Auf die Frage, wieviel Prozent der Zahlungsvorgänge automatisch in der Finanzbuchhaltung erfasst werden, antworteten Partner aus zehn Ländern. Übereinstimmend sehen sie darin administratives Kostensenkungspotenzial bei ihren Mandanten. Als weitere Vorteile werden eine transparentere und aktuellere Buchhaltung genannt. Im Praxiseinsatz zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede: In fünf Ländern – Deutschland, Brasilien, Mexiko, Ungarn und Südkorea – wird der entsprechende Anteil auf 80 bis über 90 Prozent geschätzt. Am weitesten fortgeschritten ist Südkorea mit 98 Prozent. Dahinter bleiben Australien (25 Prozent), die Türkei (10 Prozent) und Serbien (5 Prozent) deutlich zurück. Für China und Italien vermeldeten die Partnerkanzleien sogar nur eine Quote für die automatische Übernahme in die Buchhaltung von null Prozent. Was den Fiskus betrifft, so müssen in jedem dritten Land die täglichen Bareinnahmen sicher abgespeichert und an die Finanzbehörden übermittelt werden – in China, Italien und Südkorea monatlich. In Lettland besteht nur die Verpflichtung, die Bareinnahmen mit einer geschützten Software zu erfassen. In Serbien müssen die Aufzeichnungen der Bargeschäfte für Steuerprüfungen sicher aufbewahrt werden.
So klar der generelle Trend zum bargeldlosen und zunehmend digitalen Bezahlen ist, sind doch deutliche Unterschiede zwischen den Ländern erkennbar. In den meisten untersuchten Staaten herrscht am Point of Sale (PoS) – also bei Einkäufen im Einzel-, Versand- und Onlinehandel, beim Bezahlen in Restaurants und Bars, beim Frisör, von Reparaturen und anderen Dienstleistungen – noch Barzahlung vor. In Deutschland zum Beispiel sind es, gemessen an der Zahl der Transaktionen, nach einer Untersuchung der Bundesbank 79 Prozent, in Australien immerhin noch 47 Prozent.
Selbst in Südkorea, dem Land mit der höchsten Internet-Nutzung dank bester Breitbandversorgung, wird am PoS noch zu 34 Prozent bar bezahlt. Beliebtestes Zahlungsmittel sind Kreditkarten (knapp 40 Prozent). Für diese Präferenzen gibt es zwei Gründe: Zum einen gewähren die Finanzbehörden seit 1999 für die Verwendung von Kreditkarten oder Kassenbons eine Reduzierung des steuerbaren Einkommens, um so die Transparenz von Bargeschäften im Einzelhandel zu verbessern. Zum anderen ist die niedrige Nutzungsrate moderner elektronischer Bezahlverfahren laut einer Studie der Bank of Korea auf mangelndes Vertrauen in die E-Payment-Services zurückzuführen, die üblicherweise von Nichtbanken angeboten werden.
Eine geringe Rolle spielt Bargeld dagegen in Frankreich und den USA. In Frankreich ist an der Kasse Bezahlen mit Debit-Karten per Electronic Cash dominant (45 Prozent), gefolgt von Überweisungen, Lastschriftabbuchungen – und, wenn auch rückläufig – mit Schecks, die in Deutschland als Zahlungsmittel praktisch verschwunden sind. Dies gilt auch für Australien. „Einen extremen Rückgang im Gebrauch von Schecks“, konstatiert Scott Hogan-Smith, Ecovis-Partner in Sydney. Derweil haben Internet-Bezahlsysteme à la PayPal inzwischen „down under“ mit fünf Prozent einen signifikanten Anteil erreicht. In den USA sind Kreditkarten und elektronische Überweisungen das bevorzugte Zahlungsmittel am Point of Sale.
Für Griechenland erwartet Maria Varthaliti, Ecovis-Partnerin in Athen, dass sich das Bezahlen mit Debit- und Kreditkarten ausbreiten wird. Auslöser sind die geltenden Kapitalverkehrskontrollen. So dürfen vom Bankkonto höchstens 420 Euro Bargeld pro Woche abgehoben werden, und das nur mit Debitkarte. Barauszahlungen mit Kredit- oder Prepaid-Karte sind verboten. „In Italien sind elektronische Bezahlverfahren sukzessive auf dem Vormarsch“, sagt Emilio Martinotti, Ecovis-Partner in Turin. Einer der Gründe ist die bisherige Höchstgrenze für Barzahlungen von 1.000 Euro, die allerdings Anfang 2016 auf 3.000 Euro angehoben wurde. Generell wird damit gerechnet, dass der Anteil der Online- und insbesondere Mobile-Banking-Nutzer wachsen wird. „Dies wird vor allem dem mobilen Bezahlen mit Smartphone oder Tablet einen kräftigen Schub geben“, meint Alexander Weigert. Ein Indiz dafür ist der rapide Anstieg des mobilen Bezahlens in Südkorea von 3,7 Prozent 2014 auf 6,4 Prozent im vergangenen Jahr.
Auf die Frage, inwieweit die Staaten steuerliche Pflichten oder Buchhaltungsanforderungen im Hinblick auf bargeldlose bzw. digitale Bezahlverfahren neu geregelt haben (oder dies kurz bevorsteht), antworteten Partner in zwölf Ländern. In vier Ländern gab es keine Veränderungen, in acht mit unterschiedlicher Intensität. Bemerkenswert ist hier Australien; dazu schreibt Ecovis-Partner Scott Hogan-Smith: „Die australische Steuerverwaltung hat für das Fiskaljahr 2014 einen umfassenden Datensammelprozess durchgeführt, der 18 spezialisierte Bezahlsysteme, darunter PayPal, erfasst. Zudem hat sie zwischen 15.000 und 20.000 Ebay-Verkäufer geprüft, die einen Umsatz bis zu 10.000 australischen Dollar (AUD) erzielt haben.“