ECOVIS WWS repräsentiert zudem ein Stück ostdeutscher Wirtschaftsgeschichte. „Den meisten Jüngeren dürfte nicht bekannt sein, dass es in den Anfangsjahren der DDR noch viele Privatbetriebe gab, vor allem im Handwerk und Baugewerbe, im Einzelhandel und in der Gastronomie“, erklärt Werner Uhlig, der zusammen mit seinen Steuerberaterkollegen Hendrik Sebastian und Dieter Sackmann die Geschäftsführung bildet. „Allerdings nahm der Staat zunehmend Einfluss.“ So begann bereits Anfang der 50-er Jahre der Zusammenschluss von privaten Handwerksbetrieben zu Produktionsgenossenschaften (PGH), der ab 1960 forciert wurde. Einzelhändler und Gaststätten waren durch Kommissionsverträge an die staatlichen Handelsverträge gebunden. Von 1956 an begann der Staat, sich durch Vermögenseinlagen an privaten Industrie-, Bau- und Verkehrsbetrieben zu beteiligen. Er erhielt Gewinnausschüttung und konnte auch auf die Produktions- und Leistungsangebote Einfluss nehmen. Bis 1959 wurden im Bezirk Karl-Marx-Stadt (wie Chemnitz damals hieß) rund 1.000 solcher Beteiligungsverträge abgeschlossen.
Vor diesem Hintergrund beschloss der Ministerrat der DDR am 4. Oktober 1956, „zur Gewährleistung der Ordnungsmäßigkeit der Rechnungsführung in den mittleren und kleinen Privatbetrieben“ volkseigene Betriebe mit dem Namen „Büro für Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung“ zu errichten. Zu ihren Aufgaben gehörte auch die Beratung bei der Betriebsorganisation und Finanzierung. Per 1. Januar 1957 wurden als erste im Bezirk die Büros in Markneukirchen und im heutigen Chemnitz gegründet. In den nächsten Jahren kamen elf weitere dazu. Zum Jahresbeginn 1973 wurden alle 13 in den VEB Rechnungsführung und Wirtschaftsberatung überführt.
Der Fall des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor ganz neue Herausforderungen. „Der zentral organisierte Betrieb musste zunächst auf eine dezentrale Organisation umgestellt werden. Aus bisher angestellten Mitarbeitern wurden Kanzleileiter, und alle mussten sich in eine völlig neue Steuer- und Rechtswelt einarbeiten“, erinnert sich Werner Uhlig. Zugleich bot der Neustart 1991 als WWS Steuerberatungsgesellschaft neue Chancen. „Es herrschte eine ungeheure Aufbruchstimmung, und jeder Mitarbeiter leistete engagiert seinen Beitrag.“
Seit 2004 gehört die WWS Steuerberatungsgesellschaft zur Dachgesellschaft Ecovis, die mit bundesweit über 130 Kanzleien Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Rechts- und Unternehmensberatung für den Mittelstand bietet und über ein Netzwerk von 60 Partnerkanzleien in Europa, Asien und den USA verfügt.
Neben dem Doppeljubiläum gibt es am 5. Mai 2011 in der Messe Chemnitz einen weiteren Grund zum Feiern: Alle Kanzleien erhalten an diesem Abend vom weltweit tätigen Prüfungsunternehmen Bureau Veritas das Qualitätsmanagement-Zertifikat nach der Norm ISO 9001. Anlässe genug für eine gemeinsame Festveranstaltung – und dafür, mit dem Scheck an „Tellerlein deck dich“ Menschen, mit denen es das Leben weniger gut gemeint hat, an der Freude über den Erfolg teilhaben zu lassen.