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Revision ISO 9001: Wird der QMB überflüssig?

Teilbericht vom Forum Qualitätsmanager/in 2015

(PresseBox) (Saarbrücken, )
Auf dem Forum Qualitätsmanager/in vom 25. bis 26. Juni in Potsdam traf ein hochinteressiertes Plenum auf Referenten aus der QM-Praxis der verschiedensten Bereiche. Das vielschichtige Programm bot neue, bewährte und visionäre Themen aus der QM- und QS-Welt und gerade diese Mischung machte das Forum zu einer erfolgreichen Plattform zur Information und Diskussion. Ein Hotspot für Qualitätsverantwortliche war die Revision der DIN EN ISO 9001:2008.

QMB nicht mehr explizit gefordert
Der Revisionsprozess der ISO 9001 ist bald abgeschlossen. Im September dieses Jahres soll die englische Version erscheinen, die deutsche voraussichtlich Ende des Jahres. Dr. Gabriele Dudek, Leiterin des Referats "Akkreditierung und Konformitätsbewertung" der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) berichtete, dass in der überarbeiteten Norm ein/e Qualitätsmanagement-Beauftragte/r oder Qualitätsmanager/in voraussichtlich nicht mehr explizit gefordert werden wird. Vielmehr wird auf die führende Rolle der obersten Leitung abgestellt. Diese hat dafür zu sorgen, dass Verantwortlichkeiten und Befugnisse zugewiesen sind und die für das Qualitätsmanagementsystem erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stehen. Diese Formulierung lässt den Unternehmen die notwendigen Gestaltungsspielräume. Es gibt keine Anforderung an einen einzelnen Beauftragten der obersten Leitung mehr in der Norm.

Auch die ISO/IEC 17025 steht zurzeit im Revisionsprozess und könnte schon im Sommer 2017 in Kraft treten. "Die ISO/IEC 17025 soll auch weiterhin den Grundprinzipien der ISO 9001 genügen", erklärte Dr. Dudek. Dieses erklärte Ziel der Normenschreiber könnte dazu führen, dass auch in der überarbeiteten ISO/IEC 17025 der QMB als Funktion nicht mehr explizit gefordert wird. Welche Auswirkungen dies im Arbeitsleben haben könnte, wurde auf dem Forum Qualitätsmanager/in sehr intensiv diskutiert.

QM muss trotzdem „einer“ machen

„Während einige Teilnehmer die Auffassung vertraten, dass die Arbeit des Qualitätsmanagement-Beauftragten auch nach der Normenrevision gemacht werden müsse und dass die oberste Leitung auf die Arbeit eines Qualitätsmanagement-Beauftragten angewiesen sei, sahen andere durchaus die Gefahr, dass so manche Leitung der Versuchung nachgeben könne, die Stelle des QMB zu streichen und die Aufgaben auf mehrere Mitarbeiter zu verteilen“, fasste Dr. Roman Klinkner einen Teil der Diskussion zusammen. Der Diplom-Chemiker moderierte das Forum, er ist selbst QM-Experte.

Bis zur Revision der ISO/IEC 17025 wird sich nichts ändern
"Bei akkreditierten Laboren verlangt die ISOIEC 17025 momentan generell die Umsetzung und Überwachung des QM-Systems durch interne Audits veranlasst durch einen QMB. Das heißt, bis zum Inkrafttreten der neuen ISO/IEC 17025 sind keine Veränderungen zu erwarten", meinte Dr. Wolfgang Weber von Institut für Produktqualität (ifp). Der Geschäftsführer sieht einen zunehmenden Bedarf an "Qualitätsverantwortlichen", die eine steigende Zahl von externen Audits, wie DAkkS-, Kunden- und Lieferantenaudits, betreuen und organisieren müssen. Am ifp gäbe es fast täglich Kundenaudits.

Wie Qualität im Unternehmen verankern?

Diese Frage stellt sich Thomas Muckenheim von der Stabsstelle Qualitätsmanagement vom Forschungszentrum Jülich. Auch in seinem Workshop "Die Rolle des Qualitätsmanagers zwischen allen Stühlen" wurde das Thema angesprochen: Wird womöglich der neue prozessorientierte und risikobasierte Ansatz für die Verankerung von "Qualität" einen QMB überflüssig machen? Wie müsste eine „neue“ Qualitätsfunktion agieren, um ihr Dasein zu behaupten? Wie kommunizieren und motivieren? "Vielleicht müssen wir unsere Rolle anders verstehen", so Muckenheim.


Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Co-Referent im Workshop Karl Höppner-Zierow, hatte bereits im Abschnitt "Führung ohne Vorgesetztenfunktion" erläutert, dass es (bei Veränderungen) immer wieder zu Widerstand kommen kann. "Mit dem Widerstand gehen, nicht gegen ihn gehen: Immer das Gespräch suchen und neue Vorgehen festlegen", hatte der Psychologe empfohlen. Auch wenn nicht immer alles gleich perfekt sei: "Umwege erhöhen die Ortskenntnis", zitierte Höppner-Zierow ein altes Sprichwort und ein gern genommenes „Change Zitat“.

Das Berufsbild wird sich ändern

Kai Uwe Behrends von der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) erläuterte in seinem Vortrag "QM-Perspektiven", dass das Qualitätsmanagement ganzheitlicher und unternehmerischer würde. Dabei werde sich das Berufsbild von QM-Verantwortlichen vermutlich ändern. Gelassen sagte Behrends jedoch: „Den QM wird man auch brauchen, wenn er in der Norm nicht mehr drin steht. Papier und Telefon, benutzt auch jeder, obwohl die Norm es nicht fordert!“.

Risikobasierter Ansatz, Prozessorientierung und „interessierte Parteien“

In den weiteren Diskussionen über einzelne Inhalte der kommenden ISO 9001:2015 wurde deutlich, dass auch der zukünftige risikobasierte Ansatz und die Prozessorientierung neue Fragen und Herausforderungen hinsichtlich des Fehlermanagements sowie der Planung und Realisierung von Kompetenzen aufwerfen. Auch das Thema Kundenzufriedenheit bzw. Zufriedenheit von interessierten Parteien, wie es weitergefasst in der 2015er Version heißen soll, wird QM-Verantwortliche vor neue Herausforderungen stellen.

QM mitgestalten statt verwalten

"Es bleibt abzuwarten, was die Normrevisionen wirklich bringen und es wird spannend werden, welche Konsequenzen es in der Praxis haben wird, wenn die Notwendigkeit der Benennung eines QM entfällt. Auch wenn sich das Berufsbild ändern sollte, die Kommunikationsmittel bleiben die gleichen. ‚QM mitgestalten statt verwalten‘ wäre ein schönes Arbeitsmotiv", stellte Dr. Roman Klinkner nach dem Forum fest.

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