Grau ist alle Theorie… diesen Seufzer stoßen sicherlich viele LKW-Fahrer aus, wenn sie ihre Ladung sichern sollen. Sie wissen, dass zum sicheren Bündeln von Ladung einteilige Gurte genutzt werden sollten. Die Praxis sieht jedoch anders aus: Oft reicht die Länge der verfügbaren einteiligen Zurrgurte nicht aus oder es sind gar keine vorhanden. Als Lösung wird dann häufig auf verfügbare zweiteilige Zurrgurte zurückgegriffen, deren (Profil-)haken zur Verlängerung oder Verbindung der Gurte ineinander gehängt werden.
Sicherheit und Normen
Da stellt sich die Frage, inwiefern diese aus der Not geborenen Verbindungen normkonform und sicher sind. Ein Blick in die entsprechenden Richtlinien hilft oft nicht weiter. Vorgeschrieben ist nur, dass Haken mit einer Zugspannung, nicht aber mit Biegespannungen belastet werden dürfen. Diese etwas nebulöse Erklärung ist bisher nicht von aussagekräftigen Tests oder Praxisbeispielen flankiert.
Damit Anwender auf diesem wichtigen Gebiet etwas mehr Sicherheit bekommen, haben die Ingenieure der Firma Dolezych, Hersteller u.a. für Ladungssicherungsmittel, die häufigsten improvisierten Hakenverbindungen in ihrem Prüflabor mit zertifizierten Prüfmaschinen der Genauigkeitsklasse 1 untersucht. Als Partner agierte dabei der Geschäftsführer des österreichischen Sachverständigenbüros Cargo Safetytec, Konrad Rainer.
Normgerechte Untersuchung im Prüflabor
Die Versuchsanordnung orientierte sich an der oft gesehenen Praxis: Geprüft wurden Profilhaken (auch als Spitzhaken bekannt), die als Verbindungen von Zurrgurten zu Zurrpunkten und Außenrahmenlochprofilen zum Einsatz kommen. Die Prüfer nutzten ausschließlich neue, ungenutzte und geschweißte Qualitätshaken gleichen Typs von Dolezych. „Bewusst haben wir auf die Kombination unterschiedlicher Hakentypen verschiedener Hersteller verzichtet, denn sonst hätten wir zusätzliche Einflüsse beachten müssen, die wir in unseren Tests ausschließen wollten“, erklärt Uwe Schöbel, Leiter der Abteilung Technik beim Lasi-Hersteller Dolezych.
Prüfungen entlarven schwache Verbindungen
Das Ergebnis der Versuche ist eindeutig: Die meisten der untersuchten Verbindungsmethoden von Zurrhaken sind nicht sicher! Ernüchternd waren bereits die Belastungsprüfungen: „Der Großteil der Hakenkombinationen überstand noch nicht einmal die in der Norm DIN EN 12195-2 vorgeschriebene Belastungsprüfung. Diese besagt, dass ein Zurrgurthaken eine Belastung von mehr als 25% seiner LC ohne Verformungen oder Fehlfunktionen überstehen muss“, sagt Dolezych-Prüfingenieur Winfried Röhn. „Auch beim nachfolgenden, ebenfalls normativ vorgeschriebenen Zugversuch versagten fast alle Hakenverbindungen. Dabei müssten die Haken eigentlich mit dem doppelten ihrer LC belastet werden können und dies ohne Bruch überstehen.“
Die einzige Kombination, die alle Prüfungen überstand, waren symmetrisch im Hakenkopf ineinander eingehängte Haken. „Wenn es sich bei den Zurrhaken um identische Typen handelt, die alle normativen Anforderungen erfüllen, ist diese Verbindung in der praktischen Anwendung durchaus möglich“, resümiert Uwe Schöbel.
Dringender Rat an Anwender
Für die praktische Umsetzung heißt das: Vermeiden Sie riskante Verbindungen! Der Sicherheit wegen sollten ausschließlich passende – also ausreichend lange – Zurrgurte verwendet werden. Alternativ gibt es auch speziell für diesen „Verbindungszweck“ entwickelte, flexible Zurrhaken, wie zum Beispiel den patentierten „DoConnect”-Haken. Durch zwei bewegliche Hakenelemente kann dieser in Sekundenschnelle in einen Profil- oder U-Profilhaken verwandelt werden. Auch können zwei DoConnect-Haken zwei Zurrgurte miteinander verbinden und dadurch auf sichere Art und Weise verlängern.