Der Vortrag mit dem Titel „Thermische Abfallbehandlung in Polen 2.0 – am Beispiel der Anlagen Olsztyn und Warschau“ adressierte die Entwicklung der Abfallwirtschaft in Polen seit 2014. Zudem zeigte der Beitrag anhand aktueller Projekte Beispiele auf, wie die thermische Abfallbehandlung mit Rostfeuerung einen Beitrag zur Erfüllung der EU-Richtlinien bis 2035 in Polen leisten kann.
Im Jahr 2014 befanden sich in Polen sechs Müllverbrennungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von ca. 1 Mio. t/a in der Bauphase. Zudem wurde in Warschau eine Anlage mit einer Jahreskapazität von effektiv ca. 40.000 t betrieben. Die neuen Anlagen wurden seitdem fertiggestellt und helfen bei der Umsetzung der geltenden EU-Richtlinien, die der thermischen Abfallverwertung Vorrang vor der einfachen Deponierung gewährt.
Die Anlage Krakau, fertiggestellt im Jahr 2014, verwertet jedes Jahr 225.600 Tonnen Siedlungsabfälle und ähnliche vorbehandelte Abfälle thermisch. Durch hohe Verfügbarkeiten und Leistungsfähigkeit hat die MVA eine Vorbildrolle für die Planung zukünftiger Anlagen in Polen eingenommen. Seit 2014 sind eine Reihe weiterer Anlagen realisiert worden. Neben der Anlage Warschau, die derzeit unter Beteiligung von Doosan Lentjes als Technologielieferant für Verbrennung und Kessel in der Landeshauptstadt gebaut wird, befinden sich zwei weitere Projekte in der Bauphase. Eines davon ist das Müllheizkraftwerk Olsztyn, das derzeit von Doosan Lentjes und ihrer Muttergesellschaft schlüsselfertig geliefert wird. Nach Fertigstellung wird die neue Anlage 120.800 t/a Ersatzbrennstoffe (EBS) aus Olsztyn und Umgebung thermisch verwerten können.
Unter Berücksichtigung der bereits beauftragten und ausgeschriebenen Müllverbrennungsanlagen besteht bis ins Jahr 2034 eine Entsorgungslücke für EBS von ca. 2,2 Mio. t/a. Basierend auf einer zugrundgelegten durchschnittlichen Anlagengröße von 150.000 t/a bietet der polnische Markt ein Potential von weiteren 12-15 Müllverbrennungsanlagen bis 2034. Ziel muss es sein, den Kapazitätsbedarf für die thermische Abfallbehandlung bis 2034 zu decken und somit das Deponierungsziel des EU-Abfallpakets von maximal 10% einzuhalten.
Neben dem Vortrag zu den Entwicklungen auf dem polnischen Markt beteiligte sich Doosan Lentjes mit einer Kurzpräsentation an einer Diskussion zu Konzepten integrierter Verwertungsanlagen. In dem skizzierten Konzept „MVA der Zukunft“ fungiert die Technologie als wichtiger Teil einer ressourcenorientierten Kreislaufwirtschaft. In der Anlage der Zukunft geht es nicht um die reine Entsorgung von Abfällen. Vielmehr wird Abfall als Rohstoff gesehen, dessen Nutzung zu einer Erreichung der Ziele des European Green Deal beitragen kann. Gezeichnet wird das Bild einer Integrierten Ressourcen-Rückgewinnungsanlage, die Verfahren wie z.B. zur Wasserstoffherstellung und CO2-Abscheidung und -Speicherung sowie Meerwasserentsalzung zur Maximierung von Synergien in die MVA integriert. Die thermische Abfallverwertung bietet mit diesen Konzepten eine zukunftsfähige Entsorgungsmethode für nicht mehr recycelfähige Abfälle, deren Mengen bis 2050 weltweit weiterhin signifikant steigen werden – entgegen aller „Zero-Waste“ Bemühungen.
Die Berliner Abfall- und Energiekonferenz ist als das „Klassentreffen der Müllverbrenner“ bekannt und findet traditionell einmal im Jahr in Berlin statt. Es treffen sich dort jedes Jahr etwa 500 Experten aus der Branche, um sich über neueste Entwicklungen und Trends der thermischen Abfallverwertung auszutauschen.
Weitere Informationen zur Konferenz finden sich unter diesem Link: https://www.vivis.de/konferenzen/baek/