produktqualifizierung, der auf eine erhebliche Reduzierung des Auditaufwands abzielt. Bisher hat ASD-CERT 152 Produktionszertifikate erteilt, die 3.000 genormte Produkte abdecken. Wer wissen will, welche Produkte von welchen Herstellern als normgerecht qualifiziert sind, kann diese Informationen über die frei zugängliche Internetseite von ASD-CERT erhalten (www.asd-cert.org).
Über den Normenausschuss Luft- und Raumfahrt im DIN (NL): Die Normungsaktivitäten des NL erstrecken sich von Verständigungsnormen über Normen für Werkstoffe, technologische Verfahren, mechanische Teile, Flugmechanik und Ausrüstung, Luftfracht- und Bodengeräte, Elektrotechnik und Avionik, Umweltschutz und Antriebstechnologien bis hin zu neuen Management-, Qualitäts- und Sicherheitsnormen. Ein aktuelles Thema sind Schnittstellen im Bereich der Flugzeugkabine.