Mit Unterstützung der MFPA Leipzig hat DW SYSTEMBAU auf Grundlage der DIN 4109 ein Programm zur Vorbemessung der horizontalen und vertikalen Schallübertragungen speziell für den Geschosswohnungsbau entwickelt, mit dem Bauherren, Architekten und Fachplaner frühzeitig überprüfen können, welche Schallschutzqualitäten mit den gewählten Wand- und Deckenkonstruktionen zu erreichen sind bzw. an welchen „Stellschrauben“ es sich lohnt, zu drehen, um die angestrebten Schalldämmwerte zu erreichen.
Das Programm steht auf der Internetseite www.dw-systembau.de zur Verfügung.
Längsschallmessungen an der MFPA Leipzig
Gleichzeitig hat DW SYSTEMBAU die MFPA Leipzig beauftragt, Längsschallmessungen an massiven Spannbeton-Fertigdecken und an Spannbeton-Fertigdecken mit Hohlkammern vorzunehmen und konkrete Werte für die Stoßstellendämmung zu ermitteln, um den Einfluss der Hohlkammern auf die Schallübertragungen über Wohnungstrennwände aus nichttragenden Leichtbauwänden abzuschätzen. Als Ergebnis kann man feststellen, dass Massivdecken in gleicher Deckenstärke aufgrund ihrer höheren Masse bessere Werte erreichen als Spannbeton-Fertigdecken, dass aber BRESPA®-Decken während der Prüfung deutlich höhere Stoßstellendämmwerte erzielt haben, als es die DIN 4109 vorgibt. Diese Werte sind in das neue Vorbemessungsprogram eingeflossen.
Die Messresultate liefern außerdem keine Anhaltspunkte, das Rechenverfahren der neuen DIN 4109 anzuzweifeln, welches keine Unterschiede zwischen gleich schweren Massivdecken und Hohldecken macht.
Einfluss der unterschiedlichen Betondeckensysteme auf den Schallschutz
Wenn die Plattengeometrien der Spannbeton-Fertigdecken keinen negativen Einfluss auf den Schallschutz haben, welche Auswirkungen haben dann die geringeren Gewichte der Spannbeton-Fertigdecken auf den Schallschutz im Wohnungsbau? Dieser Frage wurde in Zusammenarbeit mit der MPFA Leipzig unter Berücksichtigung der durchgeführten Längsschallmessungen und des neuen Berechnungsverfahren der DIN 4109 untersucht.
Horizontale Luftschallübertragungswerte Rˊw
Für die horizontalen Luftschallschallübertragungswerte R‘w weisen Betondecken als unteres und oberes flankierendes Bauteil mit ihren hohen Eigengewichten grundsätzlich sehr gute Schallschutzwerte auf. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob Massivdecken oder Spannbeton-Fertigdecken mit Hohlkammern eingebaut werden, denn spürbare Verbesserungen über höhere Deckengewichte sind kaum möglich. Anders ist es bei Wohnungstrennwänden. Ihr Gewicht hat entscheidenden Einfluss auf den horizontalen Schallschutz. So lassen sich die Anforderungen der DIN 4109 und insbesondere die erhöhten Anforderungen nach DIN 4109-5 im Geschosswohnungsbau nur mit schweren Wohnungstrennwänden aus Stahlbeton oder Kalksandstein bzw. mit zweischaligen Leichtbaukonstruktionen oder Vorsatzschalen erreichen.
Vertikale Luftschallübertragungswerte Rˊw
Die vertikale Luftschallübertragung geschieht über Wohnungstrenndecken und über flankierende Wände. Dieser Betrachtungsfall ist - wie die Berechnungsergebnisse mit der Schallsoftware zeigen - schalltechnisch in der Regel günstiger als die horizontale Luftschallübertragung Rˊw, so dass im Allgemeinen gilt: Sind die Anforderungen an den horizontalen Luftschall erfüllt, dann trifft das auch für die Anforderungen an den vertikalen Luftschall zu.
Horizontale Trittschallübertragungswerte Lˊn,w
Der horizontale Trittschallübertragungswert Lˊn,w zu angrenzenden Räumen wird ausschließlich durch die Fußbodenaufbauten und Wohnungstrenndecken bestimmt. Mit Betondecken jeder Art und einem schwimmenden Estrich mit üblichen Estrichstärken und Trittschalldämmplatten mit gängigen dynamischen Steifigkeiten erfüllt man im Geschosswohnungsbau ab einer Deckendecken von 20 cm die Anforderungen der DIN 4109. Durch den Einbau einer verbesserten Trittschalldämmung mit dynamischen Steifigkeiten zwischen 7 MN/m³ und 10 MN/m³ werden mit Spannbeton-Fertigdecken ohne große Mehrkosten die erhöhten Anforderungen nach Teil 5 der DIN 4109 erreicht.
Vertikale Trittschallübertragungswerte Lˊn,w
Beim vertikalen Trittschallübertragungswert Lˊn,w verhält es sich ähnlich wie beim horizontalenTrittschall, allerdings sind hier auch die Wandgewichte der flankierenden Bauteile und abgehängte Decken von Bedeutung. Setzt man für die flankierenden Wände die Gewichte an, die bereits für die Einhaltung der anderen Schallübertragungswerte erforderlich sind, und wird der schwimmende Estrich mit üblichen Estrichstärken und Trittschalldämmplatten mit gängigen dynamischen Steifigkeiten ausgeführt, dann zeigen die Berechnungsergebnisse der Schallberechnungssoftware, dass im Geschosswohnungsbau mit Betondecken jeder Art immer die Anforderungen der DIN 4109 erfüllt werden. Auch hier lassen sich die erhöhten Anforderungen nach Teil 5 der DIN 4109 mit BRESPA®-Decken ab 20 cm und Trittschalldämmplatten mit dynamischen Steifigkeit zwischen 7 MN/m³ und 10 MN/m³ erreichen.
Zusammenfassung
Eine gute Schalldämmung wird nach wie vor durch schwere Bauteile und mehrschalige Konstruktionen erreicht. Für Wände gilt: Günstig sind hohe Rohdichten oder Vorsatzschalen. Fußböden wirken besonders schalldämmend mit „schwimmenden Estrichkonstruktionen“, bei denen die Trittschalldämmplatten mit möglichst niedrigen dynamischen Steifigkeiten eingesetzt werden. Bei Geschossdecken ist es ausschlaggebend, dass Betondecken eingebaut werden. Dabei ist es letztendlich von geringer Bedeutung, ob es sich um massive Betondeckensysteme oder um ressourcensparende Spannbeton-Fertigdecken mit Hohlkammern handelt.