Steueroasen trocknen aus
Etwas überraschend ist dagegen, dass klassische Steuerflucht-Ziele wie Irland, Malta, Singapur, die Schweiz und Zypern aus Sicht der dortigen Ecovis-Kanzleien nicht (mehr) zu den Steueroasen zählen. "Die Schweiz bietet ausländischen Steuerhinterziehern kein sicheres Geldversteck mehr, seit sie unter wachsendem Druck der USA und der EU steht", sagt Professor Dr. Peter Lüdemann, Ecovis-Vorstand und Experte für internationales Steuerrecht. Aus der Schweiz flüchtende Steuersünder finden auch in Singapur kein Schwarzgeld-Asyl mehr. Denn der Stadtstaat macht jetzt ernst mit der Umsetzung der OECD-Standards für den grenzüberschreitenden Austausch steuerrelevanter Informationen.
"Unabhängig vom Problem der Steuerflucht in Niedrigsteuerländer geht die Tendenz weltweit zum gläsernen Steuerzahler, was die nationale Besteuerung angeht", erklärt Lüdemann. In 70 Prozent der erfassten Staaten sind Unternehmen und Institutionen gesetzlich verpflichtet, die Finanzbehörden über steuerlich relevante Sachverhalte Dritter, wie zum Beispiel Lohn- und Gehaltszahlungen oder Dividendenausschüttungen, zu informieren. In fast jedem zweiten Land haben diese Regelungen in den vergangenen Jahren zugenommen. 60 Prozent der Staaten setzen für die Erfassung von Steuerinformationen, oft sogar schon vor der Steuererklärung, digitale Methoden ein. In fast so vielen Ländern (55 Prozent) haben die Finanzverwaltungen in dieser Hinsicht in den vergangenen drei Jahren aufgerüstet. "Immer mehr Staaten greifen auch auf anonyme Tippgeber zurück, um Steuerhinterziehern auf die Spur zu kommen. Indes sind die Staaten, in denen Tippgeber ermuntert werden, mit 36 Prozent noch in der Minderheit", so Ann-Christin Büscher, Steuerberaterin bei Ecovis. Zugleich gibt es in 88 Prozent der untersuchten Staaten die Möglichkeit, bisher undeklarierte steuerliche Einkünfte (taxable income) freiwillig nachzumelden und damit einer Strafverfolgung zu entgehen, die bei einer Aufdeckung durch das Finanzamt droht.
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