Im Mittelpunkt stand als diesjähriger Veranstaltungsort das Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz – ein Gebäude, das als Blick in die innovative Zukunft des Laborbaus gilt und in sich Funktion, Design, Technik und Wissenschaft auf neustem Stand vereint. Dieses Beispiel des modernen, flexiblen, wirtschaftlichen und schnellen Instituts- und Laborbaus stellte nicht nur die Kulisse, sondern konnte von den Teilnehmern des Forums bei einer Laborbesichtigung auch in allen Einzelheiten mit eigenen Augen bestaunen werden: „Es hat mich sehr gereizt, das IMB besichtigen zu können“ bekennt ein teilnehmender Architekt. „Es ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Bau.“
Bemerkenswert waren auch die Vorträge, die im Auditorium des Instituts gehalten wurden. IMB-Gründungsdirektor Prof. Dr. Christof Niehrs ließ in seiner Begrüßung nicht nur die Schwierigkeiten während der Planungsphase des Baus erkennen, sondern äußerte auch seine Zufriedenheit über das Gelingen des Projekts. Insbesondere wies er darauf hin, dass das IMB in der außergewöhnlich kurzen Zeitspanne von nur eineinhalb Jahren geplant und realisiert wurde und dies ohne konkrete Nutzer in den ersten Phasen - eine echte Innovation! Anschließend erläuterte der nicht-wissenschaftliche Projektleiter Dieter Ranly seine Sicht auf das Gebäude und vertiefte alle Aspekte der Planung bis hin zur Einweihung. Dipl.-Ing. Leopold Horinek, geschäftsführender Gesellschafter von ermel horinek weber asplan architekten bda, diskutierte anschließend die wichtigsten Eckpfeiler des modernen Laborbaus anhand des IMBs: Kompaktheit, Kommunikation und Wirtschaftlichkeit. Wie das IMB im Detail ohne Nutzer geplant werden konnte berichtete Dr. Christoph Heinekamp. Er erklärte verschiedene Gebäudezonierungs- und Technik-Konzepte mit ihren Vor- und Nachteilen und zeigte auf, wie diese später an die Nutzer unterschiedlichster Fachrichtungen angepasst werden können. Viele erstaunte Gesichter waren auch während des Vortrags von Prof. Siegmund Wuchner zu sehen, der über flexible und energieeffiziente Gebäudetechnik referierte.
Krönender Abschluss dieser ersten Vortragsreihe war die geführte Besichtigung der Laborräume, des Transportsystems mit zentraler Spülküche, der Science Lounge und der Technikzentrale sowie weiterer Einrichtungen des IMB. Hier konnten die Teilnehmer nun direkt vor Ort in Augenschein nehmen, worüber vorher referiert worden war. Für viele Teilnehmer war die Besichtigung das Highlight des Forums: „Wow! Was da an Technik dahinter steckt, find‘ ich echt faszinierend!“, begutachtete begeistert eine junge Teilnehmerin das Zu- und Abluftsytem der Laborräume im neuen Institut. Sonst nehme sie bei ihrer Arbeit im Labor dieses gar nicht bewusst wahr – bei der Begehung des IMB-Neubaus könne sie nun die Komplexität eines solchen Systems aus erster Hand erklärt bekommen. „Es ist wirklich gut, das einfach auch mal sehen zu können.“
Am zweiten Tag rückten verschiedene Betriebskonzepte eines Laborgebäudes und Labororganisation in den Fokus. Dr. Christoph Heinekamp thematisierte wirtschaftliche Logistikkonzepte sowie den Vorteil einer zentralen Spülküche anhand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (dkfz). Im Anschluss wurden diese Konzepte in Theorie und Praxis von Prof. Dr. med. Réné H. Tolba (Direktor des Instituts für Versuchstierkunde sowie des Zentrallaboratoriums für Versuchstiere, Universitätsklinikum Aachen) im Bereich der Versuchstierhaltung anhand der ILAS Aachen und HET Bonn sehr informativ und amüsant erörtert. Matthias G. Beyer (Stabsstelle Sicherheit und Biologische Sicherheit, dkfz) referierte über Sicherheitskonzepte für Forschungsgebäude und deren praktische Umsetzung im dkfz. Dr. Sabine Englich, Leiterin des wissenschaftlich-technischen Bereichs am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, berichtete dagegen über den nutzerorientierten Betrieb des Institutes und dessen Komplikationen. Den technischen Betrieb von Laborflächen inklusive diverser Schwierigkeiten erläuterte schließlich Ursula Häufle von der LMU München. Die Teilnehmer erhielten so vertiefte Einblicke in die notwendige Versöhnung von behördlichen Auflagen, Sicherheitsanforderungen, Betriebs- und Haustechnik mit Institutsleitung und Mitarbeitern – beim anschließenden Mittagessen sorgten diese Einblicke dann für zündenden Diskussionsstoff.
Seinen Ausklang fand das diesjährige Forum Laborbau mit den Vorträgen von Dr. Uwe Ortmann und Dr. Werner Dülme. Ersterer zeigte anhand verschiedener Beispiele auf, wie Gründerzentren optimal und flexibel und ohne bereits bekannte Nutzer für die verschiedensten naturwissenschaftlichen Disziplinen geplant werden können. Dr. Werner Dülme referierte, wie die Zusammenlegung dreier Standorte eines Untersuchungsamtes in Detmold erfolgreich gelingen konnte. Er schloss seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen praktischer Probleme bei der Umsetzung und deren Lösung.
Eine Teilnehmerin urteilte, die Vorträge seien in Anzahl und Qualität genau richtig gewesen – auch wenn sie sich als „Einsteigerin“ zu Beginn eine Art Begriffserklärung gewünscht hätte. Viele Abkürzungen und Fachbegriffe seien ihr bisher nicht geläufig gewesen, aber sie habe nun kräftig dazugelernt. Besonders die große Diversität des Publikums gefalle ihr ausgezeichnet. „Im Anschluss an die Vorträge und auch bei der Begehung kommen spannende Diskussionen auf – gerade weil so viele verschiedene Blickwinkel und Perspektiven zur Sprache kommen.“ Die Zusammensetzung der Teilnehmer aus Nutzern, Betreibern und Planern von Laboren provoziere immer neue Fragestellungen und erscheine ihr als eine echte Bereicherung. Im nächsten Jahr wünscht sie sich daher noch mehr Zeit für die eigentliche Laborbesichtigung.
Eine Sache gab es aus Sicht einer Teilnehmerin am Forum aber doch ernsthaft zu bemängeln: „Vom Dessert hätte es etwas mehr sein können“, kritisierte sie zum Abschluss mit einem Augenzwinkern.