Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg: „Sowohl die Zulieferfirmen der Automobilindustrie als auch des gesamten Anlagen- und Maschinenbaus stehen momentan vor vielfältigen Herausforderungen. Viele davon betreffen die Lieferketten, die zunächst durch die Corona-Krise, nun durch den Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Einschränkungen hart getroffen werden. Dadurch ist die Produktion abhängiger Firmen stark beeinflusst. Wir müssen es schaffen, die Resilienz und Widerstandsfähigkeit der Lieferketten- und Wertschöpfungsnetzwerke zu verbessern. Die vorliegende Studie ist daher von großer Bedeutung, um baden-württembergischen Unternehmen Handlungsoptionen und -anreize aufzuzeigen."
Transformation zukunftsfähig gestalten
In der Transformation der Automobilindustrie zeichnen sich langfristige Veränderungen der Wertschöpfungsketten ab, die weit über die Krisenfolgen der Covid-19-Pandemie hinausgehen. Beispielhaft zeigt dies die Studie anhand der Wertschöpfungsstrukturen für batterieelektrische Fahrzeuge. Für das Batteriesystem und insbesondere die Batteriezellen werden kritische Materialien und neue Komponenten aus dem asiatischen Raum, vor allem China, zugeliefert. Mit der zunehmenden Anzahl von Elektrofahrzeugen, steigt auch die Abhängigkeit baden-württembergischer Unternehmen von chinesischen Fertigungen. Die Studie empfiehlt daher, eigene Entwicklungs- und Produktionskompetenzen bei Batterien und Zellchemien in Europa aufzubauen.
Dr. Wolfgang Fischer, Leiter Bereich Projekt- und Clusteraktivitäten bei der Landesagentur e-mobil BW: „Um klimaschonende und nachhaltige Mobilitätslösungen voranzutreiben, müssen sich die Automobilindustrie und dazugehörige Wertschöpfungsstrukturen in Europa und Baden-Württemberg wandeln. Als Landesagentur ist es unsere Aufgabe, diese Transformation zu begleiten und für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zukunftsfähig auszugestalten. Mit dem Cluster Elektromobilität Süd-West, dem Cluster Brennstoffzelle BW, dem Strategiedialog Automobilwirtschaft BW oder der Landeslotsenstelle Transformationswissen BW unterstützen wir bei vorwettbewerblicher Forschung oder engagieren uns bei der Weiterqualifizierung von Mitarbeitenden in den neuen Technologiefeldern.“
Resilienz und Widerstandsfähigkeit
Das Schlagwort der „resilienten Lieferketten“ hat pandemiebedingt hohe Aufmerksamkeit erfahren. Resilienz beschreibt eine Widerstandskraft, um schwierige Situationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Zahlreiche Betriebe in der Automobilwirtschaft und dem Maschinenbau sind durch die internationalen Verflechtungen ihrer Lieferketten unter Druck geraten. So standen beispielsweise die Bänder still, da Halbleiter nicht verfügbar waren. Zurzeit mangelt es, verursacht durch den Krieg in der Ukraine, an Kabelbäumen. Die neue Studie der Landesagentur untersucht daher auch, welche kurz-, mittel- bis langfristigen Ansätze und Maßnahmen es gibt, um die Resilienz zu steigern. Es zeigt sich jedoch, dass kurzfristige Anpassungen in einer akuten Krise schwierig sind. Die Erhöhung der Resilienz kann systematischer bei unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigt werden, um im Krisenfall besser reagieren zu können. In Folge der Pandemie ist bislang jedoch keine grundlegende Abkehr von bisherigen Beschaffungsstrategien erkennbar.
Die Studie „Zukunftsfähige Lieferketten und neue Wertschöpfungsstrukturen in der Automobilindustrie“ steht ab sofort kostenfrei unter www.e-mobilbw.de/publikationen zur Verfügung. Ein Zwischenbericht der Studie mit dem Titel „ReLike: Smarte Lieferketten und robuste Strategien für die Transformation“ wurde bereits im Januar 2021 veröffentlicht und ist ebenso auf der Webseite der Landesagentur e-mobil BW verfügbar.