Nur allzu häufig wird dabei vergessen, dass das europäische Schuldendebakel nicht nur hausgemachte Ursachen hat wie in Griechenland oder Spanien, sondern dass auch die Weltfinanzkrise 2007 bis 2009 dazu beigetragen hat. Damals mussten die Staaten mit Steuergeldern Banken retten und die Konjunktur stützen. Nun sollen die EZB und wohlhabende Europartner wie Deutschland helfen. Doch selbst wenn sich die Lage in Europa wieder beruhigen sollte, droht nach den US-Wahlen im Herbst neues Ungemach. Denn ob er nun Obama oder Romney heißt: Der neue Präsident wird Haushaltsdefizite abbauen müssen, und die Konsequenzen daraus wird auch die Weltwirtschaft spüren. „Unternehmer müssen sich dauerhaft auf hohe Risiken und stark schwankende Märkte einstellen“, warnt Dr. Ferdinand Rüchardt, Vorstand von Ecovis.
Europa hat nur drei Alternativen
Die Euroländer stehen heute an einer Kreuzung, die ihnen im Grunde nur drei Wege eröffnet. Der eine führt hin zu einer „Stabilitätsunion“ mit Schuldenbremsen und harten Sanktionsmechanismen. Konsequenz: Der Staat muss Wohltaten drastisch zurückfahren oder höhere Steuern einfordern. Eine zweite Alternative ist die „Fiskalunion“, die mit Eurobonds und der Abgabe nationaler Souveränitäten den Weg zu einer politischen Union ebnet – und zu höheren Zinsen auch in Deutschland führt. Eine dritte Option ist die Übernahme von Staatsschulden durch die Zentralbank. Damit würden die Risiken bei anhaltend niedrigen Zinsen in die Zukunft verlagert und später per Inflation abgebaut. Getreu dem Motto: Inflation ist die Hölle der Gläubiger und das Paradies der Schuldner.
Welchen Weg die Politik gehen wird, ist noch offen. Auf dem EU-Gipfel im Juni aber haben sich die Regierungschefs bereits zu einer neuen „echten“ Wirtschafts- und Währungsunion bekannt. Nur die Bauteile für dieses Gerüst fehlen noch. Absehbar ist zudem, dass die Inflation auf Raten von drei bis fünf Prozent anziehen dürfte. „Wenn die Zinsen gleichzeitig auf niedrigem Niveau verharren, führt das quasi zu einer Teilenteignung von Sparern und Anlegern“, warnt Rüchardt.
Den Betrieb sturmfest machen
Für Unternehmer kommt es angesichts dieses Szenarios jetzt in erster Linie darauf an, auf inflationäre Tendenzen und ein schwieriger vorhersehbares Umfeld auch gut vorbereitet zu sein. Schon ein zeitnahes Rechnungswesen, die laufende Liquiditätsplanung und ein systematisches Forderungsmanagement tragen dazu bei, dass der Betrieb nicht unvermittelt am Lebensnerv getroffen werden kann.
Ebenso sollte man frühzeitig überlegen, ob und wie man inflationsbedingt notwendige Preissteigerungen am Markt durchsetzen kann. „Andernfalls nämlich droht real ein Kostensprung bei gleichen Erlösen“, sagt Rüchardt. Nicht minder wichtig sei es zu wissen, welche Personal- oder Sachkosten im Ernstfall schnell gesenkt werden können.
Auch die Unternehmensfinanzierung erscheint in neuem Licht. So schützt ein starkes Eigenkapitalpolster vor Unwägbarkeiten. Andererseits wird bei Inflation die Kreditaufnahme attraktiver, weil die Schulden dann real an Gewicht verlieren. Unternehmer sollten beide Aspekte berücksichtigen. Ähnliches gilt mit Blick auf die Zinsbindung. Sicherheitsorientierte Firmenchefs werden sich die aktuell niedrigen Zinsen langfristig sichern. Wer unternehmerisch denkt und flexibel ist, kann auch die Zinsvorteile variabler Konditionen nutzen. „Grundsätzlich sollten Unternehmen die Verbindung zu drei bis vier solide wirtschaftenden regionalen Banken, insbesondere zu genossenschaftlichen Instituten und Sparkassen, pflegen“, rät Stefan Wirth, Steuerberater bei Ecovis. Das verhindert Abhängigkeiten, und wenn der Betrieb einmal Probleme mit der Kreditrückzahlung hat, kann die Bank auch nicht gleich auf alle Guthaben zugreifen. Auf der Anlageseite wiederum federt man so das Risiko von Bankzusammenbrüchen zusätzlich ab.
Privatvermögen mit Sachwerten schützen
Wenn es um den Erhalt des Privatvermögens geht, wird man eine Insel der Seligen außerhalb der deutschen Grenzen heute nicht so leicht finden. Im Gegenteil: Das immense Interesse an Bundesanleihen zeigt, dass die Bundesrepublik von Investoren aus aller Welt als sicherer Hafen angesteuert wird. Gerade in Deutschland verwurzelte Unternehmer haben gute Gründe, ihr Vermögen im eigenen Land zu behalten. Das gilt nicht zuletzt mit Blick auf die stabilen Rahmenbedingungen. Auch eine kürzlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in die Diskussion gebrachte Zwangsabgabe für Reiche hält das Bundesverfassungsgericht nur unter ganz „engen Voraussetzungen“ für zulässig. Ähnliche Hürden dürfte es für die mitunter diskutierte Einführung eines Lastenausgleichs geben, wie ihn Eigentümer von Immobilien nach dem Zweiten Weltkrieg als Ausgleich für ihre geringeren Belastungen durch die Währungsreform entrichten mussten.
Ungeachtet solcher Risiken führt
an Immobilien kein Weg vorbei. „Als Realwerte bieten sie Schutz gegen Inflation – und noch kann in Deutschland, abgesehen von Überhitzungserscheinungen in Ballungszentren wie etwa München, von Preisblasen keine Rede sein“, sagt Wirth. Auch Gold rückt als „Angstwährung“ immer wieder verstärkt ins Blickfeld. Allerdings: Das gelbe Metall wirft keine laufenden Erträge ab und ist gerade nach den vergangenen Wertsteigerungen auch mit Verlustrisiken behaftet. Mit noch stärkeren Kursschwankungen müssen Anleger bei Investments in Aktien rechnen. Sie gelten zwar ebenfalls als Sachwerte und bieten entsprechend ihrem Risiko hohe Gewinnchancen. Die Gefahr, zum falschen Zeitpunkt einzusteigen, ist aber gerade angesichts der derzeit starken Kursschwankungen besonders groß.
Worüber wir reden sollten
• Wie kann ich mich durch die klare Abgrenzung von betrieblichem und privatem Vermögen vor höheren Risiken schützen?
• Ist mein Unternehmen auf Notfallsituationen gut vorbereitet?
• Welche Konsequenzen resultieren aus der Eurokrise für die betriebliche Finanzierung?
• Wie schütze ich mein Privatvermögen vor Geldentwertung und staatlichen Zugriffen?
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