„Mit der Globalisierung und der Zunahme an Zwischenhändlern ist eine sichere und zuverlässige Lieferkette wichtig, um Störungen, die sich auf die Unternehmensleistung auswirken können, zu vermeiden. Die Forderung der Kunden nach einer nachhaltigen Beschaffung wird immer größer, und Unternehmen, die nicht handeln, werden es schwer haben, auch weiterhin im Wettbewerb zu bestehen“, sagt Luca Crisciotti, CEO von DNV GL - Business Assurance.
Nachhaltiges Management von Lieferketten
Bei der Auswahl eines Zulieferers oder bei Kaufentscheidungen achten 96% der befragten Unternehmen auf Nachhaltigkeitskriterien. Besonders relevant für eine nachhaltige Lieferkette sind demnach niedrige Umweltauswirkungen (56%), die Sicherheit und Gesundheit von Arbeitnehmern (51%) und ein starkes Finanzmanagement (43%). Ethisch angemessenes Verhalten kommt mit 29% an vierter Stelle. Unternehmen (nachfolgend als Gruppe der Leader beschrieben), die bereits über ausgereifte Fähigkeiten verfügen, ihre Lieferkette nachhaltig zu managen, haben hier einen höheren Anteil (+ 9% im Vergleich zum Durchschnitt).
42% der Unternehmen verfügen bereits über eine formale Lieferkettenstrategie, in der Nachhaltigkeitsaspekte verankert sind. Bei großen Unternehmen beträgt der Anteil 57% und in der Gruppe der Leader sogar 81%.
Hauptgründe für nachhaltige Lieferketten
Laut Befragung verspüren 80% der Unternehmen Druck von ihren Kunden, die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten nachzuweisen. Kunden sind der Teil der Stakeholder, der sich am meisten für die Nachhaltigkeit interessiert. Sie treiben das Thema in Unternehmen stärker voran als Behörden (33%) und andere externe Akteure wie Kommunen (7%), NGOs (4%) und Gewerkschaften (2%), die lediglich eine marginale Rolle zu spielen scheinen.
Schlüsselinitiativen
Auch wenn die meisten Unternehmen das Gefühl haben, gerade erst anzufangen, unternehmen sie konkrete Anstrengungen, ihre Lieferkette nachhaltiger zu gestalten.
In diesem Kontext sind Lieferantenaudits aktuell die häufigste Methode, um die Nachhaltigkeit innerhalb der Lieferkette zu überprüfen. 41% der befragten Unternehmen haben in den letzten drei Jahren ein Lieferantenaudit durchgeführt (Gruppe der Leader: 57%). Bei der Gruppe der Leader (60 Prozent) und bei größeren Kapitalunternehmen (1 von 3) war darüber hinaus die Adaption und Kommunikation von Anlass bezogenen Strategien weit verbreitet. Bei kleinen Unternehmen lag der Anteil bei nur 15%. 36% der kleinen Unternehmen gaben zudem an, gar nichts zu unternehmen.
Im Branchenvergleich war die Lebensmittel- und Getränkeindustrie am aktivsten: 47% der Unternehmen führte Audits durch, und 36% verfügen über eine spezifische Nachhaltigkeitspolitik und kommunizieren diese auch.
Insgesamt gibt es für alle Betroffenen noch viel zu tun. Zwei Drittel der Unternehmen beschränken ihre Aktivitäten auf Tier-1-Lieferanten, also auf Unternehmen, von denen sie direkt Waren beziehen. Dadurch haben sie über andere Aktivitäten in der vorgelagerten Lieferkette keine wirkliche Kontrolle.
Ausblick
Unternehmen erwarten, dass die Nachhaltigkeit der Lieferkette zunehmend ein wichtiger Faktor für den Markterfolg sein wird. Laut Befragung gewinnen in diesem Kontext die Möglichkeit, den Wettbewerbsvorteil zu erhalten (+ 19%), den Marktanteil (+ 17%) sowie den Ruf der Marke zu verbessern (+ 7%) zukünftig deutlich mehr an Bedeutung. Der wichtigste Treiber für dieses Thema wird nach Meinung der Befragten aber auch in Zukunft die Erfüllung von Kundenbedürfnissen sein (55%; + 2% im Vergleich zur aktuellen Situation).
66% der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sie die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferketten innerhalb der nächsten drei Jahre optimieren werden.
„Um auch zukünftig top zu sein, müssen Unternehmen drei grundlegende Maßnahmen ergreifen: Erstens müssen sie die Erwartungen ihrer wichtigsten Stakeholder in Bezug auf die Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette verstehen. Zweitens müssen sie ihre eigenen Erwartungen klar definieren, ihre Lieferanten darüber informieren und von diesen verlangen, dass sie kohärent handeln. Schließlich ist es von grundlegender Bedeutung für jede Methode, dass alle Mitglieder in der Lieferkette die Anforderungen verstehen und umsetzen. Das müssen Unternehmen regelmäßig überprüfen und sicherstellen“, fasst Luca Crisciotti zusammen.
Methodik und Stichprobe
Diese Erhebung wurde im Juli 2014 mit einer Stichprobe von 2.061 Experten unter Unternehmen aus den Primär-, Sekundär- und Tertiärsektoren unterschiedlicher Industrien aus Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie sind nur auf einer qualitativen Ebene zu betrachten, da sie statistisch nicht repräsentativ sind.
- 24% der beteiligten Unternehmen beschäftigen weniger als 50 Personen, 32% 50 bis 249 und 41% haben mehr als 250 Mitarbeiter.
- 3% der befragten Unternehmen kommen aus dem Primärsektor, 61% aus dem Sekundärsektor und 31% aus dem Tertiärsektor.
- 12% der Befragungsteilnehmer gehören zum Top-Management und 51% gehören direkt zur technischen Leitung.
Die Stichprobe umfasst 68 Unternehmen, die als „Leader“ definiert wurden.
- Die Definition als Leader ergibt sich aus einem Self-Assessment, das Auskunft über den Reifegrad gibt, inwiefern Unternehmen ihre Lieferkette nachhaltig managen.
- „Leader“ haben die besten Ergebnisse. 60% der Leader agieren auf internationalem Level und 79% handeln mit internationalen Zulieferern.
Der Fragebogen wurde mit der CAWI (Computer Assisted Web Interviewing) Methodik versendet.