Was ist aus Ihrer Sicht die größte Aufgabe für Logistikdienstleister in diesem Jahr?
Der Transportmarkt wird immer transparenter und unübersichtlicher zugleich. Denn wer Frachtraum mit wenigen Klicks online ganz einfach einkaufen kann, muss sich umso mehr versichern, dass seine Waren auch ihr Ziel sicher erreichen. In diesem Spannungsfeld, in dem sich die Player immer weniger persönlich kennen, wird es für Spediteure und Frachtführer gleichermaßen immer schwieriger, vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen aufzubauen.
Welche Lösung empfehlen Sie?
Um beiden Vertragspartnern die Sicherheit zu geben, dass sie sich aufeinander verlassen können, haben wir im Competence Center Logistics der DQS einen Standard entwickelt, der sich „Qualified Carrier“ nennt – also qualifizierter Frachtführer. Damit bieten wir Transportunternehmen ein Gütesiegel, mit dem wir die Qualität ihrer Arbeit bestätigen. Bei ihnen vor Ort betrachten unsere Auditoren dafür mehr als 40 Kontrollkriterien, wie etwa die kalkulatorische Grundlage bei der Auftragsbearbeitung oder das Vorgehen bei Unfällen. Sie schauen außerdem, wie das Unternehmen für die Zukunft plant und vorgeschriebene Schulungen, Versicherungs- und Sozialstandards erfüllt. Wer für uns unverzichtbare KO-Kriterien nicht einhält, besteht das Audit nicht. Wer aber so arbeitet, wie es auch der gesunde Menschenverstand gebietet, besteht das Audit mit Leichtigkeit und kann sich von seinen Konkurrenten abheben.
Es kommt also auf die Zuverlässigkeit an. Wo gilt das noch?
Ein exaktes Vorgehen ist in der Pharmalogistik in ganz besonderem Maße wichtig. Denn hier müssen sich die Hersteller und Händler von Arzneimitteln sicher sein, dass auch in der gesamten Logistikkette die Vorschriften der europäischen GDP-Richtlinie eingehalten werden. Das wird behördlich kontrolliert. Und wer einzelne Teilprozesse an Dienstleister überträgt, muss diese selbst überprüfen. Auch hier nehmen unsere Auditoren die erforderlichen Kontrollpunkte sorgfältig unter die Lupe. Wer alles sorgfältig bearbeitet, bekommt natürlich ein GDP-Zertifikat der DQS.
Im Jahr 2016 wurden so viele Frachten wie nie zuvor gestohlen. Wie kann man das vermeiden?
Wer die physische Sicherheit von Lager- und Transportprozessen verbessern will, findet in den Standards der TAPA-Organisation (Transported Asset Protection Association) sinnvolle Empfehlungen. Dieser Zusammenschluss von Produzenten und Dienstleistern verfügt über enorme Erfahrungen und betreibt auch ein eigenes Informationsnetzwerk mit Hinweisen zu gefährlichen Routen oder sicheren Parkplätzen. Mit einer TAPA-Zertifizierung durch das CCL können Dienstleister ihren Auftraggebern gegenüber die Einhaltung dieser Standards nachweisen.
Welche anderen Bereiche sind noch sicherheitsrelevant?
International ist die Cyberkriminalität immer stärker auf dem Vormarsch. Das betrifft sowohl die Bordelektronik der Fahrzeuge als auch die operativen IT-Systeme in den Logistikunternehmen. Oft fehlt Spediteuren noch das Bewusstsein, wie viele Geschäftsgeheimnisse ihrer Kunden in den Auftragsdaten abzulesen sind. Hinzu kommt noch, dass die Logistik eine unverzichtbare Rolle für die Versorgung der Bevölkerung einnimmt – und deshalb Ziel von Sabotage und Online-Kriegsführung werden kann. Das hat das Bundesinnenministerium erkannt und mit dem IT-Sicherheitsgesetz ein neues Schutzniveau entworfen. Nun ist es an den Unternehmen, diese staatlichen Vorgaben zu erfüllen. Ihre Einhaltung wird künftig in mehrjährigen Zyklen von externen Dritten wie den Auditoren der DQS überprüft.